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GESPRÄCHE

Björn Eichstädt im Gespräch mit Terry Gilliam

Terry Gilliam Die eindrucksvolle Karriere von Terry Gilliam besteht eigentlich aus zwei oder drei Karrieren. Der 1940 geborene Amerikaner startete 1962 in New York als Zeichner beim US-Satiremagazin HELP!, bei dem er auch den Engländer John Cleese kennen lernte. Nachdem er 1967 nach England übersiedelte gründete er mit Cleese und vier weiteren Komikern die Kulttruppe Monty Python, bei der Gilliam zunächst als Autor und Regisseur mitwirkte. Außerdem entwickelte der charismatische Amerikaner den unverwechselbaren Animations-Stiel, der eines der prägenden Elemente der Fernsehshow MONTY PYTHON'S FLYING CIRCUS wurde. Auch den Weg von Monty Python auf die große Leinwand, mit Filmen wie DIE RITTER DER KOKOSNUSS, DAS LEBEN DES BRIAN oder DER SINN DES LEBENS, prägte Gilliam entscheidend.

Parallel zu seiner Laufbahn als Gruppenmitglied startete Terry Gilliam im Laufe der 70er Jahre eine Solokarriere als Regisseur, die sich zunächst noch stark im Umfeld von Monty Python bewegte. Filme wie JABBERWOCKY, TIME BANDITS, BRAZIL oder DIE ABENTEUR DES BARON MÜNCHHAUSEN griffen immer wieder auf die Mitglieder von Monty Python als Schauspieler und Co-Autoren zurück; erst Anfang der 90er Jahre wurde Gilliam mit KÖNIG DER FISCHER vollkommen unabhängig von den ehemaligen Mitstreitern. Seither hat er renommierte Filmprojekte wie 12 MONKEYS, FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS und THE BROTHERS GRIMM umgesetzt und mit internationalen Stars wie Robin Williams, Johnny Depp, Bruce Willis, Brad Pitt und vielen anderen gearbeitet. Terry Gilliam

Auf dem Filmfest München 2006 stellte Terry Gilliam seinen neuen Film TIDELAND erstmals der deutschen Öffentlichkeit vor. Am Rande des Festivals nahm sich ein gut gelaunter und vollkommen unkomplizierter Gilliam Zeit, um mit dem Manifest über die verschiedenen Aspekte seiner Karriere als Filmemacher zu sprechen.

Das Gespräch.

Mr. Gilliam, nach FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS hat es recht lange gedauert bis Sie einen neuen Film gemacht haben. THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE ging ziemlich in die Hose, was man in der Dokumentation LOST IN LA MANCHA gut nachvollziehen kann, aber danach kam lange nichts. Jetzt sind direkt aufeinander folgend gleich zwei Filme von Ihnen erschienen, THE BROTHERS GRIMM und TIDELAND. Wie ist es dazu gekommen, und wie war die zeitliche Abfolge der Ereignisse?
    Zunächst sind die beiden Filme zeitlich gar nicht so nah herausgekommen, wie ich das ursprünglich vorhatte. erschien erst 2006, eigentlich wollte ich, dass er zeitgleich mit THE BROTHERS GRIMM noch im Jahr 2005 erscheint. Das klappte leider nicht. Aber was die Entwicklung angeht: Nachdem THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE als Projekt in sich zusammenfiel, arbeitete ich an der Vorbereitung einiger weiterer neuer Projekte. Aber keines davon klappte, da es immer um große Budgets ging, die ich nicht zusammen bekam. Als ich schließlich die Romanvorlage von TIDELAND las, dachte ich mir: ‚Oh wie schön, ein Low-Budget-Projekt, das wird einfach werden.' Ich hab den Produzenten Jeremy Thomas angesprochen, der den Film auch gerne machen wollte. Doch er hat das Geld nicht zusammen bekommen. Nicht zuletzt, weil das Thema des Films den ein oder anderen abgeschreckt hat, vor allem den ein oder anderen Mann mit Geld. Das hat mich sehr frustriert. Aber dann ist Charles Roven, der Produzent von 12 MONKEYS mit dem Skript von THE BROTHERS GRIMM an mich herangetreten, damit ich den Film umsetze. Ganz ehrlich: Ich mochte das Skript nicht, aber ich habe mich dazu bereit erklärt, das Buch umzuschreiben, um dann doch noch mitzumachen. Also haben wir den Film gemacht. Dann haben wir die Phase des finalen Schnitts erreicht, nachdem wir den Film einige Male in Amerika aufgeführt hatten. Ich war danach überzeugt, dass wir THE BROTHERS GRIMM so gut hinbekommen hatten, wie es eben ging. Die ausführenden Produzenten, die Brüder Weinstein, waren allerdings nicht dieser Meinung, die wollten eigentlich einen ganz anderen Film haben. Das war jedenfalls mein Eindruck. Doch bevor wir dazu kamen, eine wirklich böse Auseinandersetzung zu führen, meldete sich Jeremy Thomas bei mir und sagte: "Ich habe das Geld für TIDELAND". Das Ganze hatte allerdings einen Haken, denn wir sollten in Kanada drehen. Wegen des Wetters mussten wir noch im Herbst beginnen. Deshalb sagte ich den Weinsteins, dass ich auch nicht wisse, wie man den Film noch verbessern könne. Sie sollten ihn nehmen und damit machen, was sie für richtig hielten. Wenn ihnen dann eine Idee kommen sollte, sollten sie mich eben anrufen. Denn, sorry, ich hatte ja jetzt einen anderen Film zu drehen. Also bin ich losgezogen und habe TIDELAND gemacht. Als ich dann im Schneideraum saß, meldeten sich die Weinsteins wieder und haben mich gebeten, THE BROTHERS GRIMM doch so zu vollenden, wie ich es für richtig hielt. Und das habe ich auch gemacht. So fand die Fertigstellung beider Filme im Grunde zur gleichen Zeit statt, das war ein sehr interessanter Prozess.

