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THE KEEPER (USA 2009)

von Hasko Baumann

Original Titel. THE KEEPER
Laufzeit in Minuten. 89

Regie. KEONI WAXMAN
Drehbuch. PAUL A. BIRKETT
Musik. PHILIP WHITE
Kamera. NATHAN WILSON
Schnitt. MICHAEL J. DUTHIE
Darsteller. STEVEN SEAGAL . LIEZL CARSTENS . ARRON SHIVER . LUCE RAINS u.a.

Review Datum. 2009-11-28
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Mit Steven Seagal kann, mit Steven Seagal muss man wieder rechnen. Das ist die gute Nachricht des Filmjahrs 2009. Was URBAN JUSTICE und DEATHLY WEAPON versprachen und der Megaknaller DRIVEN TO KILL aufs Vorzüglichste einlöste, führt THE KEEPER konsequent weiter. Steven Seagal hat endlich die Lust an zusammenhanglosem Flickwerk verloren, hat keinen Bock mehr auf Kampf-, Lauf- und Sprechdoubles und will in stringent gebastelten Actionkrachern wieder höchstpersönlich üblen Butzemännern die Murmeln zu Mus kloppen. Was könnte es Schöneres geben?

THE KEEPER weckt zunächst Erinnerungen an Seagals Silver Age: Wie in HARD TO KILL sieht man ihn in der Rolle des aufrechten Cops, der von korrupten Kollegen ins Koma geballert wird. Doch als Rolland Sallinger fackelt Seagal nicht lange: Noch im Krankenbett liegend serviert er dem üblen Widersacher die Rechnung eiskalt. Ein starker Anfang, der mit dem Rest des Film allerdings mal genau gar nichts zu tun hat. Sallinger sitzt nunmehr suspendiert zuhause und schluckt ab und an Schmerztabletten, aber dann fängt auch schon ruckzuck ein komplett neuer Handlungsstrang an. Ein alter Freund und Mentor ruft Sallinger an und lädt ihn nach Texas ein, wo er ihn dazu überredet, fortan als Bodyguard die kecke Tochter Nikita zu bewachen. Das sexy Früchtchen sucht sein Heil hauptsächlich darin, in schlechter Gesellschaft durch die Clubs zu ziehen und zu zechen und weiß den Einsatz des massigen Leibwächters zunächst gar nicht zu würdigen. Wo aber Seagal auftaucht, steht auch die Kacke schon im Dampftopf, und so gilt es bald allerhand Knochen zu brechen und Fieslinge zu erschießen, um das Leben der frechen Lolita zu bewahren.

Nach 28 Filmminuten gerät Sallinger in die erste Seagal-Standardsituation: Zwei Klappspaten übler Gesinnung drangsalieren eine junge Blumen- und Korbverkäuferin. Leicht genervt, aber doch voll bei der Sache greift Sallinger beherzt ein und zeigt dem Kroppzeug, wo Meister Petz in die Wabe langt. Wie er diese beiden Vollpfosten fertigmacht, läßt dem wahren Seagalogen die Freudentränen in die entwöhnten Gucker steigen - dem einen dreht er den Arm um und entläßt ihn nur für Sekundenbruchteile aus seinem gleichzeitigen Würgegriff, um dem Böswatz auch noch eine zu langen. Herrlich. Auch im weiteren Verlauf zeigt Seagal schönste Beispiele seiner brachialen Kampfkunst, läßt aber auch die Freunde hitziger Autojaden und großkalibiriger Schiessereien nicht im Stich. Der hawaiianische Regisseur Keoni Waxman, Actionfreunden durch den Dolph Lundgren-Kracher SWEEPERS bekannt, bietet hier einen schnellen Reisser, der sich nicht ganz so brutal gibt wie Seagals letzte Großtaten, dafür aber mit der sonnendurchfluteten Kulisse von Texas echte Abwechslung bietet. Die Musik von Philip White ist auch klasse.

Das wahre Geschenk an THE KEEPER ist aber Seagals zunehmende Bereitschaft, auch mal wieder richtig zu schauspielern. Und dann gibt es auch noch den vielleicht ersten selbstironischen Moment in seiner langen Karriere: In einer Szene belauscht er zufällig die Konversation zwischen Nikita und ihrem Vater, die sich über ihn unterhalten. Diese scheint ihn zu amüsieren, denn ein Lächeln umspielt sein Gesicht. Das bemerkt auch Nikita und fragt ihn ganz direkt: "Did you just smile?!"

Und Steven Seagals Blick, mit dem er diese Frage erwidert, wie er die Augen verdreht und quasi grinsend weitergeht, das, und nur das, ist der magische Moment des Filmjahres 2009.











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