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Special.
Auslese 2013 - Die Redaktion blickt zurück

Auslese 2013 - Die Redaktion blickt zurück

2013 war das wohl bemerkenswerteste Kinojahr seit Ewigkeiten: Nicht nur, dass die Majorstudios von einer ganzen Serie von Flops geplagt wurden und im Zuge dessen mit Will Smith auch der letzte finanziell einträchtige Star zukünftig seinen Status neu überdenken muss - ausgerechnet ein kleiner, billig produzierter Trashfilm mit Haifischtornados bekam die Aufmerksamkeit von Medien und Zuschauer, die die Großen eigentlich für sich beanspruchen. Ob sich hier ein Publikum für jahrelange, maßlose Überfütterung mit immer seelenloseren Produkten rächt? Man wird sehen, was 2014 bringt.

Bis dahin gibt es erstmal unseren persönlichen Rückblick...

Autoren.
Hasko Baumann
André Becker
Rajko Burchardt
Thorsten Hanisch
Björn Lahrmann
David Leuenberger
Florian Lieb
Sebastian Moitzheim



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LEVIATHAN

LEVIATHAN (Frankreich/Großbritannien/USA 2012)
Original Titel. LEVIATHAN Regie. LUCIEN CASTAIGN-TAYLOR . VÉRÉNA PARAVEL
Dokumentarfilm als Überwältigungskino, unmittelbare Wahrheit in der Orientierungslosigkeit. Riecht nach Fisch, aber richtig gut.

SPRING BREAKERS (USA 2013)
Original Titel. SPRING BREAKERS Regie. HARMONY KORINE
Harmony Korine ist völlig egal, wie sein Film wem gefällt, der ist einfach so, fuck you. Ohne Spott und Hohn, ohne Diffamierung seiner Figuren entwirft er eine (Alp)Traumwelt, deren Leere die des Films ist.

DRUG WAR (China/Hong Kong 2012)
Original Titel. DU ZHAN Regie. JOHNNIE TO
Wie Korine will Johnnie To einfach Filme machen, wie sie ihm gefallen; und was ihm gefällt, gefällt auch mir. Der Europäer unter den Asiaten, voller Liebe und Anstand.

CAPTAIN PHILLIPS (USA 2013)
Original Titel. CAPTAIN PHILLIPS Regie. PAUL GREENGRASS
Ein blutüberströmter Tom Hanks ringt verzweifelt um Fassung - das ist eines der stärksten Bilder dieses Kinojahres. Ein Bild aus einem klugen, hochspannenden Film über Menschen in Extremsituationen.

THE FROZEN GROUND (USA 2013)
Original Titel. THE FROZEN GROUND Regie. SCOTT WALKER
Scott Walker findet im frostigen Alaska und im unwirtlichen Rotmilieu ein authentisches Gefühl der Menschenfeindlichkeit. Mittendrin das mißbrauchte Leidensmädchen Vanessa Hudgens und die schwarzen Monsteraugen John Cusacks. Man will, daß das gut ausgeht.

GETAWAY (USA 2013)
Original Titel. GETAWAY Regie. COURTNEY SOLOMON
Der erste GoPro-Actionfilm reduziert alles aufs Wesentliche: Crash and Burn. Pure Kinetik. Mittendrin Hawke und Gomez, die ein stimmiges Duo abgeben - das Herzstück einer atemlosen Hetzjagd. Actionfilm des Jahres.

THE KILLING SEASON (USA 2013)
Original Titel. THE KILLING SEASON Regie. MARK STEVEN JOHNSON
Kein Symbolismus, keine Meta-Ebene, einfach nur der überraschend brutale Schlagabtausch zweier körperlich und geistig Kriegsversehrter. Das kann man trashig finden wie Travoltas albernen Bart und den ebensolchen pseudoserbischen Akzent. Oder sich erfreuen an einem knallharten Männerfilm, der nur Rudiment sein will.

SHOOTOUT - KEINE GNADE (USA 2013)
Original Titel. BULLET TO THE HEAD Regie. WALTER HILL
Alles an diesem Film ist erwartbar. Aber es ist ein Film von Walter Hill. Der bisher wohl schönste Throwback-Actioner mit einem kraftvollen Stallone, der sich mit Jason Momoa entzückend die Fresse polieren darf.

STOKER - DIE UNSCHULD ENDET (USA/Großbritannien 2013)
Original Titel. STOKER Regie. PARK-CHAN WOOK
Auch wenn diese Hommage an Hitchcocks SHADOW OF A DOUBT sich letztlich als hanebüchene Psycho-Mär herausstellt, verdient der Film für seinen komplexen Schnitt und die beunruhigend-berückenden Bilder maximale Bewunderung. Sehenswert, ganz im Wortsinn.

LIBERACE (USA 2013)
Original Titel. BEHIND THE CANDELABRA Regie. STEVEN SODERBERGH
Manchmal grelle, größtenteils merkwürdig kühle Farce, die Liberaces Welt zwar amüsiert, aber nie herablassend beäugt. Vor allem aber ein grandioser Schauspielerfilm, ein unvergeßliches Miteinander zweier uneitler Stars.

flop

THE PLACE BEYOND THE PINES (USA 2012)
Original Titel. THE PLACE BEYOND THE PINES Regie. NICOLAS WINDING REFN
Der doofste Film aus Ryan Goslings Drei-doofe-Filme-Jahr. Und das will was heißen.

PACIFIC RIM (USA 2013)
Original Titel. PACIFIC RIM Regie. GUILLERMO DEL TORO
Sagenhaft ödes Getöse-Kino, das selbst die Blockbustercrowd nicht fressen wollte.

AFTERSHOCK (USA 2013)
Original Titel. AFTERSHOCK Regie. NICOLAS LOPEZ
Lazy Nerdfutter, dumm und frauenfeindlich: Grenzt an Publikumsverachtung.

Kriminell überbewertet: GRAVITY, ein durch und durch künstlicher Computerfilm mit künstlichen Figuren und einer künstlich gestrafften Hauptdarstellerin.
Kriminell unterbewertet: PAIN AND GAIN, Michael Bays asozialer Haßfilm, der alles und jeden verachtet und in der ersten Hälfte einen bildstarken und ideenreichen Filmemacher im entzückenden Troma-Modus zeigt. Danach leider business as usual.
Kriminell übersehen: MALAVITA - THE FAMILY, ein sympathischer Mafia-Ulk von Luc Besson, der Robert De Niro in allerbester Spiellaune zeigt.


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DJANGO UNCHAINED

DJANGO UNCHAINED (USA 2012)
Original Titel. DJANGO UNCHAINED Regie. QUENTIN TARANTINO
Der neue Tarantino erfüllte alle Erwartungen und verdeutlichte mit Nachdruck, dass der Regisseur auch weiterhin zu den interessantesten Filmemachern der Traumfabrik gezählt werden muss.

