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TERMINATOR - DIE ERLÖSUNG (USA/Deutschland/Großbritannien 2009)

von Björn Lahrmann

Original Titel. TERMINATOR SALVATION
Laufzeit in Minuten. 115

Regie. MCG
Drehbuch. JOHN BRANCATO . MICHAEL FERRIS
Musik. DANNY ELFMAN
Kamera. SHANE HURLBUT
Schnitt. CONRAD BUFF
Darsteller. CHRISTIAN BALE . SAM WORTHINGTON . ANTON YELCHIN . MOON BLOODGOOD u.a.

Review Datum. 2009-05-27
Kinostart Deutschland. 2009-06-04

Der Judgment Day ist dann doch noch gekommen. Lange war er prophezeit, viel wurde unternommen, ihn zu stoppen – gebracht hat es alles nichts. Skynet ist erwacht, die Maschinen haben sich über die Menschheit erhoben, und das erste, was sie vernichtet haben, war der Weltbestand an Jeans. Jetzt sind die verbleibenden Widerständler gezwungen, in Lederhosen rumzulaufen, ob sie wollen oder nicht. In derlei Hinsicht ähneln sich eben die Postapokalypsen, da sieht alles immer ein bisschen aus wie in MAD MAX, nur ohne die tuntigen Freaks und Tina Turner.

"Wie in x" ist eine wichtige Formulierung beim Beschreiben von TERMINATOR - DIE ERLÖSUNG, einem Film, der sich seine spärlichen visuellen Ideen zusammenklaut wie ein Kleptomane auf Koks: zwanghaft, unbekümmert und so schamlos offensichtlich, dass man es ihm nicht einmal richtig krumm nehmen kann. Da gibt es hochhausgroße Roboterkolosse wie in TRANSFORMERS, Menschensammler wie in KRIEG DER WELTEN, und bei der ersten Einstellung auf die Skynet-Zentrale fragt man sich, wieso plötzlich BLADE RUNNER über die Leinwand flimmert. Die grieselig-monochrome, von bleichem Licht geflutete Endzeitästhetik wurde dagegen bei der jüngeren Kriegsfilmmode abgeschaut. Filme, die derlei ungenierten Raubbau am eigenen Genre betreiben, nennt man in der Regel B-Movies, und genau da ist das Killerroboter-Franchise mit seinem vierten Teil auch angekommen: Beim 200-Millionen-Dollar-B-Movie, komplett mit all den offen zutage liegenden Mängeln in der Ausführung, aber streckenweise auch jenem flüchtigen Spaß, der damit in den besten Fällen einhergeht.

"Das hat aber doch mit TERMINATOR nichts mehr zu tun", wird der eingefleischte Cameronianer jetzt schreien und damit insgeheim das Gegenteil meinen, also, dass das Ganze mit TERMINATOR eben doch noch zu viel zu tun hat, als dass man es geflissentlich ignorieren könnte. Tatsächlich ist bei aller stilistischen Abnabelung von der eigenen Genealogie – schließlich soll hier eine "neue Trilogie" angestoßen werden – der Basisplot in gewisser Hinsicht der alte geblieben: Wieder geht es darum, das Überleben von Revolutionsführer John Connor (Christian Bale) zu sichern, das in Gefahr gerät, als Skynet seine mechanischen Schergen auf Connors künftigen Vater Kyle Reese (Anton Yelchin) ansetzt. Der hockt derweil, noch ein junger idealistischer Spund, in den Ruinen von Los Angeles herum, ballert den okkasionellen T600 über den Haufen und träumt dabei den adoleszenten Traum vom Widerstand. Sein Schicksal setzt sich in Bewegung, als er auf einen ominösen Fremden trifft: Marcus Wright (Sam Worthington), der vor langen Jahren in der Todeszelle seinen Körper der Cyberdyne Corporation vermacht hatte und jetzt, er weiß selbst nicht wie, plötzlich wieder unter den Lebenden weilt.

Diese dreipolige Plotstruktur, in der sich die Geschichten von John, Kyle und Marcus mal überschneiden, mal auseinanderdriften, verleiht dem Film zunächst leidlich Abwechslung und Kurzweil, zumal die Aufteilung der Heldenpflicht den Fokus glücklicherweise schnell von der griesgrämigen Spaßbremse Bale abzieht, der zwischen pastoralem Geflüster und pathetischer Deklamation einfach keine Linie für seine Figur findet. Der wuschelköpfige Yelchin sowie Worthington, dessen unauffällig kompakte Physis in ein paar altmodischen Faustkämpfen schön zur Geltung kommt, machen ihre Sache da schon deutlich besser, obwohl gerade das früh absehbare Herz-vs-Software-Dilemma des Terminator-Hybriden Marcus – wohl die einzige echte Neuerung innerhalb der Serienmythologie – denkbar uninspiriert weitergesponnen wird.

