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Special.
Genre-Filmfestivals 2016 - Ein Blick zurück (Teil 1)
von André Becker

Genre-Filmfestivals 2016 - Ein Blick zurück (Teil 1)

Der Genre-Film ist tot, es lebe der Genre-Film.

Bei Filmfestivals denkt der Durchschnittskinogänger wohl als allererstes an die üblichen Verdächtigen (Berlinale, Cannes und ggf. noch Sundance). Abseits der großen Feuilletonlieblinge hat sich jedoch im Laufe der Jahre eine lebendige Festivalkultur entwickelt, die das Genre-Kino in all seinen Ausprägungen einem größeren Publikum zugänglich macht. Besonders hierzulande sind Genre-Filmfestivals äußerst beliebt und längst fester Bestandteil des Kinojahres. Neben dem Flaggschiff Fantasy Filmfest können aufgeschlossene Zuschauer noch bei zahlreichen kleineren und mittelgroßen Festivals querfeldein durch die Republik eine Alternative zum Mainstreamkino finden. Im Jahr 2016 gab es diesbezüglich so einiges zu berichten. Eins schon mal vorweg: Auch wenn die ganz großen Aufreger und Kontroversen ausblieben, war das diesjährige Programm der betreffenden Festivals alles andere als langweilig.

Gelungener Geburtstag: 30 Jahre Fantasy Filmfest
Das Fantasy Filmfest feierte dieses Jahr doch tatsächlich seinen 30. Geburtstag. Auch die 2016-Ausgabe war wieder sehr gut besucht. In Berlin musste man bei einigen Vorstellungen gar mit einem Platz in der ersten oder zweiten Reihe vorlieb nehmen. Das diesjährige Programm war, wie gehabt, wieder ausgesprochen abwechslungsreich und bot die volle Breitseite Horror (der südkoreanische Exorzismus-Reißer THE PRIESTS), Fantasy (der neue Takashi Miike TERRA FORMARS) und Thriller (der gefeierte Japan-Schocker CREEPY), Ausflüge in die Gefilde experimenteller Filmkunst inklusive. Abgesehen von dem mexikanischen Mindfuck WE ARE THE FLESH gab es zwar keine richtigen Publikumsspalter und auch eher festivaluntypische Filme (a la UNDER THE SKIN im Jahr 2015) waren eher rar gesät, trotzdem (oder gerade deswegen?) wurde dem hiesigen Publikum deutschlandweit ein Rundum-Wohlfühlprogramm geboten, bei dem fast keine Wünsche offen gelassen wurden. Nur eins stimmt traurig. Der iranische Horror-Geheimtipp UNDER THE SHADOWS hat immer noch keinen offiziellen deutschen Kinostart.
Mehr auf fantasyfilmfest.com

Blutwurst in Braunschweig: Das Cinestrange-Festival
Das Cinestrange-Festival setzte 2016 programmtechnisch erneut auf einen sehr ansprechenden Mix aus Klassikern, brandaktuellen Genre-Produktionen und zahlreichen Kurzfilmen. Als besonders lohnenswert erwies sich hierbei die Sektion Retrospektive. Wo sonst hatte man die Möglichkeit Alltime-Favorites wie Mark L. Lesters PHANTOM COMMANDO oder AMERICAN WEREWOLF IN LONDON mal wieder auf der großen Leinwand (neu) zu entdecken. Darüber hinaus konnte man Cronenberg-Hommagen (THE MINDS EYE), eher überflüssige Remakes (u.a. den nicht wirklich heißersehnten CABIN FEVER) und japanische Cyberpunk-Albträume (die Manga-Verfilmung LITCHI HIKARI CLUB) im Programm entdecken. Warum der Pseudo-Trash SHARKNADO 4 erschreckenderweise den Kult-Stempel (als Film in der Sektion Midnight Cult) aufgedrückt bekam, bleibt aber wohl das Geheimnis der Veranstalter.
Mehr auf cinestrange-filmfestival.de

Schlaflos in Nordhessen: Das Randfilmfest in Kassel
Das Randfilmfest brachte im November mit viel Elan ein wenig Schwung in die Documenta-Stadt. Diesjähriges Credo: "Anspruch, Unterhaltung, Fun und Verstörung gehören zusammen". Dementsprechend vielseitig gestaltete sich die Filmauswahl des, im Kulturbahnhof stattfindenden, Festivals. Der Schwerpunkt des Programms lag dabei vor allem auf der Wiederaufführung bekannter und weniger bekannter Vorzeigewerke des (oftmals im wahrsten Sinne des Wortes an den Rand gedrängten) Nischenkinos. Im Vergleich mit der Klassiker-Sektion des Cinestrange setzte man hierbei tatsächlich wesentlich stärker auf anspruchsvolle, mitunter streitbare, Filme fernab jeglicher Genre-Konventionen. Filme wie MANN BEIßT HUND, FUNNY GAMES oder BENNYS VIDEO sieht man nicht alle Tage wieder in einem größeren Rahmen. Allein schon deshalb lohnte die Fahrt nach Kassel.
Mit den wenigen aktuellere Produktionen, wie der vom Pop-Journalismus hochgelobte DER NACHTMAHR von Akiz oder THE EYES OF MY MOTHER, schaffte man es dennoch ein paar neuere Filme unterzubringen. Großes Lob gebührt den Veranstaltern auf jeden Fall für das Begleitprogramm. Eine Lesung mit dem umtriebigen Berliner Regisseur Jörg Buttgereit, ein Live-Audiokommentar mit den Filmwissenschaftlern Prof. Dr. Marcus Stiglegger (Autor von u.a. TERRORKINO: ANGST/LUST UND KÖRPERHORROR) und Dr. Kai Naumann, sowie Ausstellungen und Musik-Performances (u.a. von Jens Friebe) verdeutlichen den hohen Anspruch hier wirklich Mehrwerte für die Besucher zu bieten.
Mehr auf randfilm.de

Abgesehen von diesen, doch recht unterschiedlichen, Festivals lohnte 2016 vor allem ein Blick in die südlichen Regionen Deutschland. Was es diesbezüglich so in Regensburg und Konstanz zu bestaunen gab, lest ihr im zweiten Teil unseren kleinen Festival-Jahresrückblicks. Ebenfalls enthalten ist dabei ein kleiner Ausblick, der euch schon mal das Festival-Jahr 2017 schmackhaft machen soll.

Der zweite Teil.

 



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