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RESIDENT EVIL: RETRIBUTION (Kanada/Deutschland 2011)

von Alexander Karenovics

Original Titel. RESIDENT EVIL: RETRIBUTION
Laufzeit in Minuten. 96

Regie. PAUL W. S. ANDERSON
Drehbuch. PAUL W. S. ANDERSON
Musik. TOMANDANDY
Kamera. GLEN MACPHERSON
Schnitt. NIVEN HOWIE
Darsteller. MILLA JOVOVICH . BINGBING LI . SIENNA GUILLORY . MICHELLE RODRIGUEZ u.a.

Review Datum. 2012-10-03
Kinostart Deutschland. 2012-09-20

Alice in Zombieland. Ein neuer RESIDENT EVIL-Film ist wie ein neuer Call of Duty-Teil: die sind auch irgendwann scheiße geworden, aber so richtig mitbekommen hat das bislang niemand. Gekauft und gespielt werden die nach wie vor. Man weiß, worauf was man sich einlässt, und solange Paul W.S. Anderson auf dem Regiestuhl sitzt, werden Erwartungen erfüllt, wenn auch selten übertroffen. Für einen RESIDENT EVIL-Film reicht das. Einen eigenständigen Film bekommt man mit RETRIBUTION leider nicht - mehr einen zusammengeschusterten Nachklapp zu AFTERLIFE, einen Bonus-Level mit ein paar neuen Texturen und bekannten Gegnern, das Drehbuch orientiert sich an den Anforderungen für den niedrigsten Schwierigkeitsgrad.

Die Handlung knüpft direkt ans Ende von AFTERLIFE an, zu behaupten, man müsse den Vorgänger gesehen haben um RETRIBUTION zu verstehen, käme einer Ansage gleich, man müsse Mario Land gespielt haben um bei den Super Mario Brothers durchzusteigen. Die Ereignisse der vergangenen Filme werden trotzdem rekapituliert, und schon sind wir mittendrin im Getöse: die eine Hälfte des Casts ist Kanonenfutter, die andere Hälfte setzt sich ausnahmslos aus coolen Typen zusammen, die breitbeinig im Kugelhagel stehen, aber trotzdem nicht getroffen werden, weil sie die Slo-Mos auf ihrer Seite haben. Michelle Rodriguez könnte auf ihr rotziges Megabitch-Acting mittlerweile ein Trademark anmelden, Sienna Guillory kehrt als Jill Valentine zurück, und kickt jetzt, dank Cyber-Spinne auf dem getuneten Dekolleté, für die Bösen. Neuzugang ist China-Girl Ada Wong (Bingbing Li) als 3D-Animepuppe im roten Kleid; keine zweckmäßige Kleidung im Kampf gegen Horden von Infizierten und umprogrammierten GI-Joes, aber, hey, es flattert doch so schön in der Zeitlupe. Sexy.

Das Skript hetzt seine Charaktere durch Testkammern eines Pharma-Forschungskomplexes der korrupten Umbrella-Coporation, in jeder läuft eine lebensnahe Simulation vom Ausbruch des tödlichen T-Virus ab, der Menschen in blutdürstende Amokläufer verwandelt. Zweck der Einrichtung war es, potentielle Käufer von der Notwendigkeit eines Gegenmittels zu überzeugen. Immerhin macht Anderson das Beste aus der Vorgabe und inszeniert die erste halbe Stunde des Films als surrealen Alptraum im NIGHTMARE ON ELM STREET-Stil: vom Regen in die Traufe, von Tokyo nach Moskau bis tief hinein in die spießigen Suburbs von Raccoon-City. Daß er uns visuell unterfordern würde, darf man Anderson nicht vorwerfen: die schnellen Szenario-Wechsel sorgen für Abwechslung, kommen aber auch reichlich beliebig und haben wenig Funktionalität inne, außer dem generischen Gerummse eine exotische Kulisse zu bieten.

Die rechtzeitig zum Release eines jeden neuen RESIDENT EVIL-Films laut werdenden Vorwürfe der Zockergemeinde, Eichingers Kopfgeburt würde das heilige Konsolen-Franchise anal penetrieren, sind für Nichtkenner der Vorlage schwer nachvollziehbar, insbesondere da hier alles exakt so künstlich auschaut wie in einem Computerspiel, sich genauso ernst nimmt und darüber hinaus mit flüssigeren Animationen anbiedert: in jeder Testkammer lungert ein Zwischen-Endgegner vorm Ausgang, und am Ende wartet der große Boss. Vom Survival-Element der Spiele indes ist wenig übrig geblieben: Munition gibt es reichlich, und Angst muß man höchstens vor platten, bemühten One-Linern haben:
- "Kommt schon, oder braucht ihr eine schriftliche Einladung?"
- "Ist das ein Sado-Maso-Kostüm?"

Lustiger wird es nicht.

Alles beim Alten, also. Die Action funktioniert weniger als Adrenalin-Spritze, denn als Augenfutter. Dafür mit der vollen Breitseite an Kohlenhydraten und gesättigten Fettsäuren: die rückwärts ablaufende Eingangs-Sequenz und eine coole Gun-Kata-Choreographie, in der die Jovovich sich mit Knarre und Eisenkette japanischer Cosplay-Zombies erwehrt, dürfen getrost als visuelle Highlights der Reihe gewertet werden. Der Rest überzeugt als ansehnlicher Grafikkarten-Stresstest, bei dem ein Minimum an Handlung in Schlag auf Schlag aufeinanderfolgenden Ballereien und effektvoll gefilmtem Bubblegum-Martial Arts bald als undefinierbarer Roadkill auf der Strecke bleibt. Wer klug ist, vergisst ausnahmsweise mal, seinen Bullshit-Indikator zu kalibrieren und darf so schon bald auf den besten Kackfilm des Jahres abfeiern, alle anderen erwartet eine dankbare Vorlage für einen blumigen Shitstorm, der sich quasi von alleine schreibt (und den besonders eifrige Kritikergenossen bereits vorm Lösen des Tickets fertig ausformuliert haben dürften). Ein Film, der es allen recht macht. Wahnsinn.











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