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3D ist ein Gimmick. 3D war auch immer ein Gimmick. Ob nun in den 50ern, in den 80ern oder im Kino der Gegenwart, ob nun bei faden Horrortrashern oder James Camerons dümmlicher Schlumpfballade AVATAR. Huch, da kommt einem was entgegen, hoppla, da kann man ja ganz toll tief in den Raum reingucken, hossa, na jetzt geht's aber abwärts mit dem Drachenritt. Da kann sich Cameron mit seiner Ethnoschnulze noch so penetrant zum Kaiser of the world aufspielen, 3D gehört in Gagparaden wie Alexandre Ajas PIRANHA 3D. Oder eben in den vierten Teil der unkaputtbaren Erfolgsfranchise RESIDENT EVIL.
Obwohl diese nur recht lose auf dem bekannten Videospiel basierende Filmreihe so recht keiner zu mögen scheint, hat sie sich als erstaunlich lukrative Bumskoppware bestens etabliert und den Eheleuten Paul W.S. Anderson und Milla Jovovich sicher das eine oder andere Haus an den Strand gestellt. Wo die Kasse so fein klingelt, will der ursprüngliche Initiator Anderson (trotz schicker Genrekost wie EVENT HORIZON und DEATH RACE stets als Versager gescholten) natürlich nochmal die ganze Sahne abgreifen und nimmt für Teil 4 wieder im Regiestuhl Platz. Weil er aber weiß, daß es möglicherweise nicht mehr ausreicht, seine schöne Frau als Kampfmaschine Alice wieder auf Zombies und die bösen Watze von der Umbrella Corporation loszulassen, wird die allertopsupermodernste tiptop knorke Don Geilo 3D-Technik aus dem Hause Cameron eingesetzt.
Und das hat sich gelohnt. Wie einem hier die Wurfsterne um die Ohren fliegen, wie man in Fahrstuhlschächte fällt, wie man durch die brennenden Ruinen des postapokalyptischen Los Angeles fliegt, wie sich die Pistolenkugeln in glorioser Zeitlupe auf die Kamera zu durch Zombieköpfe bohren, wie die Streitaxt des Executioners an der eigenen Nase vorbeisaust und wie, persönlicher Lieblingsmoment, dessen Rübe mit einer Doppelläufigen voller Münzen zur Explosion gebracht wird und die Schmadderfetzen an der 3D-Brille zu kleben scheinen - das ist alles ein großer Spaß. Und auch einige der Endzeitszenarien gelingen Anderson ganz ausgezeichnet, insbesondere das von Tausenden von Untoten gesäumte Hochhaus, in dem sich die Helden zu verschanzen suchen.
Leider blieb bei all der mitunter wahrlich beeindruckenden Effektarbeit keine Zeit mehr für ein Drehbuch, eine Story oder sowas wie einen Plot; nicht mal für ein paar wenigstens erträgliche Dialoge hat es gereicht. AFTERLIFE latscht durch sein in den Vorgängern hinreichend etabliertes Szenario, als würde keiner so recht wissen, wie es denn jetzt weitergehen soll; das entscheidet man lieber so on the go. Milla Jovovich, auch nach der Apokalypse stets geschminkt und frisiert wie in ihren L'Oréal-Spots, fliegt nach einem überkandidelten Beginn (der mit dem Rest des Films nicht zu tun haben scheint) mit einem alten Propellerflugzeug durch die Gegend und sucht das Glück (heißt hier "Arcadia"). Dabei spricht sie in übelster C-Film-Manier bedeutungsschwanger ein Videotagebuch in die Kamera, ohne auch nur das Geringste zu sagen zu haben. Bei einer Landung begegnet ihr Claire (die ebenfalls top geschminkte Ali Larter) aus dem Vorgänger, und dann geht es gemeinsam nach Los Angeles und zu einer Gang von Überlebenden, die sich in besagtem Gefängnis-Wolkenkratzer zusammengerottet haben. Die Gespräche glänzen mit superlustigen Dialogen ("Das nenne ich mal eine Landung!" - "Du meinst wohl Bruchlandung!" WUHAHAHA), echtem Erkenntnisgewinn (Jovovich guckt durch ein Fernglas, man sieht ein Schiff, sie sagt "Das ist ein Schiff") und ausgefuchsten Knallersprüchen, die das Geschehen vorantreiben (vier Leute kommen in eine leere Halle, einer sagt "Hier ist auch kein Schwein").
Ein ständiges Wechselbad ist das! Mal staunt man über die plastischen Effekte und Andersons Gefühl für den großen Actionmoment, dann schüttelt man wieder den Kopp oder nässt sich ein über die strunzdummen Dialoge, wie man sie nur aus dem Videosumpf von einst kennt, und dann wiederum nickt mal leise weg, weil AFTERLIFE zum totalen Stillstand kommt. Der Film verreckt immer mal wieder wie der ausgemergelte Propellermotor von Millas Flugzeug, und man sitzt davor und denkt: Das muß doch nicht sein! Dazu passen die abgründigen Schauspielleistungen natürlich erstklassig, neben Jovovichs fast schon aseptisch somnambulen Durchmarsch ist es insbesondere die Fernsehtante Ali Larter, die hier den Offenbarungseid leistet, und leider auch ein übersteuerter Kim Coates als ebenfalls dem Ende der Welt entsprechend top gestylter Ex-"Blockbusterproduzent". Richtig auf die Nüsse geht allerdings der breitärschig vor sich hin bumsende Score von tomandandy: Mit derart einfallslosem und unfaßbar gestrigem 90er-Industrial bollert die Filmmusik das Geschehen wieder und wieder ins muffelige Land der Peinlichkeit. Was den mitunter zum Wiehern komischen Megatrash vor dem Tod durch Langweile rettet, ist die 3D-Technik, und diese macht AFTERLIFE letztlich ansehbarer als AVATAR. A Perfect Circle kriegen auch noch das total bekloppte Ende besser über die Runden als es ein James Horner-Getute je könnte. Allerdings ist das Ende wirklich sehr bekloppt. "Was ist das?" - "Ein Problem." ARGH!
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