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PIRANHA 3D (USA 2010)

von Sebastian Moitzheim

Original Titel. PIRANHA
Laufzeit in Minuten. 88

Regie. ALEXANDRE AJA
Drehbuch. PETER GOLDFINGER . JOSH STOLBERG
Musik. MICHAEL WANDMACHER
Kamera. JOHN R. LEONETTI
Schnitt. BAXTER
Darsteller. ELISABETH SHUE . STEVEN R. MCQUEEN . JESSICA SZOHR . VING RHAMES u.a.

Review Datum. 2010-09-11
Kinostart Deutschland. 2010-09-14

Guinness-Rekord für den größten Kunstbluteinsatz der Filmgeschichte, Plädoyers der Cast- und Crewmitglieder, den Film in allen Kategorien für den Oscar zu nominieren, das permanente Betonen, der überzogene und unkreative Einsatz der 3D-Effekte sei so gedacht, das ist over-the-top, "Das muss so!" - die Macher von PIRANHA 3D geben sich redlich Mühe, ihren Film schon im Vorfeld als Trash-Perle zu positionieren und ihn so herkömmlichen Bewertungskriterien zu entziehen. Warum auch nicht, mit dem Konzept, ihren Film bewusst selbstironisch und trashig in Szene zu setzen, konnten schon andere punkten - man denke an Robert Rodriguez‘ äußerst unterhaltsame Splatter-Orgie PLANET TERROR. Leider ist PIRANHA 3D, von einigen lichten Momenten abgesehen, weder besonders selbstironisch noch unterhaltsam, sondern in erster Linie ziemlich dumm.

Zur Story: Im Lake Victoria kommt es zu einem Seebeben, das einen weiteren, unterirdischen See freilegt, in dem prähistorische Piranhas leben. Ausgerechnet jetzt steht der Spring Break an, während dem sich tausende feierwütige Studenten im und um den See tummeln. Auch der siebzehnjährige Jake (Steven R. McQueen) will diesmal an der Party teilnehmen, besticht dafür seine kleinen Geschwister, für die er babysitten soll, und lässt sich gemeinsam mit seiner Flamme Kelly (Jessica Szohr) auf das Boot eines Pornofilmers (Jerry O‘Connell) inklusive Crew und Darstellerinnen einladen und bringt sich so in Gefahr. Seine Mutter, Sheriff Julie Forrester (Elisabeth Shue), geht derweil dem Seebeben auf den Grund und setzt alles daran, die Teenager vor den Piranhas zu retten.

Der Plot schafft es also nicht nur, gleichzeitig seicht und kompliziert zu wirken, sondern bietet auch die idealen Bedingungen, den Zuschauer mit ausreichend Gewalt und nackter Haut zu sehen. Keine zehn Minuten muss die Zielgruppe ohne Titten oder Gedärme auskommen, nicht selten geht beides ineinander über. Nicht ohne Grund hat Eli Roth einen Auftritt als sabbernder Wet-T-Shirt-Juror, der kurz vor der größten Splatterorgie des Films noch schnell eine Reihe teils barbusiger Teenager - welch clevere Metapher - mit dem Schlauch abspritzen darf: PIRANHA 3D ist näher an dessen Torture Porn-Exzessen wie HOSTEL als an Fun-Splatter vom Schlage eines PLANET TERROR.

Selbstironie beweist hier letztlich nicht Regisseur Alexandre Aja, sondern die Gastdarsteller: Richard Dreyfuss parodiert seine Rolle aus DER WEIßE HAI, Christopher Lloyd darf als etwas abgedrehter Wissenschaftler noch einmal den Doc Brown geben. Diese wenigen Szenen sind äußerst unterhaltsam, es sagt aber einiges über den Film aus, wenn ausschließlich die Gastauftritte positiv hervorzuheben sind.

Noch schwerer zu ertragen wird PIRANHA 3D durch die anstrengenden 3D-Effekte. Alle paar Minuten schießen Fische auf uns zu oder werden wir mit Gegenständen beworfen. Das ist nicht "over-the-top", sondern nur unübersichtlich und aufgesetzt und bringt außerdem die üblichen 3D-Nachteile mit sich: Teilweise Unschärfe und ein zu dunkles Bild. In den Szenen unter Wasser hätte man das Bild auch weglassen können, erkennen lässt sich darin so gut wie nichts.

PIRANHA 3D will eigentlich gar nichts besonderes sein - da ist es fast schon ein Kunststück, dass er selbst die selbstgesteckten Ziele nicht erreicht. Mit amüsantem Trash oder auch nur Guilty Pleasure hat der Film nichts zu tun - in Wahrheit ist er schlicht spannungs- und überraschungsarm, klischeebeladen und ein bisschen sexistisch.











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