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KAPITELWAHL

AVENGERS - AGE OF ULTRON (USA 2015)

von Hasko Baumann

Original Titel. AVENGERS - AGE OF ULTRON
Laufzeit in Minuten. 135

Regie. JOSS WHEDON
Drehbuch. JOSS WHEDON
Musik. BRIAN TYLER
Kamera. BEN DAVIS
Schnitt. JEFFREY FORD . LISA LASSEK
Darsteller. ROBERT DOWNEY JR. . MARK RUFFALO . CHRIS EVANS . SCARLETT JOHANSSON u.a.

Review Datum. 2015-09-27
Erscheinungsdatum. 2015-09-24
Vertrieb. WALT DISNEY

Bildformat. 2.40:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Als der erste AVENGERS-Film in die Kinos kam, war das schon ein kleines Kintopp-Wunder. Was eigentlich nicht hätte funktionieren dürfen, die von langer Hand geplante Zusammenführung von Superhelden nach Vorlage des Comic-Dauerbrenners "Die Rächer" nämlich, wurde nicht zum befürchteten Doofi-Blockbuster in Strumpfhosen. Nein, Joss Whedons Film verband tatsächlich liebevollen Fanservice mit smartem Humor und konträren Charakteren - Comic-Kino für Herz und Hirn, das nie in kindgerechtes Kasperletheater verfiel wie Burtons oder Schumachers Batman-Filme, sich aber auch nicht in Christopher Nolans ausgestellter Freudlosigkeit erging.

Dabei dämmerte einem damals schon, daß das "Marvel Cinematic Universe" seine bis dahin postulierte Unschuld zu verlieren drohte. Die Sequels von IRON MAN und THOR sowie der massiv überhypete GUARDIANS OF THE GALAXY; das machte schon alles keinen Spaß mehr. Zu formelhaft, unterversorgt an Plot und schlußendlich im immergleichen Effektgetöse endend, mit dem Teaser auf den nächsten Marvel-Film bereits im Abspann. Einzig - und ausgerechnet - CAPTAIN AMERICA: WINTER SOLDIER schlug da eine ganz andere Richtung ein und setzte sich wohltuend von seinen satten Kollegen ab. Allerdings auch nur, um wieder im immergleichen Effektgetöse zu enden.

Die Vorfreude auf die Rückkehr der Rächer hielt sich also durchaus in Grenzen. Und das, um es mal vorwegzunehmen, leider auch zu Recht. Zwar kann man sich auch dieses Mal an Teilen der hochkarätigen Besetzung und an dem einen oder anderen schlauen Schlagabtausch erfreuen, jedoch hält sich das Mit- und Gegeneinander in überschaubaren Grenzen. Mit Charaktermodifizierungen, die sich von der Comicvorlage absetzen, tut man den Figuren keinen Gefallen; am schlimmsten trifft es Scarlett Johansson als Black Widow, die urplötzlich eine ganz traurige Vergangenheit mit sich trägt und sich nun ausgerechnet in Bruce Banner verguckt hat. Würden diese Szenen nicht von Schauspielern dieses Kalibers gespielt, käme es zu recht lautem Rascheln der Drehbuchseiten. Da sich AGE OF ULTRON aber an der Einführung von jeder Menge neuer Figuren (Quicksilver, Scarlet Witch, The Vision) und der Spurenlegung für kommende Sequels regelrecht abarbeitet, bleibt für Vertiefung keine Zeit.

Auch die Filmversion des von Fans herbeigesehnten Superbösewichts Ultron erreicht nie die Dimensionen eiskalter Bedrohung, die ihn in den Comics so gefährlich machte. Seine Ziele und Mittel sind diffus, sein Äußeres in starker Abweichung von der Vorlage geradezu albern. Diese Knopfaugen! Immerhin, James Spader verleiht ihm mit seiner Stimme unverwechselbares Flair; die seidig-arrogante Psychoperformance dieses tollen Schauspielers ist auf jeden Fall des Highlight des Films. Leider darf Ultron nur kloppen und kaputtmachen. Daß der eigentliche Bösewicht Tony Stark heißt, dessen fehlgeleitete Allmachtsphantasien die Gefahr erst hervorriefen, wird recht schnell wieder ausgeklammert. Stattdessen liefert Downey mal wieder seine eitle Wisecrack-Revue ab (dieses Mal, hurra, sogar mit Rape-Joke!), bevor der Film im immergleichen Effektgetöse endet.

Obwohl AGE OF ULTRON trotz allem mitunter sogar klassischen Blockbuster-Spaß bereitet, bleibt nichts zurück - bis auf ein sehr mulmiges Gefühl. Die Kunstform Film wird hier gar nicht mehr als solche verstanden; dieses Kino darf nur noch als Schauplatz für Spezialeffekte und Stars (Idris Elba, Stellan Skarsgard - sogar Julie Delpy ist zu sehen, wenn man nicht grad blinzelt) fungieren. Joss Whedon findet kein einziges kraftvolles oder aussagekräftiges oder auch nur komponiertes Bild; alles ist nur noch dafür da, damit es passieren kann. Das hat mit Film als visuelles Medium im Grunde kaum noch etwas zu tun. Und da ist noch etwas:

"Bewerben wir hier meinen Film oder nicht?" hat Robert Downey Jr. irritiert gefragt, als sein Interviewer Krishnan Guru-Murphy sich nach etwas anderem zu erkundigen wagte als AGE OF ULTRON. Dieses an sich entsetzliche, unfreiwillig aber grundehrliche Statement versteht man nach Ansicht dieses Films noch um einiges besser. AGE OF ULTRON existiert nämlich tatsächlich nur, um weitere Filme zu bewerben.

Den nächsten THOR, den nächsten CAPTAIN AMERICA, die nächsten AVENGERS. Das "Marvel Cinematic Universe" ist ein selbsterhaltendes System, das von den ehedem zugrunde liegenden Comics längst auch nur noch beworben wird. Die werden beim nächsten Retcon ja auch gleich komplett auf Linie mit der Kinoversion gebracht; ist doch egal, daß ihre Leser sich über Jahrzehnte mit diesen Figuren angefreundet haben. Die Maschine muß laufen! Mit minimalem Storytelling bedient sich Kino-Marvel des gerade so viehisch beliebten Serienmodells - ein Modell, das die gleichgeschaltete Bingewatching-Crowd schon lange von einem Hirnsausen zum Nächsten treibt und hier, mit sagenhaftem Erfolg, ein ständiges Anteasen aufs nächste laute Nichts zum goldenen Prinzip erhebt. Und so fliegt am Ende Thor auf der Suche nach irgendwelchen magischen Steinen nach Asgard und im Abspann droht und grinst schon wieder Thanos. Wie auch schon im Abspann des letzten AVENGERS. All tease, no relase.

DVD.
Bild und Ton sind erwartungsgemäß vom Feinsten. Die deutsche Synchro ist erstaunlich wertig und stimmig. Sehr schade allerdings, daß James Spaders wunderbarer Stammsprecher Benjamin Völz hier nicht Ultron die Stimme leiht - in den ersten Trailern konnte man sich schon davon überzeugend, wie wunderbar das passte. Daß im Film nun Andreas "Bob Andrews" Fröhlich zum Zug kam, ist mir ein absolutes Rätsel. Ach ja, und ein zweieinhalbminütiges Making Of "Extra" zu nennen, halte ich auf für einen Gag.








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