STOKER - DIE UNSCHULD ENDET (USA/Großbritannien 2013)
Original Titel. STOKER Regie. CHAN WOOK-PARK
Unglaublich fesselndes Hollywood-Debüt des südkoreanischen Meisterregisseurs Park Chan-Wook. Eine Bombe von Film irgendwo zwischen Familiendrama, Thriller und flirrender Erotik.

EVIL DEAD (USA 2013)
Original Titel. EVIL DEAD Regie. FEDE ALVAREZ
Sicherlich DER Horrorfilm 2013. Das kompromisslos blutige Remake zeigte allen Zweiflern den Stinkefinger und rockte die Lichtspielhäuser in Grund und Boden.

THE PLACE BEYOND THE PINES (USA 2012)
Original Titel. THE PLACE BEYOND THE PINES Regie. DEREK CIANFRANCE
Schlau erzähltes, nie aufdringlich inszeniertes Drama um Schuld und Sühne, Vaterschaft und die allumfassende Macht des Schicksals. Sensationelle Bilder für die Ewigkeit (allein die Eingangssequenz!), tolle Schauspieler (Gosling, Cooper, Mendes), ein überragender Score sowie ein intelligentes Drehbuch machten den Film zu einem energiegeladenen Ereignis.

INSIDE LLEWYN DAVIS (USA/Frankreich 2013)
Original Titel. INSIDE LLEWYN DAVIS Regie. ETHAN COEN . JOEL COEN
Leise, aber dennoch kraftvoll in Szene gesetzte, herrlich melancholische Reise ins New York der sechziger Jahre. Wunderbar entschleunigtes Kino zum Träumen.

ELYSIUM (USA 2013)
Original Titel. ELYSIUM Regie. NEIL BLOMKAMP
Vielschichtig angelegter Science-Fiction mit cleverer Storyline, rasanten Actionszenen und einer mitreißenden Bildsprache.

flop

MOVIE 43 (USA 2013)
Original Titel. MOVIE 43 Regie. diverse
Peinliche Möchtegern-Komödie, die mit permanenten Grenzüberschreitungen und doofen Fäkal-Witzen die Nerven des Publikums strapazierte. Kino zum Kotzen. Fürwahr.

STIRB LANGSAM - EIN GUTER TAG ZUM STERBEN (USA 2013)
Original Titel. A GOOD DAY TO DIE HARD Regie. JOHN MOORE
Unfassbar misslungener fünfter Teil, der auch als stinknormaler Actionfilm erbärmliche Resultate ablieferte.

PARKER (USA 2013)
Original Titel. PARKER Regie. TAYLOR HACKFORD
Öder und erschreckend langatmiger Schmalspur-Krimi mit Jason Statham und einer maßlos überforderten Jennifer Lopez.

RIDDICK - ÜBERLEBEN IST SEINE RACHE (USA 2013)
Original Titel. RIDDICK - DEAD MAN STALKING Regie. DAVID TWOHY
Langweiliger Mix aus Horror und Action, der mit seiner verkrampften Ernsthaftigkeit und der aufgesetzten Coolness gehörig nervte.

MACHETE KILLS (USA 2013)
Original Titel. MACHETE KILLS Regie. ROBERT RODRIGUEZ
Vollkommen uninspirierte und gänzlich überflüssige Fortsetzung, die selbst gutgestimmte Grindhouse-Fans enttäuscht zurückließ.

Sonst noch erwähnenswert:
ONLY GOD FORGIVES: Nicolas Winding Refn ignorierte konsequent fast sämtliche Publikumserwartungen und schuf eine verstörende, aber auch faszinierende Gewaltballade. Das sowohl der Durchschnittskinogänger, als auch das Feuilleton kaum etwas damit anfangen konnten ist wenig überraschend.
SPRING BREAKERS: Oft als kleingeistige Schmuddel-Phantasie missverstanden sorgte Harmony Korines schwer einzuordnender Genre-Hybrid noch lange nach Kinostart für Diskussionsstoff. Kein Film polarisierte heftiger und spaltete das Publikum stärker in Hater und Befürworter.
WORLD WAR Z: Marc Forsters Zombiefilm verzichtete zwar weitestgehend auf die genretypischen gesellschaftskritischen Zwischentöne, wusste als Big-Budget-Produktion mit einigen atemberaubenden Sequenzen und einer gelungenen Spannungsdramaturgie jedoch durchaus zu gefallen. Auf jeden Fall eine der Überraschungen des Jahres.


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DAS FEHLENDE BILD

DAS FEHLENDE BILD (Kambodscha 2013)
Original Titel. L'IMAGE MANQUANTE Regie. RITHY PANH
Der sanfte Sieg des künstlerischen Ausdrucks über den Zorn.

FRANKENWEENIE (USA 2012)
Original Titel. FRANKENWEENIE Regie. TIM BURTON
Lausbubenstreich. Balsam. Auch Wiedergutmachung. Mein Kino.

LEVIATHAN (Frankreich/Großbritannien/USA 2012)
Original Titel. LEVIATHAN Regie. LUCIEN CASTAIGN-TAYLOR . VÉRÉNA PARAVEL
Ein bisschen seekrank muss sein. Und ästhetische Angriffslust sowieso.

SILVER LININGS (USA 2012)
Original Titel. SILVER LININGS PLAYBOOK Regie. DAVID O. RUSSELL
Nicht das Klischee der sich nach diffusen Regeln ins Normative zurückspielenden Liebenden einlösen, sondern planlos vergnügt gegen ebendiese antanzen. Auch mein Kino.

AME UND YUKI: DIE WOLFSKINDER (Japan 2012)
Original Titel. OKAMI KODOMO NO AME TO YUKI Regie. MAMORU HOSODA
Animiertes Erzählen ohne ökonomische Einschränkungen; unglaublich, wie der Film phantastische Initiationsriten in einen letztlich beinahe gewöhnlichen Alltagsrealismus einebnet.

NEW WORLD - ZWISCHEN DEN FRONTEN (Korea 2013)
Original Titel. SINSEGYE Regie. PARK HOON-JUNG
Solches Schlusseinstellungspathos traut sich ja einfach niemand mehr. In der neuen Welt.

OSLO, 31. AUGUST (Norwegen 2011)
Original Titel. OSLO, 31. AUGUST Regie. JOACHIM TRIER
Vielleicht wirklich die einzige Konsequenz auf das, was man Gesellschaft nennt.

KINDSKÖPFE 2 (USA 2013)
Original Titel. GROWN UPS 2 Regie. DENNIS DUGAN
Versöhnt Hollywood wenigstens einen Moment lang mit der Homophobie der US-Komödie. Und rülpst und pupst, wo es erzählerischen Freiraum genießt. This is it.

DER FREMDE AM SEE (Frankreich 2013)
Original Titel. L'INCONNU DU LAC Regie. ALAIN GUIRAUDIE
Friedkins CRUISING als nicht auf Murder Mystery versteifte, aber ebenso fiebrige und doch auch mal Grundsätzliches über queere Lust zur Disposition stellende Outdoor-Variante.

