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KAPITELWAHL

ARMORED (USA 2009)

von Florian Lieb

Original Titel. ARMORED
Laufzeit in Minuten. 88

Regie. NIMRÓD ANTAL
Drehbuch. JAMES V. SIMPSON
Musik. JOHN MURPHY
Kamera. ANDRZEJ SEKULA
Schnitt. ARMEN MINASIAN
Darsteller. COLUMBUS SHORT . MATT DILLON . LAURENCE FISHBURNE . JEAN RENOu.a.

Review Datum. 2010-07-18
Erscheinungsdatum. 2010-07-15
Vertrieb. SONY PICTURES

Bildformat. 2.40:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH . TÜRKISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Es wäre interessant herauszufinden, wann ein Film in Deutschland Straight-to-DVD geht und wann man ihm eine Kinoauswertung beschert. So kam ein brillanter Film wie Charlie Kaufmans Debütfilm SYNECDOCHE, NEW YORK bei uns direkt auf DVD, während die Rob Schneider Komödie BIG STAN - die es nicht mal in den USA zu einem Kinostart geschafft hat - hier in den Lichtspielhäusern lief. Dies war immerhin Nimród Antals ARMORED gegönnt - vermutlich wegen seines relativ namhaften Ensembles-, obschon es, wie bereits bei Schneiders Film, nicht nötig gewesen wäre. Antal, mit vielen Vorschusslorbeeren durch seinen Debütfilm KONTROLL nach Amerika gekommen, lieferte mit MOTEL einen old school Horror-Thriller ab, ehe er von Bobby Rodriguez auf den Regiestuhl des neuen PREDATOR-Vehikels gehoben wurde. Relativ old school kommt auch sein kleines Zwischenspiel ARMORED daher. Aber Retro ist nicht zwingend gut.

Erzählt wird eine Männer-Geschichte, abgewrackte Sicherheitsleute, alle mit Bartwuchs, die besten Zeiten hinter sich und nun nur noch über die Runden kommen wollend. So wie Ty (Columbus Short), hoch dekorierter US-Soldat, frisch aus dem Irak zurück und sich nun um seinen kleinen Bruder kümmernd. Die Eltern sind verschieden, das Haus noch nicht abbezahlt. Ty ist die Hauptfigur, der einzige Charakter, den Antal seinen Zuschauern versucht etwas näher zu bringen. Als jüngstes Mitglied der Geldtransportfirma rund um Cochrone (Matt Dillon), dessen Schwager Baines (Laurence Fishburne), sowie der restlichen Crew (Jean Reno, Amaury Nolasco, Skeet Ulrich) gilt Ty noch etwas als das Nesthäkchen der Gruppe, das zu Beginn dann einem Initiationsritus anheim fällt. Nachdem die Gruppe schließlich etabliert wurde, beginnt die eigentliche Handlung des Filmes.

Die Sicherheitsleute wollen ihren eigenen Geldtransporter hops nehmen - und es dann auf Andere schieben. Laut Cochrone hat dies bereits 1988 schon mal geklappt und warum sollte es dies nicht wieder? Da jedoch der Plan als solcher nie wirklich erläutert wird, kann man sich bereits denken, dass ARMORED weniger Heist-Film ist, als vielmehr in der Tradition von RESERVOIR DOGS steht und sich mit den Spannungen innerhalb der Gruppe nach dem Verbrechen beschäftigt. Ty ist nur am Start, wenn Cochrone verspricht, dass niemand zu Schaden kommt. Eine Szene, die auf einen waffengeilen Baines folgt, der selbst sehnsüchtig nach einem Überfall Tag ein, Tag aus hinter dem Steuer sitzt. Es kommt, was kommen muss: am Fluchtpunkt wird Jemand auf die Männer aufmerksam und Baines ballert ihn über den Haufen. Was dazu führt, dass Ty sich im Transportwagen mit dem Geld verbarrikadiert, während die Zeit den Anderen davon zu laufen droht.

Bei rund 80 Minuten Laufzeit ist ARMORED ein ziemlich kurzweiliges Vergnügen, dass dennoch selten wirklich zu packen vermag. Die Ausgangsbasis für den Film ist zu unausgegoren, ist Ty erst mal im Transporter, flacht Antals Film zunehmend ab. Von den beinharten Typen knickt erst der Eine, dann der Andere ein. Ohne dass dies wirklich glaubwürdig oder nachvollziehbar wäre. Was primär daran liegt, dass einem die Figuren eigentlich total egal sind, da sie stets Fremde bleiben. Tarantino löste dieses Problem mittels Rückblenden, in denen er wenigstens ein paar Charaktere und ihre Hintergründe beleuchtete. Sicher, 42 Millionen - also 7 für jeden - sind ordentlich Holz und damit im Grunde Motivation genug, aber gerade zu Dillons Rolle hätte Antal noch ein oder zwei Worte verlieren können. Von den anderen Randfiguren, zu denen auch ein Polizist (Milo Ventimiglia) und Tys Vorgesetzter (Fred Ward) zählen, ganz zu Schweigen.

Die Darstellerriege verrät natürlich auch, dass ARMORED nicht Entertainment der höchsten Klasse ist. Ulrich hat seine Hochphase schon lange hinter sich und tummelt sich wie Ventimiglia, Fishburne oder Nolasco hauptsächlich im Fernsehen. Besonders schade ist es aber um Jean Reno, der hier zu einem einsilbigen Nebencharakter degradiert wird, der letztlich nicht mehr als ein Platzhalter ist. Short hingegen wirkt dank seiner Mimik wie ein schlechter Klon von Cuba Gooding Jr. Insgesamt kann Antals Film somit trotz ansprechender Ausgangsbasis nicht überzeugen. Seinem fast schon nostalgischen Ensemble an bessere Zeiten des 90er Jahre Kinos fehlt es an starken Charaktertypen und einer spannenden Handlung. Von der überhasteten Auflösung des Filmes ganz zu Schweigen. Bleibt zu Hoffen, dass Antal dies bei PREDATORS besser macht - dieser entstand ja mit einer ähnlichen Prämisse...

DVD.
Das Bild der DVD ist schön hell und klar, der Ton auch gut, obwohl er etwas satter sein könnte. Bei den Extras bietet sich ein Audiokommentar mit einem der Produzenten sowie Ulrich und Ventimiglia an (die erste Garde hatte wohl keine Zeit oder Lust). Ansonsten gibt es ein 15-minütiges Making Of, sowie zwei weitere Featurettes. Insgesamt also nicht allzu prall, wobei es wahrscheinlich auch nichts gibt, was man noch zusätzlich zu diesem kurzen Film erfahren wollen würde.








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