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BLOODRAYNE: THE THIRD REICH (USA/Kanada/Deutschland 2010)

von Benjamin Hahn

Original Titel. BLOODRAYNE: THE THIRD REICH
Laufzeit in Minuten. 76

Regie. UWE BOLL
Drehbuch. MICHAEL NACHOFF
Musik. JESSICA DE ROOIJ
Kamera. MATHIAS NEUMANN
Schnitt. CHARLES LADMIRAL
Darsteller. NATASSIA MALTHE . BRENDAN FLETCHER . CLINT HOWARD . MICHAEL PARÉ u.a.

Review Datum. 2011-04-18
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Die BLOODRAYNE-Serie. Zwei Filme hat Uwe Boll schon auf Basis dieser Computerspielreihe gedreht und beide hatten erstaunlich wenig mit den Spielen zu tun. Während die Games eigentlich in den 1930ern (erster Teil, 2002) bzw. in der Gegenwart (zweiter Teil, 2004) angesiedelt sind, verfrachtet Boll die Geschichte um den Dhampir Rayne, ein Mensch-Vampir-Hybrid, in seinem ersten BLOODRAYNE-Film von 2005 in das Rumänien des 18. Jahrhunderts und erzählt eine recht typische Vampir-Fantasy-Geschichte. Gescholten von der Kritik und ignoriert von den Kinobesuchern, schien es zunächst unwahrscheinlich, dass BLOODRAYNE eine Fortsetzung erhalten würde, doch Uwe Boll würde heute nicht seinen Kultstatus als Ed Wood unserer Zeit genießen, hätte er sich davon abhalten lassen. Kurzerhand besetzte er die zunächst von Kristinna Loken gespielte Hauptrolle mit Natassia Malthe neu und verlegte die Handlung von Rumänien einmal um die halbe Welt in den wilden Westen, wo er Rayne gegen einen zum Vampir gewordenen Billy the Kid antreten ließ. Und obwohl diese konfuse Geschichte namens BLOODRAYNE II: DELIVERANCE bei Kritikern und Gamern gleichermaßen schlecht abschnitt, versucht es Boll nun mit BLOODRAYNE: THE THIRD REICH erneut. Angesichts des Filmtitels regte sich einiges Interesse unter all jenen, die die Hoffnung auf eine vernünftige BLOODRAYNE-Adaption schon aufgegeben hatten, ist doch das dritte Reich (samt Vampirnazis) genau das Setting, in dem die beiden Videospiele angesiedelt sind. Und doch gelingt es Boll erneut Videospielfans und Filmliebhaber gleichermaßen zu enttäuschen, denn sein BLOODRAYNE: THE THIRD REICH ist ein lieblos inszenierter Actionfilm auf besserem Amateurniveau.

Doch der Reihe nach: Der Film beginnt mit dem Überfall einiger Widerstandskämpfer auf einen Zug, in dem sie Waffen vermuten. Unterstützung erhalten sie dabei von Rayne (weiterhin gespielt von Malthe), die zwar zunächst den Kommandanten Ekart Brand (gespielt von Michael Paré, der bereits Pat Garret in BLOODRAYNE II: DELIVERANCE spielte) töten kann, diesen aber zeitgleich aus Versehen zum Vampir macht. Gemeinsam mit den Widerstandskämpfern muss sie daraufhin versuchen Brand und seine Schergen zu töten, bevor dieser mit Hilfe des irren Wissenschaftlers Mangler (einmalig schlecht: Clint Howard) und dem Blut Raynes eine Armee von Nazi-Vampiren aufstellen kann.

Was nun wie eine reichlich obskure, aber nicht uninteressante Geschichte klingt, ist in Wahrheit eine reichlich banale und stereotype Widerstandsgeschichte, aufgepeppt mit ein bisschen Fantasy-Schnickschnack und einem zum Zwecke plumper Nacktaufnahmen eingebauten Mini-Plot um ein kleines Bordell. Nun könnte man annehmen, dass Boll sein in wenigen Sätzen erzählbares Nichts an Handlung wenigstens mit gut ausgearbeiteten Charakteren kaschiert, aber auch hat der Film kaum etwas zu bieten. Erschreckenderweise ist es gerade der holzschnittartige und quasi alle Klischees erfüllende irre Wissenschaftler, der noch am ehesten so etwas wie einen tiefgründigen Charakter vorweisen kann. Alle anderen Figuren in diesem Film sind so furchtbar oberflächlich gezeichnet, dass sie einem als Zuschauer herzlich egal bleiben. Aber wo will Boll auch die Zeit hernehmen, um Emotionen oder Spannung aufzubauen? Gerade einmal 69 Minuten (ohne Abspann) ist der Film lang und streckt seine Laufzeit dabei sogar mit mehreren Schwarzblenden und Archivaufnahmen des Zweiten Weltkriegs.

Bolls BLOODRAYNE: THE THIRD REICH ist damit aber leider kein immerhin noch befriedigender Quickie, sondern eilig in der Mittagspause reingeschobener Fast-Food-Müll. Die Schauspieler sind - bis auf wenige Ausnahmen - eine einzige Katastrophe, die Oben-Ohne-Szenen wirken wie aufgezwungene money shots, eingebaut einzig für pubertierende Jungs, die Geschichte ist - entgegen ihrer Prämisse - langweilig und fad, die Kamera von Bolls Hauskameramann Mathias Neumann macht aus den eigentlich recht gelungenen Kulissen und der soliden Ausstattung wirklich gar nichts und die Actionszenen und sparsam eingesetzten Gore-Effekte wirken auch eher reichlich amateurhaft. Gut, bei den Actionszenen kann man sich sicherlich noch streiten, ob sie nicht einfach in ihrer Simplizität realistischer sind als die Drahtseilakrobatik, auf die man als Zuschauer inzwischen konditioniert ist, aber angesichts der Umsetzung in Bolls erstem BLOODRAYNE-Film muss man hier - auch bei den production values - eindeutig von einem massiven Abstieg sprechen.

BLOODRAYNE: THE THIRD REICH ist einer von Bolls richtig schlechten Filmen. Man kann ihn durchaus gucken ohne dabei das Gefühl zu haben vollends zu verblöden und es gibt sicherlich auch hunderte Filme, die um vieles schlechter sind, aber dennoch hätte der Wermelskirchener weitaus mehr aus der Geschichte machen können als dieses Amateurfilmchen. Dafür aber hätte er mehr Energie und Konzentration in diesen Film legen müssen und das ist eben schwer machbar, wenn man drei Filme auf einen Schlag dreht: Den hier besprochenen BLOODRAYNE: THE THIRD REICH, den umstrittenen AUSCHWITZ und BLUBBERELLA...











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