LIBERACE (USA 2013)
Original Titel. BEHIND THE CANDELABRA Regie. STEVEN SODERBERGH
Douglas. Damon. Lowe! Von mir aus auch Soderbergh.

flop

SPRING BREAKERS (USA 2013)
Original Titel. SPRING BREAKERS Regie. HARMONY KORINE
Ein mit dem Schwanz gedachter Film. Und eine "cinephile" Rezeption, die es ihm gleichtat.

ONLY GOD FORGIVES (Dänemark/Frankreich/Thailand 2013)
Original Titel. ONLY GOD FORGIVES Regie. NICOLAS WINDING REFN
Partiell erheiternd. Das ist mehr, als ich erwartet hatte.

MAN OF STEEL (USA 2013)
Original Titel. MAN OF STEEL Regie. ZACK SNYDER
There's only ONE way this ends, Kal: Either you die, or I do.


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00 SCHNEIDER - IM WENDEKREIS DER EIDECHSE

00 SCHNEIDER - IM WENDEKREIS DER EIDECHSE (Deutschland 2013)
Original Titel. 00 SCHNEIDER - IM WENDEKREIS DER EIDECHSE Regie. HELGE SCHNEIDER
Größte Überraschung des Jahres: Helge Schneider, Deutschlands nach wie vor wertvollstes Kulturgut, entpuppt sich mit seinem eigensinnigen, überraschend bildgewaltigen "Grindhouse"-Beitrag als versierter Genrekenner auf den Spuren von Ti West.

PRISONERS (USA 2013)
Original Titel. PRISONERS Regie. DENNIS VILLENEUVE
Ungemein intellektuell stimulierende, tiefschwarze Ansammlung von Charakterportraits im Gewand eines Krimis.

ONLY GOD FORGIVES (Dänemark/Frankreich/Thailand/USA/Schweden 2013)
Original Titel. ONLY GOD FORGIVES Regie. NICOLAS WINDING REFN
So gefällt mir das: Der Regierabauke schlenkert mit DRIVE erst in den Mainstream, nur um gleich darauf diverse Topoi aus der griechischen Mythologie zu refinisieren und mit ausgestreckten Mittelfinger in die genormte Hipster-Crowd zu schmettern. Buh-Rufe und Hasskritiken natürlich meilenweit erahnbar.
Arroganz kann so schön sein!

DRUG WAR (China/Hong Kong 2012)
Original Titel. DU ZHAN Regie. JOHNNIE TO
To lässt endlich seine Stylefürze der letzten Jahre hinter sich und widmet sich mit seiner Melville-Metamorphose wieder dem Film. So nah wie mit diesem regelrecht apokalyptischen Drogenthriller war er dem französischen Regietitanen noch nie.

SPRING BREAKERS (USA 2013)
Original Titel. SPRING BREAKERS Regie. HARMONY KORINE
Und noch mal lautet die Maxime I don't give a flying fuck: Setzte sich Korine 2009 mit TRASH HUMPERS noch mit gespreizten Beinen ins Tor, liefert er hier den hinterfotzigsten Film des Jahres: Die PROJECT X-Crowd wurde dank einer geschickten Werbecampagne hinters Licht geführt und beim Rest sorgten die Disneyprinzesschen im kunterbunten Drogenrausch für gespaltene Gemüter: SPRING BREAKERS ist so gewieft angelegt, dass sich letztendlich so ziemlich alles reinlesen lässt. Was den Film aber nur umso reizvoller macht.

MOTORWAY (Hong Kong 2012)
Original Titel. CHE SAU Regie. POU-SOI CHEANG
Männerfilm, durch und durch, bis auf das, allerdings fantastisch aussehende, Skelett runtergeknabbert: Cop, Gangster, ihre Autos - GO!

ZERO DARK THIRTY (USA 2013)
Original Titel. ZERO DARK THIRTY Regie. KATHRYN BIGELOW
Schönster US-Geschichtsfilm seit Dekaden. Im Prinzip das Kriegsfilm-Äquivalent zu SPRING BREAKERS: Glänzend gemacht und so ausgefuchst angelegt, dass jeder eine andere Meinung dazu hat. Nur der Film hat keine.

THE CRIME (Großbritannien 2012)
Original Titel. THE SWEENEY Regie. NICK LOVE
Wir wußten's doch alle: Der Sixpack steht am besten im Kühlschrank, gesundes Essen ist nur was für Weicheier, Bürohengste bringen's nicht im Bett und dieser ganze Resozialisierungsschwachsinn ist eh für die Tonne. Wunderbarer, parodistisch überspitzer, Copfetzer der alten Schule für Leute, die sich gerne mal gepflegt am Sack kratzen.

THE PAPERBOY (USA 2012)
Original Titel. THE PAPERBOY Regie. LEE DANIELS
Gibt's viel zu selten: Stars am Abdrehen. Kidman, McConaughey und Cusack so verschlampt, versifft und ölig wie nie zuvor. Und zwischendrin sitzt Disneygewächs Zac Efron und guckt doof. Aber ganz ehrlich, ich konnt's auch nicht glauben. Neo-Exploitation der Extraklasse. Bitte mehr.

THE PURGE - DIE SÄUBERUNG (USA 2013)
Original Titel. THE PURGE Regie. JAMES DEMONACO
Wundervoll ätzende Anti-Amerika-Satire, verpackt als rasanter Genrefilm mit gruseligem Sozialwissenschaftsstudenten als Antagonisten, der eigentlich nicht wirklich eine Maske braucht.

A PLACE BEYOND THE PINES (USA 2012)
Original Titel. A PLACE BEYOND THE PINES Regie. DEREK CIANFRANCE
Muss auch mal wieder sein: Klassisches Hollywood-Entertainment ohne Kampfroboter-Firlefanz, sondern mit Top-Cast und geschliffenem Spitzendrehbuch.

HANNIBAL - SEASON 1 (USA 2013)
Original Titel. HANNIBAL - SEASON 1 Regie. diverse
Lecker-Schmecker: Das die völlig ausgelutschte Filmfranchise in Serienform nochmal einen gewaltigen Energieschub kriegt, hätte wohl niemand gedacht. Und das dann auch noch dermaßen finster, wirklich völlig kaputt und unfassbar bildgewaltig.

flop

SHOOUTOUT - KEINE GNADE (USA 2012)
Original Titel. BULLET TO THE HEAD Regie. WALTER HILL
Floplisten sind für mich immer ein bisschen schwierig, da ich schlechte Filme schnell vergesse, beziehungsweise diese für mich nicht weiter erwähnenswert sind, doch SHOUTOUT - KEIN GNADE tat wirklich weh. Das Comeback des von mir seit Kindsbeinen vergötterten Walter Hill ist natürlich kein Flop im eigentlichen Sinne, doch die Enttäuschung saß schon sehr tief: Das der ansonsten so schön, stimmungsvoll, so typisch gemachte Film ausgerechnet in den verblüffend hakeligen, regelrecht dilettantisch gemachten, total drucklosen Actionszenen die Hosen bis zu den Kniekehlen runterlässt, war nun wirklich nicht zu erwarten. Das kann einfach nicht sein. Ich vermute stark, dass hier Sly seine ungeübten Finger im Spiel hatte. Die Wahrheit liegt da draußen...! Director's Cut - please!


