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KAPITELWAHL

A TALE OF TWO SISTERS (Korea 2003)

von Björn Eichstädt

Original Titel. JANGHWA, HONGRYEON
Laufzeit in Minuten. 109

Regie. JI-WOON KIM
Drehbuch. JI-WOON KIM
Musik. BYUNG-WOO LEE
Kamera. MO-GAE LEE
Schnitt. HYEON-MI LEE
Darsteller. KAP-SU KIM . JUNG-AH YUM . SU-JEONG LIM . GEUN-YEONG MUN u.a.

Review Datum. 2006-01-06
Erscheinungsdatum. 2005-10-06
Vertrieb. E-M-S

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DTS/DD 5.1) . KOREANISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Der Rezensent kommt irgendwann im Laufe seiner Sehhistorie in die Situation, dass er Filme mit anderen Augen sieht. Die Angst, die er vor langer Zeit, beim ersten Sehen von THE HAUNTING oder THE SHINING, empfunden hat, scheint mit einer gewissen, längst vergangenen Naivität gekoppelt zu sein, die der Zuschauer nach vielen hundert Filmen scheinbar nicht mehr aufbringen kann. Sein Blick richtet sich auf andere Aspekte, sieht den Film im Kontext der Kinogeschichte, und sein Kopf fragt nach Plot, Zitat, Kameraführung, Postmoderne sowie lokalen und internationalen Vorbildern. Die Emotion, der Schauer im Nacken ist nur noch Interpretation des Gesehenen, selten mehr unmittelbares Erleben. Und dann kommt ein Film wie A TALE OF TWO SISTERS daher, mit einer eiskalten, grauenerregenden Hand, packt den Rezensenten irgendwo ganz tief drinnen, und wirft alle Rationalität über Bord. Wenn das passiert, haben wir es mit einem Meisterwerk des Kinos zu tun.

Die Geschichte des Films ist zu gut und auch zu überraschend, um ausführlich erzählt zu werden. Nur soviel: Es geht um die vermeintliche Erinnerung und die reale Historie. Ein Familiendrama, das sich rund um eine Tragödie, über die niemand wirklich sprechen will, und vier handelnde Figuren und eine anwesende - aber längst vergangene - Person spinnt. Im Zentrum stehen zwei Schwestern, eine tote Mutter, ein Vater und die böse Schwiegermutter aus dem Märchen. Ein Haunted House irgendwo in Korea wird zum Schauplatz für Neurosen, Paranoia, Spuk, Traumata und Grauen. Und dabei ist A TALE OF TWO SISTERS eigentlich ein sehr ruhiger Film, der mit subtilen Bildern von verlassenen Schaukeln, unheimlichen Wandschränken und sich langsam öffnenden Türen Stück für Stück eine schaurige Gänsehautstimmung erzeugt. Und dann die Musik: Sie schleicht sich in die Gehörgänge, frisst sich in Herz und Seele fest und kriecht durch Mark und Bein. Gekoppelt mit dem Sound von knarrenden Dielen und schweren Schritten lässt sie einem das Blut in den Adern gefrieren.

A TALE OF TWO SISTERS funktioniert ganz ohne die Geschichte des Horrorfilms. Und trotzdem hat der Streifen natürlich seine Vorbilder. So erinnern die Bilder von Kameramann Mo-Gae Lee bei den nächtlichen Innenaufnahmen an Mario Bava in seinen besten Tagen. Die Farben grün, blau und rot bringen Tiefe in den dunklen Raum, malen Bilder des Gothic Horror in finstere Korridore und verdeutlichen das Innen als Ort der Vorstellungskraft. In Kontrast dazu stehen die Außenaufnahmen, die die reale Welt in schönsten und klaren Tönen beschreiben. Das Grauen ist drinnen, in den Menschen, es nagt an ihren Gedanken und Seelen. Auch andere Filme meint man wieder zu erkennen, etwa THE OTHERS von Alejandro Amenábar, PSYCHO oder Spukhausklassiker wie THE HAUNTING oder DAS LANDHAUS DER TOTEN SEELEN. Der Vergleich mit THE SIXTH SENSE ist auch naheliegend, aber nicht angemessen, da A TALE OF TWO SISTERS weit über dieses Hollywood-Machwerk hinauszielt.

Viel könnte man noch schreiben über dieses koreanische Meisterwerk. Über Verdrängung und Unterbewusstsein, über Edgar Allan Poe und H.P. Lovecraft - und schon sind sie wieder da die Interpretationen und Einordnungen. Doch es gibt auch eine andere Möglichkeit: Man kann den Film von Ji-Woon Kim einfach wirken lassen, sich an einem perfekten Stück Kino freuen. Und sich vor allem auf dem Sofa zu Tode gruseln. A TALE OF TWO SISTERS gebührt ein Platz in der Galerie der ganz großen Horrofilme, nicht nur der asiatischen. Das muss sogar ein abgestumpfter Rezensent erkennen.

DVD.
Von A TALE OF TWO SISTERS lag zur Rezension leider nur eine Presse-DVD mit deutlich reduzierter Qualität, ausschließlich deutscher Tonspur und keinerlei Extras vor. Deswegen können Bild, Ton und Extras nicht beurteilt werden. Laut Information des Verleihers kommt die DVD mit einer deutschen und einer koreanischen Tonspur daher. Als Extra fungiert lediglich ein Trailer.








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