Brothers Grimm Und sind Sie jetzt schlussendlich mit beiden Filmen zufrieden oder haben Sie einen Favoriten?
    Nein, eigentlich bevorzuge ich keinen. Es sind zwei ganz unterschiedliche Projekte gewesen. Emotional stehe ich vielleicht mehr hinter TIDELAND, denn das war der gefährlichere Film für mich. Das mochte ich an dem Film, weil er kontrovers ist und Menschen eher auseinander dividiert, als alle zusammen zu bringen. Bei THE BROTHERS GRIMM wollte ich einfach einen kommerziellen Film machen - das habe ich getan. TIDELAND ist unheimlich, er erschreckt viele Menschen. Und er wird meine Karriere wahrscheinlich wieder für ein paar Jahre ins Stocken bringen.

Wenn man sich diese Karriere anschaut, dann scheint sie ja schon oft gestockt zu haben. Seit BRAZIL dauerte es immer ungefähr drei oder vier Jahre bis zum nächsten Film. Sie haben sich meistens auch um die Finanzierung Ihrer Filme kümmern müssen. Was hat die meiste Zeit in Anspruch genommen, wie erklären Sie diese großen zeitlichen Abstände? Brothers Grimm
    Nun, bei manchen Filmen hat es tatsächlich sehr lange gedauert, bis ich das Geld zusammen hatte. Und manchmal entstehen die Pausen, weil ich das Geld eben nicht bekomme und dann irgendwann einen bezahlten Job annehme oder sich etwas ergibt. Bei 12 MONKEYS war es zum Beispiel so, dass ich zuvor bei DIE ABENTEUER DES BARON MÜNCHHAUSEN sehr lange gebraucht hatte, um das Budget unter Dach und Fach zu haben. Als das Drehbuch von KÖNIG DER FISCHER eintraf, da habe ich mich erstmal darauf geworfen und meine Pläne geändert. DIE ABENTEUER DES BARON MÜNCHHAUSEN und KÖNIG DER FISCHER standen eigentlich in einem ähnlichen Verhältnis zueinander wie THE BROTHERS GRIMM und TIDELAND. Von einem großen Projekt mit Spezialeffekten und allem drum und dran ging es also zu einem kleinen Projekt mit ein paar Schauspielern. Als KÖNIG DER FISCHER ein großer Erfolg wurde, dachte ich, dass ich nun wirklich machen könnte, was ich wirklich will. Ich habe mit Richard LaGravenese, dem Autor von KÖNIG DER FISCHER ein weiteres Drehbuch geschrieben. Wir dachten, dass wir das Geld nach dem vorherigen Erfolg ohne Probleme bekommen würden, aber dem war leider nicht so. Und dann rannte uns die Zeit weg. Je länger sich die Sache zog, umso unsicherer wurde ich, wandte mich einem anderen Projekt zu, das aber auch nicht funktionierte. Schließlich bekam ich das Buch zu 12 MONKEYS in die Hände. Also entschied ich mich dafür. Alles was passiert, ist meistens von den Projekten gesteuert, die ich selber machen will. Aber wenn ich die nicht an den Start bekomme, weil es zu lange dauert, dann kommt meistens ein interessantes Drehbuch, mit dem ich arbeiten möchte. Bei 12 MONKEYS war es vor allem eine Herausforderung, diese Idee durch das System der Hollywood-Studios zu schleusen. Das haben wir geschafft.