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SPRING BREAKERS

SPRING BREAKERS (USA 2013)
Original Titel. SPRING BREAKERS Regie. HARMONY KORINE
Die Frage ist doch nicht, ob Korine auch immer schön die Waage hält zwischen Teenagermelo, Disneyporno, Moralvakuumshorror und Pure-Cinema-Rausch. Sondern, warum sich die Frage überhaupt stellt. That said: "Spriiiiiiing breeeeak... forever", was hatte ich davon einen Ohrwurm, monatelang. Das kriegen wirklich nur die Schlimmsten hin. Oder die Allerbesten.

LEVIATHAN (Frankreich/Großbritannien/USA 2012)
Original Titel. LEVIATHAN Regie. LUCIEN CASTAIGN-TAYLOR . VÉRÉNA PARAVEL
Ozeanische Arbeits- und Existenzverhältnisse an der Abbildungsschwelle, wo sich Konkretion und Abstraktion gute Nacht sagen. Sind das noch Möwen hinterm Wasserspiegel oder schon Norman-McLaren-Kritzeleien? Wo hört Hochsee-Field-Recording auf, wo fängt Metal Machine Music an? The audience sleeps with the fishes, Freischwimmen unmöglich.

DRUG WAR (China/Hong Kong 2012)
Original Titel. Regie.JOHNNIE TO
Der Glaube versetzt Frachtschiffe: Johnnie To reimaginiert HEAT (sozusagen) als grimmiges Faux Buddy Movie in Stahlblau, das, statt sich episch fett auszubreiten, in drahtigen Ein-Wort-Sequenzen denkt: Unfall, Anfall, Überfall. Genre à la carte, jeder Gang höchst originell zubereitet.

MUSEUM HOURS (Österreich/USA 2012)
Original Titel. MUSEUM HOURS Regie. JEM COHEN
Die "Freuden der kulturellen Niederungen" (D. Graf) weiß man erst im Wechselspiel mit kanonischer Kunst so richtig zu schätzen. Drum flaniert Cohens angenehm zielloses Wien-Essay vom Breughel-Panoptikum im Kunsthistorischen Museum zur Schnappschusswand in der Eckkneipe, ohne aus deren Ähnlichkeit voreilige Schlüsse zu ziehen. Außer halt: Beides stiftet, indem es sie zeigt, Gesellschaft.

DAS MERKWÜRDIGE KÄTZCHEN (Deutschland 2013)
Original Titel. DAS MERKWÜRDIGE KÄTZCHEN Regie. RAMON ZÜRCHER
Deutlich merkwürdiger als das Kätzchen ist der Film, durch den es spaziert. Ein Apartment, eine Familie wird zerlegt in eine Kette von Reaction Shots, bei denen nie ganz klar ist, wer jetzt eigentlich worauf reagiert und warum. Egal, man freut und wundert sich umso mehr über dieses schön beknackte Schnittgrammatik-Spiel, das nur halb so amüsant wäre, würde man seine Regeln kennen.

NOT FADE AWAY (USA 2012)
Original Titel. NOT FADE AWAY Regie. DAVID CHASE
Wer heute noch von den 60ern erzählen will, von Rock 'n' Roll und Jungsein, kommt um die gängigen Mythen und Klischees kaum herum. David Chase versucht's gar nicht erst, verpackt Musik- und Mediengeschichte in ein (un)scheinbar generisches Aufstieg-und-Fall-Narrativ, worin er sich klammheimlich immer mehr Off-Beats ergroovt - bis zum beglückendsten Filmende des Jahres. Phony Beatlemania has bitten the dust.

NEIGHBORING SOUNDS (Brasilien 2012)
Original Titel. O SOM AO REDOR Regie. KLEBER MENDONÇA FILHO
An den Hundstagen in Recife steht ein street-view-exakt gemappter Mittelschichts-Wohnblock unter Strom. Gegen das Episodenfilm-Skriptvirus der schicksalhaft-soziotopischen Verwurstelungen ist Mendonça Gott sei Dank immun: In seinem Altmanesken Ensemblestück funktioniert Nachbarschaft eher als Neben- denn Miteinander von Geschichten, in deren Lücken das Unheimliche sprießt.

COMPUTER CHESS (USA 2013)
Original Titel. COMPUTER CHESS Regie. ANDREW BUJALSKI
Monokulturenclash im Konferenzhotel: Ungewandte Geeks stolpern in die Paartherapie, meiden wegen Camcorderempfindlichkeit jeden Sonnenkontakt und müssen sich die Frage aller Fragen gefallen lassen: "How does somebody end up being you?" Mit Ausnahme der Katzenplage - ein Gruß aus der Instagramgegenwart - spielt Bujalskis Ode an prä-digitale Uncoolness in einem DIY-Universum, für das es keinen Algorithmus gibt.

AME UND YUKI: DIE WOLFSKINDER (Japan 2012)
Original Titel. OKAMI KODOMO NO AME TO YUKI Regie. MAMORU HOSODA
Kaum eine Filmgattung bekommt frühkindliches Verhalten, den permanenten Widerstreit von Haben- und Nichthabenwollen, Lach- und Heul- und Schreikrampf prägnanter zu fassen als Animes. Mamoru Hosodas nur ganz hauchfein magischer Naturrealismus verstärkt seine Beobachtungsgabe für junge Familiendynamik sogar noch. Immer toll: Obst- und Gemüseanbau im japanischen Zeichentrick - der taufeuchte Traum jedes Selbstversorgers.

JOURNEY TO THE WEST: CONQUERING THE DEMONS (China 2013)
Original Titel. XI YOU XIANG MO PIAN Regie. STEPHEN CHOW . CHI-KIN KWOK
Ghostbusters im vormodernen China, Looney Tunes als Sexfarce in vulgären Süßigkeitenfarben, und zum Endkampf tritt King Kong gegen die Hand Buddhas an. So müsste jedes Nationalepos aussehen! Chow transformiert den ehrwürdigen Text zum aberwitzigen Jump 'n' Run, das sich CGI bestmöglich zu Diensten macht: als Hebel an den Türangeln physikalischer Gesetze.

flop

ONLY GOD FORGIVES (Dänemark/Frankreich/Thailand 2013)
Original Titel. ONLY GOD FORGIVES Regie. NICOLAS WINDING REFN
Aber nur aus Gewohnheit.

TRANCE (Großbritannien 2013)
Original Titel. TRANCE Regie. DANNY BOYLE
Boyle halt. Same ol' Emocore-Crescendo-Angeberkino, bei dem sich Rosario Dawson noch am wenigsten Blöße gibt.

