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THE HILLS HAVE EYES (USA 2006)

von Hasko Baumann

Original Titel. THE HILLS HAVE EYES
Laufzeit in Minuten. 125

Regie. ALEXANDRE AJA
Drehbuch. ALEXANDRA AJA . WES CRAVEN . GRÉGORY LEVASSEUR
Musik. TOMANDANDY
Kamera. MAXIME ALEXANDRE
Schnitt. BAXTER
Darsteller. AARON STANFORD . KATHLEEN QUINLAN . VINESSA SHAW . EMILY DE RAVIN u.a.

Review Datum. 2006-02-27
Kinostart Deutschland. 2006-03-23

Bei Pressevorführungen von Horrorfilmen sind die Monster vor der Leinwand mitunter noch grausiger als die auf der Leinwand. Da werden die Hemden stramm in die Hosen gesteckt, die Gürtelschnalle schließt mit den Brustwarzen ab, und wer superfett ist, kleidet sich in bunte Batikzelte. Aber gut, lassen wir das jetzt mal. In einem Forum war vor ein paar Tagen zu lesen, Alexandre Ajas THE HILLS HAVE EYES sei kein Meisterwerk, aber "das war auch nicht beabsichtigt." Man möchte sich einnässen vor Scham, wenn man so was liest. Muß man sich das so vorstellen: Aja fängt an, seinen Film zu drehen, und schwört hoch und heilig "Der wird auf keinen Fall gut!"

Wes Cravens HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN (1977) war ein heftiger Tritt in die Eier, schonungslos, räudig und brutal. Allerdings traten auch Craven filmische Defizite heftig zu Tage: Großes Kino war das nicht. Daher war ein Remake - oder nennen wir es einmal Update - des Films mit größeren Mitteln eine naheliegendere Maßnahme als bei vielen anderen derzeit aufgekochten Horrorkrachern. Daß sich mit Alexandre Aja ein Mann dieses Stoffes annehmen würde, der mit seinem Film HIGH TENSION ebenfalls einen schonungslos brutalen Hammer abgeliefert hat, weckte Hoffnungen.

Und die enttäuscht THE HILLS HAVE EYES nicht. An der Geschichte des alten Films wurde kaum etwas verändert: Wieder bleibt eine Familie mit Auto und Wohnwagen dank einer (evozierten) Reifenpanne in der Wüste liegen, und wieder wird sie von atomar verseuchten Mutanten terrorisiert. Aja erweitert die Geschichte lediglich um einige zusätzliche Knaller, etwa das Atombombentestdorf, in dem die Degenerierten hausen. Darüber hinaus kreist so heftig die Blutwurst, daß man die Gorebauern schon zu wichsen sehen glaubt.

Keine Gags, keine MTV-Ästhetik, keine Gefangenen. Aja spielt es geradeaus. Dabei läßt er sich Zeit, sehr viel Zeit, um seine Charaktere und ihre Situation zu etablieren. Zunächst wünscht man sich, hier und dort hätte doch eine Straffung stattgefunden, aber es ist gerade dieser ausführliche Aufbau, der den Spannungsbogen ausmacht und die Eruption der Gewalt mit voller Wucht auf uns hernieder brechen läßt. Wie im Original ist auch hier die Wohnwagensequenz fast unerträglich, selbst die Vergewaltigung bleibt einem nicht erspart, und Sympathieträger werden aufs Brutalste abserviert. Was danach folgt, ist ein Gemetzel ohne Atempause.

Was den Film davor bewahrt, zur simplen Blutkeule zu verkommen - und das unterscheidet ihn eben vom dummen Sadomüll wie SAW II und HOSTEL - ist Ajas Gefühl für seine ausnahmslos gut gespielten Charaktere. Er nimmt sich Zeit für den Schmerz, die Trauer über den Verlust, den Zusammenbruch unter dem Terror. Deswegen ist der Film so intensiv, deswegen ist er so gut.

Erst gegen Ende kann sich Aja zwei Gags nicht verkneifen, und die Musik vergreift sich auch mehrfach im Ton. Der Showdown ist dann Dienst nach Vorschrift, alle Bösen dürfen immer noch mal wieder kommen. Doch obwohl die Mutanten einmal als arme Teufel verkauft werden, besteht nie ein Zweifel daran, daß man diese Mistkerle bluten sehen will. Es kann nur eine dieser zwei so amerikanischen Familien gewinnen, und man will den Film so reaktionär haben, wie er ist.

Wenn ich einmal Kinder habe, würde ich einen solchen Film wahrscheinlich nicht mehr so rückhaltlos empfehlen. Ab und an wundere ich mich doch über die viehische Brutalität, die uns als Unterhaltung dargeboten wird. Bis dahin nochmal die Daumen rauf.











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