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BIG BANG LOVE: JUVENILE A (Japan 2006)

von Björn Eichstädt

Original Titel. 46-OKUNEN NO KOI
Laufzeit in Minuten. 85

Regie. TAKASHI MIIKE
Drehbuch. MASA NAKAMURA
Musik. KOJI ENDO
Kamera. MASAHITO KANEKO
Schnitt. YASUSHI SHIMAMURA
Darsteller. RYUHEI MATSUDA . MASANOBU ANDO . SHUNSUKE KUBOZUKA . KIYOHIKO SHIBUKAWA u.a.

Review Datum. 2006-11-07
Kinostart Deutschland. 2006-11-20

Über Takashi Miike wurde hier schon viel geschrieben. Der Tausendsassa des japanischen Kinos, der mittlerweile 70 abendfüllende Spielfilme auf seinem Konto gutschreiben kann, ist - das ist schon fast ein Klischee, das regelmäßig in Rezensionen angeführt wird - immer wieder für eine Überraschung gut. Eher mainstreamige Filme wie ONE MISSED CALL, ZEBRAMAN oder THE BIG SPOOK WAR erscheinen im krassen Wechsel mit philosophischen Kunstwerken à la IZO.

Letzterer ist sicherlich am ehesten mit Miikes neuestem Machwerk BIG BANG LOVE: JUVENILE A zu vergleichen, einem Film, der hinter einem homosexuellen Kriminalplot im Männergefängnis unglaubliche Tiefen auslotet, die Existenz des Menschen im modernen Japan genauso beschreibt, wie die Transformation zum Guten und deren Unmöglichkeit aufgrund der Abhängigkeit von der Außenwelt. Wobei schon der vordergründige Whodunit-Erzählstrang das normale Publikum deutlich überfordern dürfte. Zu sehr springt Miike in den Zeiten, zwischen Möglichkeiten und Alternativen hin und her, als dass man von einer stringenten Geschichte sprechen könnte.

BIG BANG LOVE: JUVENILE A ist dann auch mehr ein existenzialistisches Brainstorming, eine spätabendliche Diskussion über Verbrechen und Strafe, Schuld und Sühne, die Machtlosigkeit existierender Rechtssysteme gegenüber komplexen menschlichen Konstellationen und die Chance von Gefühl in einer kalten Welt. Dabei arbeitet der Film auf 1000 Plateaus, packt die gesamte Menschheitsgeschichte, die Frage nach Transzendenz als finale Flucht aus dem irdischen Sein und den Eskapismus durch Religion oder Flug ins All in ein theatralisches Spektakel und interessiert sich vor allem überhaupt nicht für seinen Zuschauer.

Obwohl BIG BANG LOVE: JUVENILE A zunächst nach einem postmodernen Remix aus CLOCKWORK ORANGE, DOGVILLE und MANDERLAY, David Lynchs THE GRANDMOTHER und dem Gesamtwerk von Jean-Luc Godard aussieht, findet der Film nach kurzer Zeit seine ganz eigene Sprache. Ein fantastisches Sounddesign und eine sehr individuelle Bildgestaltung tragen ihren Teil dazu bei, aus BIG BANG LOVE: JUVENILE A - nach IZO - den zweiten Teil der existenzialistischen Reihe im bunten Gesamtwerk von Takashi Miike zu machen. Einmaliges Sehen reicht hier bestimmt nicht, aber bereits nach der ersten Sichtung ist eines klar: Mit BIG BANG LOVE: JUVENILE A ist Takashi Miike seinem ganz eigenen Stil und der wirklichen Relevanz seiner Filme ein großes Stück näher gekommen.











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