AIN'T THEM BODIES SAINTS (USA 2013)
Original Titel. AIN'T THEM BODIES SAINTS Regie.
Ain't them Texans quaint. Die besten Plädoyers zu Terrence Malicks Verteidigung halten immer noch seine heiser nuschelnden Indie-Epigonen.

Kriminell überbewertet: PRINCE AVALANCHE, David Gordon Greens befürchtete Rückkehr zur Indie-Dramödie schlimmster skandinavischer Schrullenprovenienz. (Zugleich: Nichts, was die vierte Staffel EASTBOUND & DOWN nicht wettmachen würde.)
Kriminell unterbewertet: UM JEDEN PREIS, Ramin Bahranis weithin verspottetes Landwirtschafts-cum-NASCAR-Melodram, das altmodische Plottriebmittel und Quaid'sches Mega-Acting aufs Schönste mit beiläufig gegenwartshaltigen Iowa-Panoramen aneinanderrasseln lässt.
Kriminell übersehen: SNITCH, ein Mainstreamthriller, wie ihn Hollywood nur noch selten hinbekommt: trocken, todernst und tense as fuck. Ohne Dwayne Johnson freilich nur halb so viel wert.


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STOKER - DIE UNSCHULD ENDET

STOKER - DIE UNSCHULD ENDET (USA/Großbritannien 2013)
Original Titel. STOKER Regie. PARK CHAN-WOOK
Die beste Coming-of-age-Sexkomödie des Jahres und eine so inszenatorisch originelle wie wundervolle Hommage an IM SCHATTEN DES ZWEIFELS (die großartigste Coming-of-age-Sexkomödie aller Zeiten).

VENUS IM PELZ (Frankreich/Polen 2013)
Original Titel. LA VÉNUS À LA FOURRURE Regie. ROMAN POLANSKI
Erotisch knisternde Rollenspiele und ganz großes Schauspieler-Kino. Ja: KINO, kein abgefilmtes Theater! Ein Komödien-, Liebes- und Horror-Highlight für frankophone Filmeliebhaber.

PAIN & GAIN (USA 2013)
Original Titel. PAIN & GAIN Regie. MICHAEL BAY
Michael Bay sollte wesentlich öfter seine Spielzeugautos beiseite legen und "kleine" Filme drehen: solche unglaublichen und amoralischen Kunterbunt-Märchen über die Pervertierung des amerikanischen Traumes.

THE WORLD'S END (Großbritannien 2013)
Original Titel. THE WORLD'S END Regie. EDGAR WRIGHT
Ein würdiger und leicht melancholischer Abschluss der "Cornetto-Trilogie", mit der rührendsten und tragischsten Figur der Reihe und dem faszinierendsten, von Alkohol, Exzessen und purer Verzweiflung verwüsteten Gesicht des Jahres.

TATORT: AUS DER TIEFE DER ZEIT (Deutschland 2013)
Original Titel. TATORT: AUS DER TIEFE DER ZEIT Regie. DOMINIK GRAF
Wie Dominik Graf hier mit Feuer und Schwert des Deutschen TV-Nationalheiligtum in kleine Stücke zerlegt, ist schon bemerkenswert - und auch wahnsinnig unterhaltsam.

MODEST RECEPTION - DIE MACHT DES GELDES (Iran 2012)
Original Titel. PAZIRAIE SADEH Regie. MANI HAGHIGHI
Ein Mann und eine Frau wollen in einer Bergregion jedem so viel Bargeld wie möglich in die Hand drücken. Da sich die unbedarften Beschenkten dagegen wehren, greift das skurrile Paar zu immer drastischeren Überzeugungsmitteln: Eine wunderbar unbehagliche Reise vom Lacher über das Groteske bis hin zum nackten Grauen.

7 TAGE IN HAVANNA: DIARY OF A BEGINNER (Frankreich/Spanien 2012)
Original Titel. 7 DÍAS EN LA HABANA: DIARY OF A BEGINNER Regie. ELIA SULEIMAN
Der Palästinenser Elia Suleiman wandert erneut auf den Spuren Jacques Tatis und Buster Keatons - diesmal durch die Straßen Havannas - und verzichtet im Gegensatz zu den anderen sechs Regisseuren dieses Episodenfilms in seinem Segment ganz auf abgegriffenen Exotismus, immergleichen Touri-Kitsch und lahme Kuba-Klischees. Nur 16 Minuten voller bedeutungsoffener Tableaus, atmender Bilder und mysteriöser Ellipsen.

SPRING BREAKERS (USA 2013)
Original Titel. SPRING BREAKERS Regie. HARMONY KORINE
Nette Figuren in putziger Geschichte. Der wilde flotte Dreier zwischen Bild, Sound-Design und Musik toppt sie natürlich bei weitem.

LIBERACE - ZUVIEL DES GUTEN IST WUNDERVOLL (USA 2013)
Original Titel. BEHIND THE CANDELABRA Regie. STEVEN SODERBERGH
Die Romanze: voller Respekt, Zurückhaltung und Empathie für ihre neurotischen Figuren. Douglas und Damon spielen sich gegenseitig an die Wand, und Soderbergh lässt endlich mal seine potthässlichen Gelb- und Grün-Blenden stecken. Vielleicht sollte er wesentlich öfter seine Kino-Karriere beenden, wenn solche Filme dabei rauskommen.

IM WEISSEN RÖSSL - WEHE DU SINGST! (Deutschland/Österreich 2013)
Original Titel. IM WEISSEN RÖSSL - WEHE DU SINGST! Regie. CHRISTIAN THEEDE
Eine Variation von Ralph Benatzkys Kult-Operette, die Douglas Sirks Bonmot bestätigen möchte, wonach Trash mit einer Portion Verrücktheit ein naher Verwandter der hohen Kunst ist.

flop

PAULETTE (Frankreich 2012)
Original Titel. PAULETTE Regie. JÉRÔME ENRICO
Menschenverachtender Zynismus-Schund im leichten Sommerkomödien-Kleidchen Nr. 1: Eine misanthrope Front-National-Wählerin wie aus dem Bilderbuch wird den Zuschauern als coole Kiez-Oma verkauft. Und wie viele Filme wurden denn hierzulande nicht gezeigt, nur weil PAULETTE monatelang die Spielpläne von Programmkinos zumüllte?

GLORIA (Chile/Spanien 2013)
Original Titel. GLORIA Regie. SEBASTIÁN LELIO
Menschenverachtender Zynismus-Schund im leichten Sommerkomödien-Kleidchen Nr. 2: Eine narzisstische, paranoide und sadistische Heuchlerin wird den Zuschauen als nette Mittfünfzigerin von nebenan verkauft. Knallt ihren nicht ganz so gefühlstoten Ex-Liebhaber kaltblütig ab (zugegeben "nur" mit einer Paintball-Pistole) und dafür sollen wir sie gefälligst lieben und auch, weil sie danach so nett zu Schlagern aus dem Autoradio mitträllert. Kino für "Lächler" im Remarque'schen Sinne!

