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KAPITELWAHL

THE SNIPER (Hong Kong 2009)

von Andreas Neuenkirchen

Original Titel. SUN CHEUNG SAU
Laufzeit in Minuten. 83

Regie. DANTE LAM
Drehbuch. WAI LU NG
Musik. HENRY LAI
Kamera. MAN PO CHEUNG
Schnitt. ANGIE LAM
Darsteller. EDISON CHEN . XIAOMING HUANG . RICHIE JEN . BOWIE LAM u.a.

Review Datum. 2010-08-11
Erscheinungsdatum. 2010-07-12
Vertrieb. KSM

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . KANTONESISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Als Mensch von Anstand, Würde und Bildung hält man sich vom Boulevard selbstverständlich so fern wie möglich. Dennoch muss zur fairen qualitativen und historischen Einordnung von THE SNIPER erwähnt werden, dass kurz nach der Fertigstellung des Films einer der Hauptdarsteller wegen einer Privatsache öffentlich in Ungnade fiel, weshalb das Werk panisch umgeschnitten wurde in dem Versuch, die Rolle des Betreffenden zu marginalisieren. Gelungen ist das nicht. Die Figur steht noch immer im Handlungsmittelpunkt, nur dass man ihr Handeln nun ebenso schwer nachvollziehen kann wie die Handlung um sie herum.

Der junge Polizist OJ (Edison Chen) stolpert zufällig in einen verdeckten Einsatz polizeilicher Scharfschützen. Als die Lage eskaliert, zeigt OJ, dass er selbst auch nicht gerade über die schlechteste Hand-Auge-Koordination verfügt. Chefschütze Hartmann (Richie Jen) ist beeindruckt und nimmt ihn in sein Team. Die Erfahrung wird Hartmann zum Déjà-vu, denn der Neuling erinnert ihn bald an den talentierten aber seelisch labilen Ex-Kollegen Lincoln (Xiaoming Huang), der gerade frisch aus dem Gefängnis entlassen wurde. Lincoln verdingt sich fortan auf der anderen Seite des Gesetzes und meint noch ein Hühnchen mit Hartmann zu rupfen zu haben.

Scharfschützen sind für Testosteron-Thriller ein ebenso dankbares wie undankbares Sujet. Der hechelnde Blick durchs Zielfernrohr könnte geradezu aus dem Suspense-Lehrbuch sein (Kapitel: "Womit man nichts falsch machen kann"), wilde Action-Schießereien hingegen lassen sich auf große Distanz schwierig realisieren. Aber das gilt in erster Linie für Wald-und-Wiesen-Regisseure. Einer wie Dante Lam gönnt sich keine Schwachheiten, wenn in einer Szene Männer und Knarren vorkommen, jeweils gut geölt. Wenn die Schützen berufsbedingt statisch agieren müssen, sorgt die Kamera für Bewegung und der Schnitt für Tempo. Wenn Kugeln in hitzeflirrender Superzeitlupe fliegen, ist das zwar alles andere als originell, aber als goldenes Handwerk durchaus zu goutieren, und dieses Handwerk beherrscht Lam aus dem Effeff. Das gilt auch für die anderen Hongkong-Kino-Disziplinen wie "Personen seilen sich von Gebäuden ab" oder "Motorrad stößt mit Bus zusammen".

Womit er nicht nur hier Probleme hat, ist das flüssige Erzählen einer Geschichte mit schlüssigen Figuren. Noch deutlich nach der ersten Hälfte hat man das Gefühl, dass alles, was geschieht, noch immer Exposition ist. Nicht, dass sonderlich viel geschehe. Die Schwarz-Weiß-Rückblenden, die sich bis kurz vor Finale durchziehen, haben mehr Handlung als die Gegenwartsebene des Films. Man bekommt das Gefühl, dass ein Prequel interessanter gewesen wäre als die vorliegende Erzählung.

Und dann diese haarsträubenden Macker-Dialoge. Als müssten diese guten Kumpels sich irgendwas beweisen. Dialoge darüber, inwiefern eine Waffe wie eine Frau ist bzw. umgekehrt. Oder dass ein Mann, der nicht über Leichen geht, kein richtiger Mann ist. Und welche Atemtechnik dabei die richtige ist. Ach, würden sie doch öfter aufhören zu quatschen, diese stahlharten, durchtrainierten Tratschtanten. Wenn sie es tun und Taten sprechen lassen, ist THE SNIPER anständige Alltagsablenkung. Wer am Ende eines anstrengenden Tages ein bisschen Hongkong-Berieselung im Wohnzimmer installieren möchte, greift mit diesem Film nicht ganz fehl. An manchen Tagen reichen schwitzende, schwer atmende Männer, die sich mit dicken, langen, harten Knarren aus großer Entfernung gegenseitig blutig schießen. Aber an den meisten Tagen darf es etwas mehr sein. Das hat THE SNIPER leider nicht zu bieten.

DVD.
Technisch tipptopp, gute Synchro, unspektakuläres Bonusmaterial. Ein hektisch geschnittenes Making-of für junge Leute, ein paar Textinformationen für die Generation Lesebrille.








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