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Die beiden jungen Frauen Marie und Alex wollen ein paar idyllische Tage bei Alex' Eltern auf dem Land verbringen. Damit ist allerdings ein vagabundierender Klempner gar nicht d'accord; kurzerhand dringt er in das einsam gelegene Häuschen ein, massakriert die gesamte Familie und entführt Alex - was Klempner nach Feierabend halt so machen. Marie, die dem Blutbad entgehen konnte, nimmt die Verfolgung auf.
Das Debüt des 26 Jahre jungen Alexandre Aja ist "in Fankreisen", wie es immer so schön unverfänglich heisst, wahrscheinlich der Hype des Jahres - nicht zu Unrecht, muss man konstatieren. Im Gegensatz zur zurückhaltenden, eher dem klassischen Thrill verpflichteten neuen Horror-Schule, wie sie z.B. die Filme eines Nakata oder Amenábar pflegen, zielt HIGH TENSION nicht auf den Kopf, sondern ohne Umwege direkt auf den Magen des Zuschauers. Was das Drehbuch an Originalität vermissen lässt, macht die Inszenierung mit Tempo und in dieser Form seit langem nicht mehr gesehener Kompromisslosigkeit wett; nach einem heiklen und eher unpassenden "Gag" zu Beginn schlägt der Ton recht schnell sowie äusserst herbe um, und spätestens nach dem ersten Mord unter Zuhilfenahme einer Kommode (!) ist klar, dass Italo-FX-Legende Giannetto De Rossi (L'ALDILA) nach Jahren belangloser Schminkjobs mal wieder die richtig dicken Kunstblutkanister ans Set schleppen durfte.
HIGH TENSION hat ganz offensichtlich nur einen Anspruch: er will den Zuschauer ordentlich in die Nieren treten, und das tut er durchaus effektiv. Beträchtlichen Anteil daran hat sicherlich Mannklotz Philippe Nahon (bekannt aus den Filmen Gaspar Noés), dessen Figur, pragmatisch schlicht "der Töter" benannt, wie ein 30t-Fleischtransporter über die Leinwand rollt und stoisch auslöscht, was sich ihr in Weg stellt - die Kaltschnäuzigkeit mit der hier gemordet wird, geht einem unweigerlich nahe.
Der finale, unnötige "Twist", der in seiner Plattheit kaum als solcher zu bezeichnen ist, wirkt dann schliesslich eher wie eine beinahe schon pflichtschuldige Konzession an die schwächeren Vertreter des Genres denn als zwingend notwendige "Auflösung" des an sich recht transparenten, um nicht zu sagen: eindimensionalen Geschehen. Ein wenig schade ist das schon, zumal doch bereits 1974 THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, dass ein Film, dessen hehre Absicht darin besteht den Zuschauer zu verstören, kein im herkömmlichen narrativen Sinne "schlüssiges" Ende benötigt.
Dem hanebüchenen Schluss zum Trotz muss man Monsieur Aja aber doch immerhin zugestehen, das allseits für ein Relikt der '80er Jahre gehaltene Genre des kruden, endbrutalen Splatterfilms recht eindrucksvoll in die Gegenwart herübergerettet zu haben. Ob das allerdings nun wirklich nötig gewesen wäre, ist wiederum eine andere Frage...
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