WIR SIND DIE MILLERS (USA 2013)
Original Titel. WE'RE THE MILLERS Regie. RAWSON MARSHALL THURBER
Reaktionäre Komödie für die ganze Familie und andere Liebhaber von Doofi-"Humor" Nr. 1: ultradämliches Road-Movie, in dem eine Fake-Familie dank gemeinsamer Abenteuer zur "richtigen" Familie zusammenwächst. Lachen soll man über: Schwule, Lesben, Genitalverletzungen und peinliches Mitsingen von Hiphop-Liedern.

GANZ WEIT HINTEN (USA 2013)
Original Titel. THE WAY WAY BACK Regie. NAT FAXON . JIM RASH
Reaktionäre Komödie für die ganze Familie und andere Liebhaber von Doofi-"Humor" Nr. 2: WIR SIND DIE MILLERS in der "Indie"-Version. Das heißt: Patchwork-Familie, peinlich mitgesungen wird bei "Indie"-Rock-Liedern und zu belachende schwule Personen sind "subtiler" codiert.

THE IMPOSSIBLE (Spanien 2012)
Original Titel. LO IMPOSIBLE Regie. J. A. BAYONA
Fiese, rassistische Exploitation im humanistischen Familien-Drama-Gewand: Die Tsunami-Hauptopfer sind natürlich nur eine handvoll westlicher Touristen, während die Einheimischen als inkompetente Tölpel dargestellt werden, die den europäischen Opfern bei ihrem tränendrüsen-drückenden Selbsthilfe-Heroismus die ganze Zeit nur dumm im Weg stehen.

PARKER (USA 2013)
Original Titel. PARKER Regie. TAYLOR HACKFORD
Sogenannte "Action"-Filme ohne Action Nr. 1: Statham im lustlosen Autopilot-Modus, "Action" ohne Choreografien, sondern nur in Wackel-Wackel-Schnitt-Manier und Jennifer Lopez darf ihre schauspielerische Talentlosigkeit im dümmsten Nebenplot der Welt ausbreiten.

FAST & FURIOUS 6 (USA 2013)
Original Titel. FAST & FURIOUS 6 Regie. JUSTIN LIN
Sogenannte "Action"-Filme ohne Action Nr. 2: mit (partieller) Ausnahme der Autobahnverfolgungsjagd nur zu Tode verwackelte und verschnittene Action, bemüht-coole Macho-Posen und Vin Diesels ausdruckslose Visage.

TO THE WONDER (USA 2012)
Original Titel. TO THE WONDER Regie. TERRENCE MALICK
(Noch) ein (weiterer) christlicher Werbeclip vom Regisseur, der vor 40 Jahren einmal das New-Hollywood-Meisterwerk BADLANDS inszeniert hat: Malicks bislang nervtötendste Karikatur seiner selbst.

DIE UNFASSBAREN - NOW YOU SEE ME (Frankreich/USA 2013)
Original Titel. NOW YOU SEE ME Regie. LOUIS LETERRIER
Schlechtes CGI als "Illusion", ein hanebüchenes Drehbuch für "Spannung", und "Überraschungen", die so überzeugend daherkommen wie ein totes Karnickel, der aus einem ramponierten Zylinder herausgeholt wird: so viele tolle Schauspieler in einem derartig bescheuerten Film zu verbraten ist fast schon dekadent.

KÖNIG VON DEUTSCHLAND (Deutschland/Frankreich 2013)
Original Titel. KÖNIG VON DEUTSCHLAND Regie. DAVID DIETL
Möchtegerne-Satire, die noch mittelmäßiger daherkommt als die Mittelmäßigkeit, die sie mit ihren Papiertigerzähchnen anknabbern möchte. Peinlich, dumm, und in ihrer Konsequenz auf dem Niveau eines Stammtisches nach der zehnten Herrengedeck-Runde.


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LA GRANDE BELLEZZA - DIE GROSSE SCHÖNHEIT

LA GRANDE BELLEZZA - DIE GROSSE SCHÖNHEIT (Italien/Frankreich 2013)
Original Titel. LA GRANDE BELLEZZA Regie. PAOLO SORRENTINO
Voll von Zitaten ist auch Paolo Sorrentinos Hommage an Federico Fellini und dessen LA DOLCE VITA, wenn ein Kolumnist sich von den Armen einer Frau zur nächsten und von dieser zu jener Party hangelt. Dazwischen findet sich dank Preisner auch ein Hauch von Terrence Malick und unterm Strich vermutlich der am kunstvollsten inszenierte Film 2013.

SPRING BREAKERS (USA 2013)
Original Titel. SPRING BREAKERS Regie. HARMONY KORINE
Sex, Drogen und Dubstep klatschte Harmony Korine relativ früh in diesem Jahr auf die Kinoleinwände. Dabei ist sein jüngster - und zugleich reifster - Film weitaus mehr als nur Fleischbeschau von Disney-Girlies. Vielmehr ist SPRING BREAKERS das vielschichtigste Werk, das Terrence Malick nie gedreht hat. Und vielleicht der Film des 21. Jahrhunderts.

STOKER - DIE UNSCHULD ENDET (USA/Großbritannien 2013)
Original Titel. STOKER Regie.
Audiovisuell beeindruckend fällt Park Chan-wooks US-Debüt nach Drehbuch von PRISON BREAK-Mime Wentworth Miller aus, wenn Mia Wasikowska in Winona-Ryder-Gedächtnis-Modus zu sich selbst findet. Mit schönem Dank an ihren soziopathischen Onkel. Das Endergebnis erinnert nicht von ungefähr an Alfred Hitchcock - mit einer Prise DEXTER.

FRANCES HA (USA 2013)
Original Titel. FRANCES HA Regie. NOAH BAUMBACH
Lebensfroh fällt Noah Baumbachs jüngster Film aus, ein Porträt von Greta Gerwigs liebenswerter Verliererin. Diese scheint zwar vom Leben abgehängt worden zu sein, lässt sich davon jedoch nicht in die Suppe spucken, sondern tanzt zu David Bowie durch New Yorks Straßen. Als hätte Woody Allen GIRLS inszenier - das Feel-Good-Movie des Jahres.

SOFIAS LETZTE AMBULANZ (Bulgarien/Kroatien/Deutschland 2012)
Original Titel. POSLEDNATA LINEIKA NA SOFIA Regie. ILIAN METEV
Eher absurd-komisch als dramatisch empfindet man die Tatsache, dass in Ilian Metevs Dokumentation das einzige (!) Reanimationsteam von Bulgariens Hauptstadt Sofia teils eine halbe Stunde lang keinen Kontakt zur Zentrale kriegt, mit hunderten Schlaglöcher kämpft und trotz aller Trostlosigkeit seine Menschlichkeit und Hoffnung nicht verliert.