Reine Personalverschwendung ist dagegen die Masse an hochkarätig besetzten, aber völlig funktionslosen Nebenfiguren, etwa Bryce Dallas Howard, die als schwangere Connor-Gattin ein paar mal kuhäugig in die Kamera gucken darf, oder Moon Bloodgood, deren übertoughes Kampflesbengehabe wohl den Staffelstab von Linda Hamilton weiter tragen soll, letztlich aber doch wieder in kinderkeuschen Zärteleien mündet. Überhaupt besitzt das Drehbuch, das durch die Hände zahlloser Skriptdoktoren (u.a. Paul Haggis und Jonathan Nolan) gegangen sein soll, die leidige Tendenz zum unökonomischen Erzählen, besonders auf Dialogebene, wo meist nur noch lang und breit ausbuchstabiert wird, was man ohnehin längst kapiert hat. Das Zwischenmenschliche hat man sich zugunsten einer militärischen Funktionalität des Plots weitestgehend gespart; die seit 25 Jahren aufgeschobene erste Begegnung von John und Kyle etwa gerät so emotional wie ein Stubenappell.

Bleibt zur Ehrenrettung das Hauptlockmittel des Films, die Action, und dass die phasenweise gar nicht mal so übel geraten ist, grenzt an ein Wunder, weil: McG. Der Mann hat ja nicht nur keinen richtigen Namen, sondern auch keinen richtigen Stil und kein richtiges Talent. In jeder Szene wird willkürlich irgendeine neue Kamerastrategie ausprobiert, von der akrobatisch ausgetüftelten Plansequenz bis zum rohen Shakycam-Dokumentarismus, oftmals an genau den Stellen unübersichtlich, wo man einen klaren Blick benötigte und umgekehrt. Dazu kommt ein völlig verhampelter Schnitt, dessen rhythmische Unebenheit nicht kinetisch, sonder stockend wirkt.

Aber: Wer blind herumexperimentiert, macht manchmal eben auch zufällig was richtig, und das rettet den Film mit Ach und lautem Krach über den Gutteil seiner Laufzeit. Gleich zu Beginn etwa serviert er einen spektakulären Helikoptercrash, der den Zuschauer vorbildlich ins Geschehen hinein zu ziehen weiß, und trumpft etwas später mit einer ausgedehnten Lastwagen-Verfolgungsjagd auf, bei der die Effektdesigner auf dicke Hose machen dürfen: Von allen Seiten stürmen da die neuen Kampfspielzeuge heran, deren gelungenste Kreation die Motorradterminatoren sind, windschnittige schwarze Gliederwürmer, die mit ihren Yamaha-Unterbaus verschmelzen. Über mangelnde Pyrotechnik kann man sich zwischen ausufernden Shotgungelagen und Explosionen von absurder Größenordnung auch nicht beschweren.

So gar nichts mehr funktioniert dann allerdings im letzten Drittel. Da gibt es plötzlich Räume, die keine interne Logik mehr besitzen, katastrophal verschnittene Kloppsequenzen, dynamikfeindliche Parallelmontagen, einen Animations-Arnold, der wie Shrek aussieht, und ein lächerlich abgewürgtes Flug-in-den-Sonnenuntergang-Finale, das den Film erscheinen lässt wie eine x-beliebige McGyver-Episode. Wer dann in Gedanken mal den Blick zurück riskiert ans Ende des ersten Teils – Sarah Connors roter Jeep, die verödete Wüstenstraße unter bleiernem Himmel, die Wolkenformationen, die wie Vorboten des nuklearen Fallouts aussehen –, wird vielleicht doch noch ein nostalgisches Tränchen verdrücken: Die Zukunft nämlich, die als Ahnung den ersten Filmen immer schon eingeschrieben war, hat in diesem Bild bereits ihre stärkste Ausformung gefunden. Dagegen waren die blassen Konkretisierungsversuche in DIE ERLÖSUNG, ganz den Zeitparadoxien der Serie gemäß, von jeher zum Scheitern verurteilt.











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