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KAPITELWAHL

THE VIRAL FACTOR (Hong Kong 2012)

von André Becker

Original Titel. JIK ZIN
Laufzeit in Minuten. 123

Regie. DANTE LAM
Drehbuch. DANTE LAM
Musik. PETER KAM
Kamera. KENNY TSE
Schnitt. WAI CHIU CHUNG
Darsteller. JAY CHOU . NICHOLAS TSE . LING PENG . ANDY ON u.a.

Review Datum. 2013-06-03
Erscheinungsdatum. 2012-08-31
Vertrieb. SPLENDID

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . MANDARIN (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . NIEDERLÄNDISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Dante Lam gilt vollkommen zu Recht als einer der besten Genre-Regisseure Hong Kongs. Bereits 1997 erregte der schnelle und harte Cop-Thriller OPTION ZERO die Aufmerksamkeit von Actionfans und Kritikern. BEAST COPS wurde kurz darauf berechtigterweise als einer der besten Hong Kong Filme 1998 gefeiert. Abseits hervorragender Actionszenen zeichnen sich Lams Werke vor allem durch vielschichtig angelegte Charaktere und ungewöhnlich facettenreiche Drehbücher aus. Bestes Beispiel ist sicherlich BEAST STALKER aus dem Jahr 2008. Ein Hochgeschwindigkeitsthriller, der von der ersten Minute an begeistern kann und bis zum mitreißenden Finale nervenaufreibende Spannung pur bietet.

Mit SNIPER folgte ein Jahr später ein kleiner Durchhänger. Für kurzweilig und hochwertig inszenierte Action reichte es aber noch allemal. Nach dem soliden FIRE OF CONSCIENCE konnte Lam schließlich mit THE STOOL PIGEON im Jahr 2010 wieder durchweg überzeugen. Im Anschluss an diesen rasanten Thriller begibt sich Lam mit THE VIRAL FACTOR zurück ins Actiongenre. Klassische, spektakulär ausformulierte Big-Budget Action mit Staraufgebot und einem atemlosen Tempo, das kaum Zeit zum Luftholen gibt.

Der Elitesoldat Jon (Jay Chou) wird bei einem hochbrisanten Einsatz in Jordanien, bei dem ein Virologe gekidnappt wird, von einem Verräter (Andy On) aus den eigenen Reihen schwer verletzt. Als Jon kurze Zeit später völlig paralysiert im Krankenhaus aufwacht wird ihm mitgeteilt, dass eine Kugel in seinem Kopf steckt, die operativ nicht entfernt werden kann. Mit dem unmittelbaren Tod vor Augen kehrt Jon nach Hong Kong zurück um Abschied von seiner an den Rollstuhl gefesselten Mutter zu nehmen. In seiner Heimat angekommen erfährt er schließlich, dass sein Bruder Yeung (von dem er bislang nichts wusste) mit seinem leiblichen Vater in Kuala Lumpur lebt. Jon begibt sich nach dieser Offenbarung umgehend in die malaysische Metropole, wo er kurzerhand sowohl auf den Verräter Sean als auch auf seinen Bruder Yeung (blass: Nicholas Tse) trifft. Sean arbeitet für eine Verbrecherorganisation die, ausgehend von dem Expertenwissen des in Jordanien entführten Virologen, plant einen todbringenden Killervirus zu entwerfen, der die ganze Menschheit ausradieren könnte. Die Entwicklung dieser biochemischen Waffe steht kurz vor der Vollendung. Lediglich der Feinschliff fehlt, wofür die Organisation wiederum die Expertise der Forscherin Rachel (solide Leistungen: Ling Peng) benötigt. Durch Zufall gerät Jon mitten in die Entführung der Forscherin, die ausgerechnet sein Bruder Yeung durchführt. Der Schock dass sein Bruder auf der falschen Seite des Gesetzes steht sitzt tief. Jon merkt jedoch schnell, dass er auf die Hilfe seines wenig zimperlichen Bruders angewiesen ist, wenn er die Pläne der Terrorgruppe vereiteln will. Volle Überzeugungsarbeit ist nötig, denn Yeung möchte von Jon zunächst nichts wissen und reagiert eher abweisend auf die Annäherungsversuche seines Bruders. Die Zeit wird allerdings knapp und das ungleiche Brüdergespann muss sich zusammenraufen. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen die Verbrecherorganisation auf.

THE VIRAL FACTOR sorgt zunächst einmal mit zahlreichen bombastischen Actionszenen dafür dass die krawallorientierte Fangemeinde zufrieden gestellt wird. Allein der erste Shootout, gefilmt in Jordanien, ist spektakulär und gehört mit zum Besten was man in diesem Jahr im asiatischen Actionkino zu sehen bekam. Auch die weiteren Actionmomente wissen zu gefallen und belegen das Talent von Lam Verfolgungsjagden, Schusswechsel und Zweikämpfe als virtuoses Bewegungskino zu inszenieren.

Leider enttäuscht der Film aber auf der Drehbuchebene. THE VIRAL FACTOR erzählt die nicht wirklich aufregende Grundidee ohne die Verankerung eigener Akzente. Bis zum zugegebenermaßen fetzigen Showdown verläuft die Story überraschungsfrei und seltsam statisch in der Aneinanderreihung der einzelnen Handlungsabschnitte. Das viele Prämissen der Geschichte schlichtweg auf Zufällen beruhen untermauert das nicht wirklich hohe Niveau des Drehbuchs noch zusätzlich. Die ständigen Ortswechsel sorgen zwar für Abwechslung, machen aber storytechnisch nicht unbedingt immer Sinn. Mitunter entsteht der Eindruck dass hier auf Biegen und Brechen das dicke Budget zur Schau gestellt werden sollte. Was dem Film fehlt sind zudem durchdachte Charaktere - eigentlich eine klare Stärke von Lam. Die Figuren in THE VIRAL FACTOR sind dagegen erstaunlich stereotyp und substanzlos angelegt. Fast wirkt es so als ob Lam sein Publikum intellektuell nicht (über)fordern wollte. Ein wenig mehr Mut in Punkto Charakterzeichnung hätte dem Film auf jeden Fall sehr gut getan.

So gesehen verortet sich THE VIRAL FACTOR als rasantes Mainstream-Spektakel, dass als kinetischer Actionfilm wunderbar funktioniert, angesichts der früheren Glanzleistungen von Regisseur Lam aber mit einer etwas lieblos erzählten Handlung und viel zu geradlinig aufgebauten Charakteren ein wenig enttäuscht. Im Gesamtergebnis ist der Film aber letztendlich dennoch ganz brauchbar ausgefallen, so dass Actionfans klar zugreifen können.

DVD.
Die deutsche Auswertung auf DVD ist als gelungen zu bezeichnen. Tolle Bild- und Tonqualität sowie eine sehr wertige Synchronisation stehen für die hohe Qualität der Veröffentlichung aus dem Hause Splendid. Für Zuschauer, die gerne im Orignialton gucken, werden außerdem noch deutsche Untertitel angeboten. Als Extras gibt es ein paar Trailer und das fast schon obligatorische Making-of.








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