JUNG & SCHÖN (Frankreich 2013)
Original Titel. JEUNE & JOLIE Regie. FRANÇOIS OZON
Sie war jung und brauchte nicht das Geld - dennoch prostituiert sich Marine Vacths Figur in François Ozons Quasi-Remake von Luis Buñuels BELLE DE JOUR im Zuge von sexueller Selbstfindung. Das Ganze ist keine gewöhnliche Coming-of-Age-Story und nicht wirklich ein Pubertätsdrama, dennoch vorzüglich gespielt, oftmals erotisch und gänzlich grandiose.

DER GROSSE GATSBY (USA/Australien 2013)
Original Titel. THE GREAT GATSBY Regie. BAZ LUHRMANN
Wieder einmal untermauert Baz Luhrmann, dass er der Mann der großen Bilder ist. So kommt auch seine Adaption von F. Scott Fitzgeralds Weltroman pompös-glamourös daher, im Zentrum steht jedoch nicht die Dekadenz der Goldenen Zwanziger, sondern vielmehr die Tragik in der Figur des Jay Gatsby und dessen hoffnungslos verlaufende Amour fou.

BLAU IST EINE WARME FARBE (Frankreich/Belgien/Spanien 2013)
Original Titel. LA VIE D'ADÈLE Regie. ABDELLATIF KECHICHE
Ausgiebig Zeit nimmt sich Abdellatif Kechiche für seine Coming-of-Age- und Liebesstory zwischen einer angehenden Erzieherin und einer Kunststudentin. All das Bohai um jene, eher amüsanten, Sexszenen hätte es da gar nicht einmal bedurft, beeindruckt der Film doch mit seiner intensiven Charakterschau und seiner exzellenten Hauptdarstellerin.

LONE RANGER (USA 2013)
Original Titel. THE LONE RANGER Regie. GORE VERBINSKI
Was im Vorjahr JOHN CARTER - ZWISCHEN ZWEI WELTEN war, ist dieses Jahr LONE RANGER - ein zu Unrecht gefloppter Mega-Blockbuster. Gekonnt verwebt Gore Verbinski Sozialkritik mit Slapstick in dieser enorm unterhaltsamen Binnenerzählung, die mit zahlreichen Western-Zitaten und einem gelungen Hans Zimmer-Score aufwartet sowie der besten Actionszene 2013.

PLANET OCEAN (Frankreich 2012)
Original Titel. PLANÈTE OCÉAN Regie. YANN ARTHUS-BERTRAND . MICHAEL PITIOT
In seiner Dokumentation bedient sich Yann Arthus-Bertrand grandioser Luftaufnahmen, um die teils schockierende Wahrheit der menschlichen Vernachlässigung der Erde im Allgemeinen wie der Ozeane im Speziellen festzuhalten. Damit liefert er eine verdiente Zivilisationskritik und prangert den menschlichen Umgang mit den Naturressourcen an.


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THE WORLD'S END

THE WORLD'S END (Großbritannien 2013)
Original Titel. THE WORLD'S END Regie. EDGAR WRIGHT
THE WORLD'S END ist nicht der Film, den sich viele Fans vom dritten Teil der Cornetto-Trilogie erhofft haben, doch es ist genau der Film, den wir in diesem Zeitalter der Filme über man children (die ich ja oft durchaus mag, siehe weiter unten) brauchen. Ein trauriger, ambivalenter und, ja, erwachsener Abgesang auf die Figurentypen, an denen sich Wright seine bisherige Karriere lang abgearbeitet hat, ein perfekter Schlusspunkt nicht nur für die Cornetto-Trilogie, sondern den gesamten ersten Abschnitt von Wrights Karriere, der nahelegt, dass Wright noch viel mehr kann, als er bisher gezeigt hat - und das war schon ganz schön viel.

INSIDE LLEWYN DAVIS (USA 2013)
Original Titel. INSIDE LLEWYN DAVIS Regie. ETHAN COEN. JOEL COHEN
In meiner Kritik habe ich INSIDE LLEWYN DAVIS als den besten Coen-Film seit NO COUNTRY FOR OLD MEN bezeichnet. Nach einer weiteren Sichtung und ausführlichem Nachdenken muss ich dies etwas korrigieren: INSIDE LLEWYN DAVIS ist einer der besten Filme, die die Coen-Brüder jemals gedreht haben. Es ist ein zerbrechliches, trotz seinem sehr konkreten Period-Setting zeitloses, heimliches Meisterwerk über Kunst und das Künstlerleben, über das Scheitern und Wiederaufstehen. Und über Katzen.

STORIES WE TELL (Kanada 2012)
Original Titel. STORIES WE TELL Regie. SARAH POLLEY
Ich breche hier die Manifest-internen Regeln, nur Filme mit einem deutschen Kinostart/einer deutschen Veröffentlichung in 2013 auf dieser Liste zu erwähnen, doch STORIES WE TELL (der hierzulande nur auf wenigen Festivals zu sehen war) ist zu schön, zu einzigartig, zu (im Besten Sinne) seltsam, um ihn auf einer Top of 2013-Liste zu vernachlässigen: Regisseurin Sarah Polley dreht eine Dokumentation über ihre Familie und erfährt dabei vielleicht mehr über ihre Eltern und sich selbst, als sie wissen wollte. Entgegen der früh im Film von Polleys Schwester gestellten Frage Who gives a fuck about our family?; ist der Film bereits als Erkundung der familiären Verhältnisse und Geheimnisse interessant und berührend, doch Polley will - und erreicht - noch viel mehr: STORIES WE TELL ist ein Film darüber, wie wir Geschichten erzählen, um die Kontrolle bzw. die Deutungshoheit über unser Leben zu behalten, über die Unzuverlässigkeit von Erinnerungen, über Schuld, Reue und Vergebung. Ein Film, der sich selbst hinterfragt, ohne zu prätentiösem Meta-Geschwurbel zu werden. Ein Film, der berührt, unterhält und, wenn man ihn lässt, vielleicht sogar die Perspektive auf die eigene Familie, das eigene Narrativ verändern kann.
(Anmerkung: Polleys 2013 ebenfalls zum ersten Mal auf deutschen Festivals gezeigter TAKE THIS WALTZ steht nur deshalb nicht auf dieser Liste, weil zwei Filme derselben Regisseurin irgendwie langweilig wären. Sarah Polley sollten wir also dringend im Auge behalten.)

SLEEPWALK WITH ME (USA 2012)
Original Titel. SLEEPWALK WITH ME Regie. MIKE BIRBIGLIA
Zusammen mit STORIES WE TELL würde SLEEPWALK WITH ME ein interessantes Double-Feature abgeben: Auch Standup-Comedian Mike Birbiglia stellt in seinem Debüt-Film den Versuch an, eine sehr persönliche Geschichte (seine Erfahrungen mit einer nicht ganz ungefährlichen Schlafkrankheit sowie die Trennung von seiner langjährigen Freundin) auf möglichst unterhaltsame und universelle Weise aufzuarbeiten. Er erzählt diese Geschichte im Rahmen des Films direkt in die Kamera und bebildert sie mit Spielfilmszenen, was gleichermaßen die Wurzeln des Films - SLEEPWALK WITH ME basiert auf einem über Jahre perfektionierten Standup-Special - und Woody Allen-Filme, besonders natürlich DER STADTNEUROTIKER, ins Gedächtnis ruft. Und auch, wenn Birbiglia sicher (noch) kein neuer Woody Allen ist, ist es doch eine ähnliche Mischung aus ironischer Distanz und rauer Emotionalität, die den Ton dieses persönlichen, berührenden und sehr komischen Films ausmacht.
(Erhältlich ist SLEEPWALK WITH ME übrigens, Louis CKs Vorbild folgend, DRM-frei für 5$ auf sleepwalkmovie.com.)