Bis vor KÖNIG DER FISCHER gab es eine enge Zusammenarbeit mit den ehemaligen Kollegen von Monty Python. Sie spielten in JABBERWOCKY, TIME BANDITS, BRAZIL oder auch DIE ABENTEUER DES BARON MÜNCHHAUSEN immer noch zentrale Rollen, zum Beispiel Eric Idle im letztgenannten Film. Und dann verschwand die Python-Vergangenheit auf einmal aus Ihrem Werk. Warum hat es so lange gedauert, bis Sie sich vollkommen von Monty Python unabhängig gemacht haben?
    (Lacht) Das ist eine berechtigte Frage. Monty Python war einfach ein wahnsinnig wichtiger Teil meines Lebens, und alle in der Gruppe waren unheimlich talentierte Jungs und meine Freunde. Es war häufig einfach leichter, bei ihnen nachzufragen, wenn ich Darsteller brauchte, denn ich hatte Zugriff auf sie. Und ein weiterer Aspekt war, dass sogar in DIE ABENTEUER DES BARON MÜNCHHAUSEN noch Elemente waren, die man als pythonesk bezeichnen könnte. Da passte das alles. Der Bruch kam mit KÖNIG DER FISCHER, bei dem ich erstmals ein Drehbuch eines anderen Autors verfilmte. Das war ein vollkommener Bruch - der Film wurde außerdem in Amerika gedreht, ein großes Studio war involviert, alles Dinge von denen ich gesagt hatte, dass ich sie niemals tun würde. Aber ich machte den Film. Danach drifteten wir auseinander, die anderen wurden keine großen Stars...

...nun ja, John Cleese macht immerhin JAMES BOND...
    Nicht mehr!

Der Sinn des Lebens Stimmt, Sie haben Recht.
    Und bei HARRY POTTER ist er auch nicht mehr dabei. Dabei sind das die beiden großen Franchises, auf die er viel gesetzt hat. Egal, auf jeden Fall habe ich meine Arbeit umso mehr genossen, je weiter ich mich von Monty Python entfernte. In dieser Gruppe wurde man ein Gruppentier.

So wie in einer Rockband?
    Ja genau. Man kann nicht mehr genau sagen, was man selber entwickelt hat und was die Gruppe gemacht hat. Das ist auf der einen Seite gut. Aber auch schlecht, denn man verlernt auch ein wenig, die eigenen Bedürfnisse, das eigene Ego zu verstehen.

Wenn man Ihre bisherige Karriere betrachtet gewinnt man den Eindruck, dass Sie eigentlich ein Genre-Regisseur sind. BRAZIL oder 12 MONKEYS kann man als Science-Fiction-Filme bezeichnen, DIE ABENTEUER DES BARON MÜNCHHAUSEN, TIME BANDITS oder auch THE BROTHERS GRIMM sind ziemlich stark von Fantasy-Elementen geprägt. Sehen Sie sich selbst als Genre-Regisseur und hat Sie Genre-Kino beeinflusst? Der Sinn des Lebens
    (Lacht sehr) Nein, weder noch. Auch wenn man von Genre-Filmen spricht, weiß ich meistens nicht so richtig, was eigentlich gemeint ist. Wenn jemand Polizieschi-Filme macht oder Horror und Fantasy-Filme, dann weiß ich natürlich schon, was das ist. Trotzdem denke ich nicht, dass ich selbst ein Genre-Regisseur bin. Ich habe Elemente verschiedener Genres in meinen Filmen, aber sie sind nie reine Genre-Filme. So spielt BRAZIL eigentlich in der Vergangenheit, der Gegenwart und auch, aber nicht nur, in der Zukunft. Aus meiner Sicht ist das vor allem ein politischer Film mit Science-Fiction- und Fantasy-Elementen. So sehe ich das jedenfalls. Ich schaue auch sehr wenige Genre-Filme, warum weiß ich auch nicht. Die Regisseure, die mich begeistert haben, haben eigentlich immer eher ihr eigenes Genre geschaffen, so wie Fellini, Bergman oder Bunuel beispielsweise. So habe ich Genre bislang eher verstanden. Ein Genre ist mein Genre...

...also eher der Gilliam-Film, nicht der Science-Fiction- oder Fantasy-Film?
    Genau, der Gilliam-Film. Mittlerweile werde ich auch gerne unter Kult eingeordnet. Ich bin also, nach öffentlicher Meinung, ein Kult-Regisseur, kein Genre-Regisseur.

