FILM.
Anrufe aus der Zukunft - das sind ja quasi Videobotschaften aus der Vergangenheit: So oder so ähnlich scheinen einige Rezensenten gedacht zu haben, die zwanghaft nach vermeintlich engen Parallelen zwischen Hideo Nakatas RING und Takashi Miikes THE CALL gesucht haben. Dass Miike lediglich ein Mobiltelefon-Remake von Nakatas Klassiker gedreht hat, kann man indes nicht behaupten. Denn Technologie oder Schülerinnen als tragende Elemente eines japanischen Schockers kennt man auch aus anderen Werken - ebenso wie RING lassen KAIRO, BATTLE ROYALE oder SUICIDE CIRCLE grüßen.
Der Plot scheint zunächst recht einfach: Mehrere Teenager erhalten kurz nacheinander geheimnisvolle Mitteilungen aus der Zukunft. Sie selbst sprechen sich auf die Mailbox und markieren mit ihrer Nachricht den Zeitpunkt des eigenen Todes. Nach dem Prinzip eines Computervirus pflanzt sich eine geheimnisvolle Macht per Eintrag im Handy-Adressbuch immer weiter fort - Teenagerhysterie ist die zwangsläufige Folge. Einige Protagonisten sterben - auch optisch - recht unangenehme Tode und dann kann die Jagd auf den Mörder beginnen. Sie endet im Dickicht von Trauma und Missbrauch - am Ende hat die Geschichte ein paar Wendungen zuviel genommen, so dass die Schlüssigkeit schließlich fragwürdig bleibt.
Was Takashi Miike hier abgeliefert hat, krankt mal wieder am klassischen Symptom des Regisseurs: Der Vielfilmerei. Und das ist schade, denn auch THE CALL zeigt in der ein oder anderen Szene, was der Filmemacher Miike in seinen besten Momenten zu bieten hat. Allein: Er lässt sich nicht genug Zeit für die Geschichte, zitiert wild in der Gegend herum und verpasst mit der schlüssigen Ausformulierung des Plots ein weiteres Mal den ganz großen Wurf. Was übrig bleibt ist ein lustiges Ratespiel rund um den asiatischen Horrorfilm, in dem es neben den bereits genannten Filmen auch noch Anleihen aus Filmen wie JU-ON, UZUMAKI oder sogar A TALE OF TWO SISTERS zu entdecken gibt. Für einen lustigen Abend mit Freunden des asiatischen Kinos reicht THE CALL somit schon - ein Klassiker ist der Film aber beileibe nicht.
DVD.
Leider lag zur Rezension lediglich eine abgespeckte Presse-DVD vor. Deswegen kann ich zu Bild- und Tonqualität sowie zu den Extras der DVDs kein Urteil abgeben.
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