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KNIGHT AND DAY (USA 2010)

von Michel Opdenplatz

Original Titel. KNIGHT AND DAY
Laufzeit in Minuten. 110

Regie. JAMES MANGOLD
Drehbuch. PATRICK O'NEAL
Musik. JOHN POWELL
Kamera. PHEDON PAPAMICHAEL
Schnitt. MICHAEL MCCUSKER . QUINCY Z. GUNDERSON
Darsteller. TOM CRUISE . CAMERON DIAZ . PETER SARSGAARD . VIOLA DAVIS u.a.

Review Datum. 2010-07-11
Kinostart Deutschland. 2010-07-22

Effi Briest wandelte ihrerzeit wenigstens noch deshalb eine Ohnmacht an, weil ihr Major Crampas ein so guter Liebhaber war. Tom Cruise' Charme hingegen reicht da bei Cameron Diaz nicht aus: Er muss sie im Verlauf von KNIGHT AND DAY mehrmals unter Drogen setzen, damit sie ihn nicht bei der Ausübung seiner tollkühnen Geheimagententätigkeit behindert.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: KNIGHT AND DAY ist ein unterhaltsamer Actionfilm mit allerlei Hommages an die Vorgänger seines Genres, und sein Hauptelement (Überraschung!) Action ist kurzweilig anzusehen, gut choreografiert und strapaziert die Grenzen des Logischen nicht ganz so stark wie manch anderer Vertreter seiner Art. Hier hat Regisseur James Mangold wie üblich sorgfältig gearbeitet. Seine Behauptung, er habe die Handlung immer möglichst "realistisch" halten wollen, erscheint beim Betrachten des Streifens trotzdem ungefähr so glaubwürdig wie die Darbietungen seiner beiden Hauptdarsteller:
Diaz darf als harmlose, zufällig involvierte June Havens torkeln, kreischen und hyperventilieren, nur um am Ende (nächste Überraschung!) ihre kämpferische Seite zu entdecken. Cruise als angeschwärzter Einzelkämpfer Roy Miller, der - man stelle sich das vor - gar von seinen eigenen Leuten gejagt wird, schaltet routiniert zwischen unverstandenem Weltschmerzblick und verschmitztem "Madam, ich habe alles im Griff"- Grinsen hin und her. In der allerersten Einstellung des Films sieht er von leicht schräg hinten sogar erschreckend nach Pierce Brosnan aus, als dieser gerade dabei war, auf der anderen Seite seines Zenits hinunterzuschlittern. Wenn Roy dann allerdings ein Passagierflugzeug voller feindlicher Agenten (Piloten und Bordpersonal inklusive) ausschaltet, während sich June auf der Kabinentoilette das Näschen für ihn pudert, ist das durchaus lustig anzusehen. Die Wandlung des rauen Agenten zum Gefühle zeigenden Menschenähnlichen, die Junes Metamorphose zur Kämpferin widerspiegeln soll, wird am Ende des Films jedoch leider wieder einmal bloß durch das geriatriebedürftige Mittel des Dialogtauschs zwischen den beiden Protagonisten behauptet, statt durch Schauspielkunst spürbar gemacht zu werden. Nach MISSION: IMPOSSIBLE III hat man gerade von Cruise mehr erwartet.

Die Story um verräterische Agenten in den eigenen Reihen und um das filmeigene MacGuffin, eine perpetomobile Batterie namens "Zephyr", die alle haben wollen, tut höchstkomplex, würde jedoch höchstens das Duracell-Häschen thematisch beeindrucken und ist ebenfalls schnell genug durchschaut: Wer mit wem, warum, und wie die ganze Chose ihr (noch eine Überraschung!) glückliches Ende nimmt. Für wirkliches Amusement sorgen - eher als Diaz' oft überzogene Schusseligkeit - vor allem schwarzhumorige Szenen, wie diejenige in besagtem Passagierflugzeug, und so manche kleine Nebenfigur, wie zum Beispiel ein Killer (Rich Manley) im Zug, dessen Leben gegen Ende an einer robusten Wurstkette hängt, oder der spanische Waffenhändler Antonio Quintana (Jordi Mollà). Dessen großes Bedrohlichkeitspotential allerdings verpufft wiederum kläglich, da sich der Film nicht zwischen ihm und dem blassen Agenten Fitzgerald (Peter Sarsgaard) als Hauptantagonist entscheiden kann.
Lustig sein soll auch der Entwickler der Zephyr-Superbatterie, Simon Feck, dessen Darsteller Paul Dano ja durchaus noch positiv aus LITTLE MISS SUNSHINE in Erinnerung sein dürfte. Doch was er in der Handlung eigentlich zu suchen hat, außer die "Damsel in distress"-Aura ein wenig von Frau Diaz abzulenken, bleibt wohl ein Rätsel. Viola Davis als miesgelaunte, tödlich-pragmatische CIA-Chefin Isabel George hingegen hat in ihren wenigen Szenen eine starke Präsenz und überzeugt den Zuschauer davon, dass sie auch noch Judi Denchs "M" zitternd unters Sofa ängstigen könnte.

Mit einem (oder auch zwei) Bierchen oder einer Cola nebenher jedenfalls kann man sich ideal an den vielen Explosionen, Schießereien und an den detailverliebt gefilmten Verfolgungsjagden erfreuen, die das richtig machen, was bei EIN QUANTUM TROST in die Hose ging: Hier wie dort gehen Autotüren flöten, und es wird halsbrecherisch über Dächer gerannt, doch das Kombinieren von Geschwindigkeit und Übersichtlichkeit gelingt im Falle von KNIGHT AND DAY und erfreut die Augen. Spannung durch Optik, nicht durch Handlung. Und das muss ein Film ja auch erst mal schaffen.











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