GENUG GESAGT (USA 2013)
Original Titel. ENOUGH SAID Regie. NICOLE HOLOFCENER
Der zugegeben arg konstruierte Plot mag vielleicht etwas abschrecken, doch GENUG GESAGT von Nicole Holofcener ist Vertreter einer Art Film, die sehr, sehr selten geworden ist (ich dachte, sie wäre zusammen mit Nora Ephron gestorben): Eine Romantic Comedy, die tatsächlich etwas über Liebe und Beziehungen zu sagen hat und nicht einfach halbherzig die vorgeschriebenen Plot-Points abhakt. Und: Eine Romantic Comedy, die tatsächlich komisch ist, mit pointierten Dialogen und vielschichtigen, glaubhaft-schrulligen Charakteren, toll gespielt von Julia Louis-Dreyfus und James Gandolfini.

DIE EISKÖNIGIN - VÖLLIG UNVERFROREN (USA 2013)
Original Titel. FROZEN Regie. CHRIS BUCK . JENNIFER LEE
So langsam sollte man sich bei der bisherigen Animations-Referenz Pixar Gedanken machen: Während man dort in den letzten drei Jahren nur gut gemeintes (MERIDA) und Routine (CARS 2, DIE MONSTER-UNI) ablieferte, zeigt Disney Animation immer wieder, dass sie sich nicht mehr hinter den Kollegen/der Konkurrenz verstecken müssen. DIE EISKÖNIGIN ist das vorläufige Highlight einer beeindruckenden Weiterentwicklung: Ein smarter, unterhaltsamer Animationsfilm, der die jahrelang von Disney selbst propagierten starren Geschlechterrollen und -klischees parodiert, ohne dabei die klassische Disney-Romantik zu verlieren. Robert und Kristen-Anderson Lopez (AVENUE Q, THE BOOK OF MORMON) komponierten dazu fantastische, Broadway-inspirierte Songs.

JOHN DIES AT THE END (USA 2012)
Original Titel. JOHN DIES AT THE END Regie. DON COSCARELLI
Eine grandios durchgedrehte Mischung aus TANZ DER TEUFEL und HAROLD UND KUMAR von DAS BÖSE-Regisseur Don Coscarelli. Verstörend, komisch, frei von jeder Rücksicht auf Konventionen oder sogenannten guten Geschmack.

THIS IS THE END (USA 2013)
Original Titel. THIS IS THE END Regie. SETH ROGEN . EVAN GOLDBERG
Eine grandios durchgedrehte Mischung aus HAROLD UND KUMAR und TANZ DER TEUFEL. Ich wiederhole mich, aber dies ist ein weiterer Fall, wo zwei Filme des Jahres ein wunderbares Double-Feature abgeben würden: Wie JOHN DIES AT THE END mischt THIS IS THE END Stoner-Comedy und Horror, wenn auch in diesem Fall ersteres überwiegt und auch das Regie-Debüt von Seth Rogen und Evan Goldberg schlägt immer neue Haken, bevor es im Finale so richtig freidreht. Keine Ahnung, wer hierfür grünes Licht gegeben hat und wahrscheinlich wurde derjenige umgehend gefeuert, doch man muss ihm dankbar sein, denn solche Filme fristen, wenn überhaupt, bestenfalls ein Dasein als mit Mikro-Budget gedrehte direct-to-DVD-Veröffentlichung (siehe, naja, JOHN DIES AT THE END).

FRANCES HA (USA 2012)
Original Titel. FRANCES HA Regie. NOAH BAUMBACH
Nach GREENBERG arbeitet Noah Baumbach erneut mit seiner Partnerin Greta Gerwig zusammen, diesmal auch beim Drehbuch. Im Grunde arbeiten sie sich an denselben Themen ab wie Lena Dunham in GIRLS (der besten Serie des Jahres), nur aus einer überhöhten, leicht nostalgisch-romantisierenden Perspektive. Für Baumbach-Verhältnisse ist es fast schon Feelgood, wenn Gerwig zu David Bowies Modern Love durch die Straßen eines in harmonischem schwarz/weiß fotografierten New York tänzelt. Ein so ungewöhnlich leichter Film mag nicht so lange nachhallen wie vergangene Baumbach-Meisterwerke wie GREENBERG oder DER TINTENFISCH UND DER WAL, nimmt aber dafür einen direkteren Weg ins Herz.

NOT FADE AWAY (USA 2012)
Original Titel. NOT FADE AWAY Regie. DAVID CHASE
SOPRANOS-Erfinder David Chase' halb-autobiographisches Spielfilm-Debüt ist melancholische Coming-of-Age-Geschichte, berührendes Vater-Sohn-Drama (das durch den traurigen, viel zu frühen Tod des fantastischen James Gandolfini eine noch größere emotionale Wucht bekommt) und das beste Rock'n'Roll-Movie seit ALMOST FAMOUS.

flop

MAN OF STEEL (USA 2013)
Original Titel. MAN OF STEEL Regie. ZACK SNYDER
Immerhin eine gewisse Konsistenz muss man Zack Snyder lassen: Jedes Mal, wenn er einen neuen Film dreht, ist die Position für den schlimmsten Film des Jahres im Grunde bereits besetzt. MAN OF STEEL jedenfalls ist Snyder-typisch wieder mal zynisch, menschenverachtend, prätentiös und einfach unglaublich dumm.

ENDER'S GAME (USA 2013)
Original Titel. ENDER'S GAME Regie. GAVIN HOOD
Wenn man eine Vorlage eines frustrierten, homophoben Rechts-Außen-Autors verfilmt, kommt dabei ganz mieser Fascho-Dreck heraus. Wer hätte das gedacht.

STIRB LANGSAM 5 (USA 2013)
Original Titel. A GOOD DAY TO DIE HARD Regie. JOHN MOORE
Ich weiß nicht, was mich trauriger macht: Was aus John McClane geworden ist oder was aus Bruce Willis geworden ist. Letzterer ist, genau wie Kollege Harrison Ford, jedenfalls schon seit Jahren innerlich tot und dreht seine Filme nur noch auf Autopilot weg. Was man ihm eigentlich kaum verübeln kann, wenn er so furchtbare Drehbücher wie das von STIRB LANGSAM 5 bekommt und mit Regisseuren wie John Moore arbeiten muss.




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