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RESIDENT EVIL: THE FINAL CHAPTER (Deutschland/Frankreich/Kanada 2016)

von Thorsten Hanisch

Original Titel. RESIDENT EVIL: THE FINAL CHAPTER
Laufzeit in Minuten. 106

Regie. PAUL W.S. ANDERSON
Drehbuch. PAUL W.S. ANDERSON
Musik. PAUL HASLINGER
Kamera. GLEN MCPHERSON
Schnitt. DOOBIE WHITE
Darsteller. MILLA JOVOVICH . RUBY ROSE . ALI LARTER . SHAWN ROBERTS u.a.

Review Datum. 2017-01-23
Kinostart Deutschland. 2017-01-26

Mit RESIDENT EVIL: THE FINAL CHAPTER findet eine der wohl merkwürdigsten Franchisen überhaupt zu ihrem vorläufigen Ende. Was war der Aufschrei einst groß, als man Zombie-Papa George A. Romero feuerte und der Fanschar anstatt dessen einen Film vom sträflich unterschätzten Paul W.S. Anderson vorsetzte, der zwar die Ursprünge in der gleichnamigen Videospiel-Franchise durchaus erahnen ließ, aber komplett eigene Wege ging. Rückblickend war das sicherlich die richtige Entscheidung, Romero ließ mit völlig irrelevanten Filmen wie LAND OF THE DEAD ahnen, dass er wohl nicht ganz zu Unrecht rausgeschmissen wurde und erst jüngst hat ASSASSIN'S CREED mal wieder bewiesen, dass es nicht unbedingt ratsam ist, bei Spieleverfilmungen zu nahe an der Vorlage zu kleben.

Wie auch immer: RESIDENT EVIL wurde trotz allem Gemecker zum großen Erfolg und zog ganze fünf Sequels nach sich, was aber trotzdem nichts dran ändert, dass die Serie bis zum heutigen Tag nie so richtig populär wurde - was wohl einer gewissen Eigenwilligkeit zu verdanken ist, denn Anderson, der als Regisseur viermal in Erscheinung trat, die Reihe aber durchwegs als Autor und Produzent betreute, ist im Endeffekt vielmehr Designer als Regisseur und das merkt man auch: Während Blockbuster-Kollegen wie die TRANSFORMERS oder die endlose Schlange an Comicverfilmungen, die seit Jahren vom Marvel-Fließband purzeln, versuchen ihre Inhaltslosigkeit durch absurd aufgeblasene Drehbücher zu verschleiern, servieren die Abenteuer um Kampfamazone Alice (dargestellt von Andersons Ehefrau Milla Jovovich) ihre narrative Nichtigkeit offen auf dem Silbertablett, was sich vor allem in den als regelrechte Pflichtübung absolvierten Dialogen bemerkbar macht (die Plots an sich sind immer klar umrissen: Figur X muss von Punkt A nach B kommen…etc.) und da ist auch THE FINAL CHAPTER keine Ausnahme, es hagelt wie gewohnt Bonmots à la "Da ist was hinter uns", "Da ist was vor uns", "Was isn das?" - einst hatte man sich noch vor Schmerzen gekrümmt, dann aber mit der Zeit dran gewöhnt und Sequenzen dieser Art als liebenswerte Schrullen verbucht und immerhin - ganz großes Plus - wird Leerlauf dieser Art nie übermäßig ausgedehnt, keiner der Teile überschreitet die 100-Minuten-Marke, heutzutage ein Unikum.

RESIDENT EVIL in seiner Kino-Inkarnation ist aber auch Bewegung, Geschwindigkeit und vor allem….Style. Style, Style und nochmals Style. Hier leben besonders die von Anderson dirigierten Teile regelmäßig auf und finden komplett zu sich, denn der Brite inszeniert fast immer ausdrucksstark und recht originell, was besonders RESIDENT EVIL: RETRIBUTION zu einem Highlight macht - wer seinen Film mit einer rückwärts ablaufenden Slow-Motion-Sequenz anfängt, hat definitiv Spaß an seinem Job und dieser Spaß überträgt sich, wenn man denn gewillt ist, sich drauf einzulassen, auch auf den Zuschauer.

