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KAPITELWAHL

GAMERA - ATTACK OF THE LEGION (Japan 1996)

von Andreas Neuenkirchen

Original Titel. GAMERA 2: REGION SHURAI
Laufzeit in Minuten. 95

Regie. SHUSUKE KANEKO
Drehbuch. KAZUNORI ITO
Musik. KO OTANI
Kamera. JUNICHI TOZAWA
Schnitt. SHIZUO ARAKAWA
Darsteller. SHINOBU NAKAYAMA . AYAKO FUJITANI . AI MAEDA . TOSHIYUKI NAGASHIMA u.a.

Review Datum. 2012-08-08
Erscheinungsdatum. 2011-09-30
Vertrieb. WVG MEDIEN

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1/DD 2.0) . JAPANISCH (DD 5.1/DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Die Stadt Sapporo ist einzigartig in ihrer Eigenschaftslosigkeit. Viele Städte in aller Welt wurden nach dem banalen amerikanischen Gitternetzprinzip entworfen, aber keine so konsequent banal wie Sapporo. Als nach dem Zweiten Weltkrieg ein Großteil der Stadt neu bebaut werden musste, hat man den eigenschaftslosen Straßenbau flächendeckend mit eigenschaftsloser Klötzchenarchitektur komplementiert. So sieht Sapporo heute eben nicht aus wie jede andere Großstadt, sondern wie die Stadt, wie die jede andere auszusehen versucht. Sapporo ist das Gesicht der gesichtslosen Großstadt. Das macht die Stadt aufrichtig liebenswert, auf eine abstrakte Art und Weise.

Ist Sapporo sofort an seiner gleichförmigen Zeitlosigkeit zu erkennen, erkennt man Sendai in erster Linie an seinem ganz Alten (Tempel, Denkmäler) und ganz Neuem (Kulturzentrum).

Warum erzähle ich das alles? Aus weltmännlicher Prahlerei? In erster Linie ja, aber auch, weil es ansonsten so wenig Interessantes über GAMERA - ATTACK OF THE LEGION zu berichten gibt. Das Schöne am Film ist, dass es nicht von vornherein Tokio sein muss, wo die außerirdische Düsenriesenschildkröte Gamera gegen Legion antritt, ein Riesenmonster, erwachsen aus mehreren stromfressenden Mittelgroßmonstern. Legion und Gamera ziehen eine Schneise der Verwüstung von Sapporo über Sendai in die Hauptstadt. Wenn es dann heißt: "Sendai liegt in Schutt und Asche!", kann einem schon ein bisschen mulmig werden. Es ist nicht so lange her, dass Sendai tatsächlich in Schutt und Asche lag, und es hat dafür keine Monster-Legion gebraucht. Es kam auch keine Schildkröte zur Rettung, aber genau das ist das wirklich tröstende Moment solcher Filme: Großer Schrecken hat einfache Lösungen.

Neben den besagten Städten und Viechern gibt es viel Militärgerät zu sehen. Gottlob darf das japanische Militär laut Konstitution kaum etwas Militärisches machen, deshalb werden Fahr-, Flug- und Schießzeuge gern an Monsterfilme verliehen, für irgendwas muss der Quatsch ja gut sein. So ist GAMERA - ATTACK OF THE LEGION einer der abwechslungsreicheren Monsterfilme für Zuschauer, die sich für japanischen Städtebau interessieren oder gerne Panzer gucken. Ansonsten haben die Kreativköpfe leider die Gelegenheit verpasst, aus der Chose etwas Besonderes zu machen. Mit den kleineren Monstern, die zur großen Legion werden, hätte man die Möglichkeit gehabt, etwas intimeren Mensch-gegen-Monster-Horror mit der ausschweifenden Monster-gegen-Monster-Action zu vermischen. Das hat man in Ansätzen erkannt, bei Ansätzen hat man es allerdings auch belassen. Eine größere Erzählung im Verbund mit den anderen Gamera-Filmen zu spinnen wird ebenfalls nur halbherzig angegangen. Bekannte Gesichter wie das von Seagal-Tochter Ayako Fujitano sieht man zwar gerne wieder, aber deren Beziehung zur aktuellen Geschichte ist dürftig. Eine zivilisationskritische Beigabe wie die Energiespar-Botschaft hier mag im Monsterfilm des Pionierzeitalters noch erfrischend gewesen und vielleicht sogar von Herzen gekommen sein, inzwischen handelt es sich aber nur noch um scheinheiliges Ritual. Genau wie die Tradition, bei der Monsterdarstellung auf Cosplay anstatt auf Spezialeffekte zurückzugreifen. Immerhin gibt es im Endkampf ein paar flotte Disco-Lichteffekte, die dem Ganzen einen Hauch von Dynamik verleihen. Es hätte ruhig ein Hauch mehr sein dürfen. Kopfkratzen macht, dass einige Szenen abrupt in Standbildern enden. Es wirkt eher wie ein Fehler als wie ein Stilmittel.

GAMERA - ATTACK OF THE LEGION macht aus seinen guten Ansätzen nur einen durchschnittlichen Vertreter seines Genres. In der Gamera-Trilogie von Shusuke Kaneko (DEATH NOTE) bildet dieser Mittelteil damit das schwächste Glied. Der Film ist zwar unterm Strich nicht viel schwächer als der unspektakulär unterhaltsame GAMERA - GUARDIAN OF THE UNIVERSE, hätte aber mehr Potenzial gehabt. Potenzial, das Kaneko erst im dritten Teil GAMERA - REVENGE OF IRIS richtig zu nutzen weiß.

DVD.
Es gilt dasselbe wie beim ersten Streich: Die technische Qualität der Filmpräsentation lässt nichts zu wünschen übrig. Die deutsche Synchro klingt recht steif, das passt allerdings zum Stoff. Extras gibt es keine.








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