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FILM.
Irgendwann ist es genug. Dann ist Schluss mit lustig. Das dachte sich zumindest Regisseur Steven Soderbergh Anfang des Jahres und kündigte an, keine Kinofilme mehr drehen zu wollen. Es drehe sich in Hollywood und in der Branche ja ohnehin alles nur noch ums Finanzielle, so der Oscarpreisträger im April 2013 auf dem San Francisco International Film Festival. Als Folge daraus war SIDE EFFECTS - TÖDLICHE NEBENWIRKUNGEN Soderberghs letzter Kinofilm - zumindest in Nordamerika. Hierzulande erschien Ende des Jahres noch LIBERACE, jenes HBO-Biopic, für dessen Kinoproduktion Soderbergh keine Unterstützung erhielt. Fortan will der Mann nun als Produzent auftreten oder mal fürs Fernsehen drehen. Serien oder eben HBO-Filme - dann also, wo man ihn noch schalten und walten lässt.
Die Rückzugsankündigungen von Soderbergh sind jedoch nichts Neues und so gab es schon andere "letzte" Filme vor - und vermutlich auch welche nach - SIDE EFFECTS. Dieser wiederum ging in seiner Kinoauswertung zugleich etwas unter - eben auch deshalb, weil wie von Soderbergh kritisiert, die Marketingmaschine viel zu große Ausmaße erfährt. Jude Law gibt darin einen Therapeuten, der in Zusammenarbeit mit der Pharma-Industrie einer seiner Patientinnen, gespielt von Rooney Mara, ein neues Medikament verschreibt. Als die Patientin dann einen Mord begeht, wird dies auch Laws Psychiater zur Last gelegt. Der wiederum will das aber nicht so einfach auf sich sitzen lassen und beginnt seine eigenen Nachforschungen, die ihn auch zu einer Berufskollegin - überaltert: Catherine Zeta-Jones - und einer Verschwörung führen.
Bis auf Shooting-Star Rooney Mara setzt sich das Ensemble-Quartett des Films aus alten Weggefährten Soderberghs zusammen. Mit Law drehte er bereits CONTAGION, mit Zeta-Jones TRAFFIC sowie OCEAN'S 12 und Channing Tatum, der Rooney Maras nach Insider-Trading frisch aus dem Knast entlassenen Gatten mimt, war zuletzt in MAGIC MIKE und HAYWIRE mit von der Partie. Ein also durchaus illustrer Cast in einem vielversprechenden Film - nur dass dessen zweite, die Ereignisse der ersten 45 Minuten aufklärende, Hälfte wenig spannend und in ihrem Finale sogar reichlich vorhersehbar gerät. Als Pharma-Thriller ist SIDE EFFECTS somit eher ein filmisches Placebo.
Immerhin eignet sich der Film als neues Gesellschaftsspiel "Wer riecht den Braten?", wenn Laws Dr. Banks, konfrontiert mit dem vermeintlichen Ende seiner Karriere und Beziehung, getreu seiner Stellenbeschreibung Ursachenforschung betreibt. Wieso hat Maras Figur den Mord verübt - ist sie gaga oder lag es an ihrem Antidepressivum? Was genau hat es mit diesem Antidepressivum auf sich? Und welche Rolle spielt Catherine Zeta-Jones Psychiaterin in dem Ganzen? Allerlei spannende Fragen, wüsste man nicht relativ schnell, wer hier was wieso getan hat und welche Folgen das schlussendlich haben wird. Ganz Erfahrene können sogar die Ereignisse der kommenden Szene ankündigen, da sich Soderbergh für kein Seifenopern-Klischee zu schade ist. Etwaige gute Ansätze wie die Kritik an der Pharma-Industrie und der Medikamentenwahnsinn in den USA bleiben ungenutzt.
"Wenn in meiner Heimat jemand zu einem Psychiater geht oder Medikamente nimmt, dann geht man davon aus, dass er krank ist", berichtet Laws Arzt an einer Stelle. "Hier hingegen sieht man es als Weg zur Besserung." Für jedes Wehwehchen gibt es in den USA ein Tablettchen und abnormal sind nur diejenigen, die nicht zu einem Therapeuten gehen. Jenes Verständnis ist nicht neu und wird in SIDE EFFECTS auch angerissen, allerdings für seinen gewöhnlichen Thriller-Plot alsbald wieder außer Acht gelassen. In diesem kann sich aufgrund der Rollengestaltung am ehesten noch Rooney Mara profilieren, ohne jedoch vollends den Film an sich reißen oder ihn aus der Durchschnittlichkeit retten zu können. Wäre dies tatsächlich Soderberghs letzter (Kino-)Film, wäre es ein enttäuschender Abgang. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend und ein Rücktritt vom Rücktritt jederzeit möglich.
DVD.
Bild wie Ton fallen durchaus überzeugend aus. Law und Zeta-Jones haben ihre üblichen Synchronsprecher, Tatum wird konsequenterweise wie in seinen bisherigen Soderbergh-Filmen von Martin Kautz gesprochen, Mara dagegen von ihrer fünften Sprecherin im fünften Film (Manja Doering ist jedoch angenehm). Als Extras gibt es die beiden Fake-Werbespots aus dem Film und ein amüsantes Mini-Featurette von Soderbergh, das das Ensemble, insbesondere aber "Oscar loser" Mara, scherzhaft auf die Schippe nimmt.
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