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FILM.
US-Remakes von europäischen Filmen sind unvermeidlich - insofern die Originale finanziell oder bei Kritikern erfolgreich waren. LET ME IN und THE TOURIST stehen dabei stellvertretend für die aktuell bevorzugte Welle des Ideenklaus bei Schweden (siehe auch THE GIRL WITH THE DRAGON TATTOO) und Franzosen. Europäische Erfolgsfilme führen zudem auch dazu, dass ihre Regisseure sich in Hollywood an Ware zweiter Klasse versuchen dürfen. Wie Nimród Antal mit MOTEL oder Florian Henckel von Donnersmarck nach seinem DAS LEBEN DER ANDEREN (der übrigens ebenfalls ein Remake erhalten sollte). Im Falle von Géla Babluanis viel gelobtem Debüt 13 TZAMETI aus dem Jahr 2005 (der Film wurde anschließend beim Sundance Festival ausgezeichnet) nahm sich der Georgier 3 Jahre später selbst in seinem Hollywood-Debüt des Remakes seines Überraschungshits an - und flog damit auf die Fresse.
Die Geschichte ist dabei dieselbe, nur voller zweitklassiger Darsteller, ein paar bekannter Namen in Nebenrollen, einer Handvoll TV-Darsteller und eben auf Englisch sowie in Farbe. Kurzum: ohne jegliche Atmosphäre oder Aura. Durch das Verzichten auf die Schwarzweiß-Optik geht 13 seine Arthouse-lastigkeit ab. Stattdessen wirkt das Endprodukt, auch dank der grottigen Synchronisation, wie eine billige RTL2-Produktion. Zumindest wundert es einen nicht, dass Babluanis Remake direkt auf DVD erscheint und man die deutschen Zuschauer vor einer Kinoauswertung verschont. Den Part von Babluanis Bruder Georges übernimmt nun Sam Riley, hinzu kommen namhaftere Schauspieler wie Jason Statham, Ray Winstone und Mickey Rourke, plus Rollen von unterschiedlicher Leinwandzeit besetzt mit Seriendarstellern wie Emmanuelle Chriqui (ENTOURAGE), David Zayas (DEXTER) und Alexander Skarsgård (TRUE BLOOD).
Ausgesprochen lieb- und leblos geht der Georgier nun an das Remake seines eigenen Filmes und vielleicht liegt hier gerade der große Fehler. 13 mutet an wie ein Herunterrattern des Originals, als ließe sich dies einfach mal eben aus der Hand schütteln, da Babluani bereits das Original gedreht hat. Mit diesem mag zwar er vertraut sein, sein Ensemble anscheinend jedoch nicht, so desinteressiert gehen die meisten von ihnen ihre eindimensionalen und orientierungslosen Figuren an. Babluani scheint seine (Original-)Geschichte sogar so egal zu sein, dass er seine Aufmerksamkeit lieber auf Mickey Rourkes völlig belanglosen Cowboy und dessen Auseinandersetzung mit Rapper 50 Cent (in einer nicht minder belanglosen Rolle) lenkt. Negativhöhepunkt ist dann ein theatralisch aufspielender Michael Shannon in der Rolle des Turnierleiters, dessen Synchronsprecher besser einen anderen Beruf ausüben sollte.
Am Ende ist 13 ein einziges Ärgernis, visuell wie narrativ ausgesprochen schlecht umgesetzt und eine Schande für seine gelungene und spannungsintensive georgische Vorlage. Oder bildlich gesprochen: 13 ist der missratene Danny de Vito Zwilling zu 13 TZAMETI's Arnold Schwarzenegger aus TWINS - ZWILLINGE. Dasselbe Erbgut aber vollkommen gegensätzliche Ergebnisse. Die einzige Erklärung, die wahrscheinlich erscheint, dürfte der hollywood'sche Lockruf an Babluani gewesen sein, der sich nicht zu schade war, seine eigene Geschichte nochmals auf Englisch und mit "Stars" umzusetzen. Hätte er sich Michael Hanekes FUNNY GAMES U.S. angeschaut, wüsste er, dass der Mehrwert solcher Remakes gegen Null tendiert, ganz besonders dann, wenn es das Remake nicht einmal in die Kinos, sondern lediglich auf DVD schafft. Dass nicht nur Babluani Talent besitzt, sondern auch seine Geschichte, beweist 13 TZAMETI - möge der Georgier an dessen Klasse bei seinem nächsten Projekt, dann bitte mit etwas mehr Herzblut, wieder anknüpfen.
DVD.
Die Handels-DVD ist auf Grundlage der Presse-DVD nicht zu beurteilen.
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