Man kann über den auch mit Anfang 50 noch erstaunlich jugendlich wirkenden Regisseur sagen, was man will, aber keiner hat es in den letzten Jahren geschafft einem hochkommerziellen Kino eine dermaßen prägnante Duftmarke aufzudrücken, er orientiert sich mit seinen Arbeiten an den Ursprüngen des Kinos, am Attraktionskino und dagegen ist nichts zu sagen, zumal hier unter Attraktion eben nicht - wie bei Michael Bay oder mittlerweile auch James Cameron - das Protzen mit möglichst teuren Schauwerten gemeint ist, sondern das Vorführen von möglichst originellen Attraktionen, die man so vielleicht tatsächlich noch nie gesehen hat. Folgerichtig ist Anderson momentan auch einer der wenigen, wenn nicht vielleicht sogar der einzige Regisseur, der das 3D-Format sinnvoll zu nutzen weiß, der 3D wirklich inszenieren kann und zwar als Gimmick, dass den Zuschauern nichts einfach ins Gesicht geklatscht wird, sondern deren filmische Immersion tatsächlich unterstützt.

Im Prinzip handelt es sich bei der Franchise um Spiele-Adaptionen, die sich zwar von der Vorlage entfernen, gleichzeitig aber mit ihrem Hang zu Bewegung, Geschwindigkeit und den levelmäßig aufgebauten, streng funktionalen Plots eigentlich die nahezu optimale Verschmelzung von Videospielen und Spielfilmen darstellen, würde man sich in zukünftigen Beiträgen - und die kommen bei passenden Box-Office-Zahlen bestimmt, Final Chapter hin oder her - auch noch von den allerletzten erzählerischen Zwängen des Films freimachen, hätte man die optimale Symbiose, Spiel-Filme, sozusagen.

Zu THE FINAL CHAPTER möchte man gerne notieren, dass alles beim Alten geblieben ist, aber leider bleibt der sechste Teil ein kleines Stück weit hinter dem regelrecht entfesselten RESIDENT EVIL: RETRIBUTION zurück: Der sonst so farbenverliebte Anderson tunkt seine Bilder hier vor allem in Blau oder Braun, was das Ganze mit zunehmender Laufzeit etwas monoton wirken lässt, zudem wird die zeitlupengetränkte und angenehm übersichtliche Montage der Actionszenen zu Gunsten einer gewöhnungsbedürftigen Mischung aus Totalen und schnell (aber rhythmisch) geschnittenen Nahaufnahmen (mit einer teilweise etwas seltsamen Kadrage) fallen gelassen, was in 3D hier und da ein wenig die bekannten Probleme mit sich bringt, allerdings noch lange nicht in dem Umfang wie bei der Konkurrenz: Man muss nur gelegentlich schon ziemlich Obacht geben um nicht aus den Szenen rausgeworfen zu werden.

Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass nicht auch hier die großen Bilder gefunden werden: Wenn Bösewicht Isaacs in der Abenddämmerung herannaht oder brennendes Benzin aus Fässern in langen Strahlen durch die Nacht rauscht, macht das schon ziemlich was her und die gut eingefangene Endzeitatmosphäre lässt den Wunsch wach werden, den nächsten MAD MAX aus den Händen Andersons zu sehen, der würde einen den völlig missglückten FURY ROAD sicherlich schnell vergessen lassen.

RESIDENT EVIL ist und bleibt jedenfalls ein Abenteuerspielplatz für einen verspielten Regisseuren, dem man sicherlich eine Menge vorwerfen kann, der aber ebenso absolut unverkennbar ist. Und auch wenn jetzt angeblich Schluss ist (der Film lässt das Burgtor zur Fortsetzung SEHR weit offen) kann man davon ausgehen, dass uns Anderson in Zukunft weiterhin ungeniert mit dieser seltsamen Mischung aus Gleichgültigkeit und kindlichem Enthusiasmus, beglücken wird, egal, wer so alles muffelt, solang Anderson Geld in die Hand gedrückt wird, gibt's 100% Anderson. Auch was wert.











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