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PAUL - EIN ALIEN AUF DER FLUCHT (USA 2011)

von Sebastian Moitzheim

Original Titel. PAUL
Laufzeit in Minuten. 104

Regie. GREG MOTTOLA
Drehbuch. NICK FROST . SIMON PEGG
Musik. DAVID ARNOLD
Kamera. LAWRENCE SHER
Schnitt. CHRIS DICKENS
Darsteller. SIMON PEGG . NICK FROST . JASON BATEMAN . KRISTEN WIIG u.a.

Review Datum. 2011-03-07
Kinostart Deutschland. 2011-04-14

Simon Pegg und Nick Frost gehören wohl zu den am besten harmonierenden Leinwandpaaren der letzten Dekade. In HOT FUZZ und SHAUN OF THE DEAD (sowie vorher in der fantastischen TV-Serie SPACED) bewiesen die beiden eine beeindruckende On-Screen-Chemie. Mit PAUL - EIN ALIEN AUF DER FLUCHT drehten sie jetzt ihren ersten Film, dessen Drehbuch sie auch zusammen schrieben. Nicht mehr dabei ist Edgar Wright, Co-Autor und Regisseur bei SHAUN und HOT FUZZ, die Regie übernahm Greg Mottola (SUPERBAD) - doch PAUL - EIN ALIEN AUF DER FLUCHT ist ganz offensichtlich Peggs und Frosts Film.

Inspiration für die Story sind diesmal Science-Fiction-Filme. Besonders Steven Spielbergs Werke dieses Genres sind, das merkt man schon in den ersten fünf Minuten, ein starker Einfluss. Gleichzeitig ist PAUL - EIN ALIEN AUF DER FLUCHT auch ganz offensichtlich ein Film über die reale Freundschaft von Pegg und Frost. Letzterer spielt den Autor Clive Gollings (in Anspielung auf Frosts ersten Writing-Credit mehrfach genauso vorgestellt), Pegg gibt Graeme Willy, der - Fans freuen sich über die SPACED-Referenz - Clives Werke illustriert. Auf einem Sci-Fi-Sightseeing-Roadtrip durch die USA begegnen die beiden Briten dem Alien Paul, gesprochen von Seth Rogen bzw. Bela B. (der sich als eine ordentliche Wahl herausstellt) in der deutschen Synchro. Paul ist auf der Flucht vor dem Militär und bittet Clive und Graeme um Hilfe, um rechtzeitig den Treffpunkt zu erreichen, an dem er von einem Schiff seines Heimatplaneten abgeholt werden soll. Verfolgt werden sie dabei nicht nur von FBI-Agenten (Bill Hader und Joe Lo Truglio als unfähiges Buddy-Cop-Duo sowie Jason Bateman), sondern auch, nachdem sie versehentlich die junge Frau Ruth Buggs (Kristen Wiig) "entführt" haben, von deren fanatisch religiösem Vater.

Dieser Plot verspricht zunächst scope und Action, kann dies aber nicht halten. Viel zu selten wirken die Verfolger unmittelbar gefährlich, es gibt kaum echte Konfrontationen der Protagonisten mit ihren Gegenspielern, von denen ohnehin lediglich Jason Batemans Figur zur echten Bedrohung werden könnte. Zudem sind Peggs und Frosts Charaktere genau wie CGI-Alien Paul zwar durchaus sympathisch, aber nicht wirklich interessant, da sie sich nicht entwickeln oder Konfliktpotential bieten, woran auch ein etwas halbherzig wirkender Eifersuchts-Subplot nichts ändern kann. Auch Mottolas Inszenierung fällt eher zweckmäßig aus - kein Vergleich zu Edgar Wright, der nicht nur stets ein Gespür für action- und temporeiche Inszenierung zeigte, sondern auch dafür sorgte, dass die bisherigen Filme des Duos Pegg/Frost in einzelnen Szenen auch aussahen wie die parodierten Vorbilder.

Doch PAUL - EIN ALIEN AUF DER FLUCHT funktioniert, trotz seiner Schwächen. Nicht nur wegen der wie immer großen Menge an Referenzen (die diesmal aufgrund des Mainstream-Appeals meist weniger obskur ausfallen), sondern vor allem wegen der interessanten, witzigen und doch - meist - glaubhaften Nebencharaktere. So wenig bedrohlich Hader und Lo Truglio wirken, so unterhaltsam sind sie. Sie harmonieren ähnlich gut wie Pegg und Frost und sind mit ihrem Bedürfnis, nicht im Schatten von Batemans Figur zu stehen erzählerisch fast spannender als die Hauptfiguren. Highlight ist allerdings Kristen Wiig, deren streng-religiöses Hillbilly Mädchen in einer der besten Szenen des Films von Paul zur Atheistin mit geradezu kindlicher Begeisterung für Fluchen und Sex "konvertiert" wird. Der ziellose Plot wird dankenswerterweise oft genug zur Nebensache, da es schlicht Spaß macht, den allesamt perfekt besetzten Nebenfiguren zuzusehen.

Es ist ein wenig bedauerlich, dass PAUL - EIN ALIEN AUF DER FLUCHT nicht als Science-Fiction-Abenteuer, sondern "nur" als Buddy-Komödie überzeugt, doch er ist cleverer, origineller und witziger als die meisten Vertreter dieses Genres. Für Frost ist er ein gelungenes Debüt als Autor, für Pegg eher eine Fingerübung, doch Fans werden sicher nicht enttäuscht - am Ende stimmt eben doch die Chemie.











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