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KAPITELWAHL

KONTROLL (Ungarn 2003)

von Stefan Mader

Original Titel. KONTROLL
Laufzeit in Minuten. 106

Regie. NIMRÓD ANTAL
Drehbuch. NIMRÓD ANTAL . JIM ADLER
Musik. NEO
Kamera. GYULA PADOS
Schnitt. ISTVÁN KIRÀLY
Darsteller. SÁNDOR CSÁNYI . ZOLTÁN MUCSI . CSABA PINDROCH . SÁNDOR BADÁR u.a.

Review Datum. 2005-09-18
Erscheinungsdatum. 2005-08-24
Vertrieb. SUNFILM

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DTS/DD 5.1) . UNGARISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Seien wir ehrlich: Wer mag schon die Kontrolleure öffentlicher Verkehrsbetriebe? Wenn man ein Ticket gelöst hat ist es lediglich lästig, den Fahrschein aus der Hosentasche rauszukramen... Aber spätestens wenn man einen Tag nach Ablauf der Zeitkarte (und den Erwerb einer Neuen in der Eile vergessen habend) kontrolliert wird, wirft man diese Wurschtigkeit schnell über Bord und ersinnt stattdessen übelste Verwünschungen.

KONTROLL führt den Zuseher jedoch mitten in die (fiktive) Welt der Kontrolleure der Budapester U-Bahn und stellt uns diese als samt und sonders äußerst schrullige Typen vor. Einer von ihnen ist der im U-Bahn-Areal lebende Bulcsú (Csányi) mit seinem Team, das sich aus Professor (Mucsi), dem cholerischen und auf dem Höhepunkt der Erregung stets in narkoleptische Zustände verfallenden Muki (Pindroch), dem total versifften Lescó (Badár) und dem leicht debilen Rookie Tibor (Zsolt Nagy) zusammensetzt.
Von jungen Frauen des Minderwuchses ihrer Geschlechtsteile bezichtigt, von prolligen Pimps verhöhnt und immer wieder auch Gefahr laufend von Schlägern verprügelt zu werden, muss diese fünfköpfige Truppe sich nicht nur mit zahlungsunwilligen, uneinsichtigen und bisweilen recht rabiaten Fahrscheinsündern abmühen, sondern sich auch gegen die Konkurrenz aus den eigenen Reihen, dargestellt durch den schleimigen Gonzó, behaupten. Dass sich in der Metro ein Irrer herumtreibt, der mit Vorliebe Fahrgäste vom Bahnsteig vor einfahrende Züge schubst wirkt angesichts dessen nur noch wie das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem i.

Der in Los Angeles geborene Regisseur Nimród Antal legt mit KONTROLL einen der erfolgreichsten ungarischen Filme der letzten Jahre vor, der sogar bei den Filmfestivals in Cannes und Chicago Preise einheimsen konnte. Keineswegs zu Unrecht, weist der Film doch vor allem durch die hochgradig skurrilen Charaktere (irgendwie hat jede der Figuren einen gewaltigen Hieb) eine gehörige Portion anarchisch-schwarzen Humors auf. Außerdem erlangt der Film dadurch dass er völlig unter Tage spielt (und zum überwiegenden Teil sogar on location in U-Bahn-Stationen und –Stollen gedreht wurde) eine eigentümliche Atmosphäre und durch das völlige Fehlen von Außenaufnahmen bekommt das Publikum auch die Chance, sich in Bulcsús lediglich von Neonröhren erhelltes Leben fernab des Tageslichts einzufühlen.
Neben den episodischen Alltagsabenteuern der Kontrolleure werden jedoch auch eine im wahrsten Sinn des Wortes "kuschelige" Romanze und die oben bereits erwähnte Krimihandlung mit dem Schubser eingebaut. Letztere wirkt zwar leicht deplatziert und unfertig, hat aber immerhin den Vorteil, sowohl anfangs als auch immer wieder zwischendurch und natürlich im finalen Höhepunkt präsent zu sein und dem Film somit als strukturgebendes Gerüst zu dienen. Ebenfalls unfertig erscheinen gewissermaßen auch die Charaktere, da die Hintergründe der einzelnen Figuren lediglich angedeutet und nur teilweise enthüllt werden. Oft ist das gar nicht einmal schlecht, da rationale Erklärungen das schräge Verhalten der Figuren meistens seiner Komik berauben würden, lediglich beim Hauptprotagonisten und dessen vehementer Weigerung sich "nach oben" zu begeben hätte man sich einen tiefergehenden Blick auf dessen Vergangenheit erwartet.

Eine warme Empfehlung, vor allem (aber nicht nur) für Freunde schwarzen Humors mit einem Hauch Melancholie.

DVD.
Als einwandfrei ist das Bild zu bezeichnen, was auch auf die deutsche Tonspur zutrifft. Der um eine Spur leisere Originalton sei in Kombination mit den (frei zuschaltbaren) deutschen Untertiteln trotzdem empfohlen – alleine schon aufgrund des lakonischen Tonfalls des "Professors", der in der Synchro nicht so perfekt zur Geltung kommt. Außerdem lassen Abweichungen zwischen dem in den Untertiteln gezeigten und dem in der Synchro gesprochenen Text die Vermutung zu, dass das Publikum auf der deutschen Tonspur durch die Verwendung von "entschärftem" Vokabular vor schlimmen Wörtern beschützt werden soll.
Als Bonusmaterial finden sich in der mir vorliegenden 2-Disc-Edition neben einem etwa 15-minütigen Making Of auch Produktionsnotizen und Filmographien auf Texttafeln, geschnittene Szenen, Storyboard-Film-Vergleiche und natürlich Trailer.








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