Das heißt, dass Sie sich auch nie für die Genre-Regisseure der 60er interessiert haben? Leute wie Roger Corman oder Mario Bava?
    Nein. Das ist interessant, denn die Bezüge habe ich schon. Von TIDELAND könnte man etwa sagen, dass es ein Horrorfilm ist. David Cronenberg behauptet das. Ich finde es aber nicht, obwohl Elemente von Filmen wie PSYCHO durchaus präsent sind. Aber eben nicht im Sinne eines Horrorfilms. Ich halte mich vielmehr für eklektisch, für vielseitig in der Wahl meiner Mittel. Ich klaue überall und hoffe, dass ich die Elemente zu etwas so Neuem mache, dass die Polizei mir nicht auf die Schliche kommt.

Genre-Film interessiert Sie also nicht. Aber Literatur auf jeden Fall, da viele Ihrer Filme auf literarischen Vorlagen beruhen, oder?
    Das stimmt, ich schaue auch gar nicht so viele Filme, wie man meinen könnte. Und ich schaue immer weniger, denn sie inspirieren nicht. Das ist ganz anders bei Büchern. Einer der Gründe ist, dass Bücher eine einseitige Perspektive darstellen und keine Gruppenarbeit sind. Filme sind viel eher ein Kompromiss, da viele Leute beteiligt sind. Bücher kosten in der Herstellung einfach nichts bis wenig und man bekommt in Büchern sehr starke und individuelle Blickwinkel auf die Welt präsentiert. Ich interessiere mich nicht für die Sicht von Gruppen, ich will individuelle Perspektiven. Der Vorteil an Büchern ist auch, dass ich, wenn ich das richtige Buch in die Hand bekomme, den Film schon in meiner Vorstellung habe. Ich lese also sehr viel mehr, als dass ich Filme sehe oder den Fernseher laufen habe.

Time Bandits Haben Sie denn bestimmte Lieblingsschriftsteller?
    Das ist bei mir sehr chaotisch. Ich hab zum Beispiel gerade Michel Houellebecq für mich entdeckt. Ich schätze zur Zeit auch Don DeLillo sehr. Mal überlegen, wer gefällt mir noch… ich lese gerade auch einiges von Leon Garfield, ein Schriftsteller der eigentlich Kinderbücher geschrieben hat, dessen Werke aber sehr viel intelligenter sind, als die üblichen Kinderbücher. Und, aber das ist sehr offensichtlich, ich verehre Philip K. Dick. Die Liste könnte endlos weitergehen, und manchmal verliere ich auch den Überblick über die Sachen, die ich lese und die über meinem Bett im Regal stehen. Manchmal nehme ich ein Buch in die Hand oder schaue das Bücherregal an und kann mich an vieles nicht mehr erinnern. Aber alle Bücher beeinflussen mich in einer gewissen Art und Weise in meiner Denkweise.

Time Bandits Das bedeutendste Buch, das Sie verfilmen wollten war Don Quixote. Der Film ist ja zunächst gescheitert, aber in der Dokumentation LOST IN LA MANCHA gibt es Hinweise darauf, dass Sie eines Tages einen weiteren Anlauf nehmen könnten. Gibt es Neuigkeiten?
    Am 4. Juli war eine Gerichtsverhandlung um die Rechte am Drehbuch. Das ist noch nicht offiziell, aber ich denke, dass wir mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit einen zweiten Anlauf nehmen können.

Gibt es schon einen neuen Schauspieler für die Rolle des Don Quixote?
    Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich habe auch nicht noch mal ins Drehbuch geschaut. Das wichtigste wird zunächst sein, dass ich Johnny Depp anrufe und ihn frage, ob er zur Verfügung steht. Dann können wir weiterplanen. Was bei Don Quixote wichtig ist: Es ist ein gewaltiges und kompliziertes Buch, das man so nicht verfilmen kann. Deswegen musste ich es verändern, musste es zu THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE machen, um die Teile aus Don Quixote verwenden zu können, mit denen ich spielen wollte, ohne den Geist von Cervantes Buch zu verändern. Ich glaube, dass das gelungen ist.

Lassen Sie uns eine kleine Zeitreise unternehmen. Als Sie in der Film- und Fernsehwelt begannen, haben Sie vor allem Animationen gemacht. Sie haben damals bei MONTY PYTHON'S FLYING CIRCUS einen sehr eigenen, ziemlich verrückten Stil begründet. Dann haben Sie das ziemlich vernachlässigt. Heute ist Animation durch die Möglichkeiten des Computers durch Firmen wie Pixar wieder groß in Mode. Ist Animation für Sie ein abgeschlossenes Kapitel oder könnten Sie sich vorstellen, noch einmal etwas im Animationsbereich zu machen, so wie Tim Burton?
    Ich bekomme auch heute noch Anfragen, die ich normalerweise ablehne. Zur Zeit gibt es allerdings ein Projekt - über das ich noch nicht sprechen darf - bei dem ich als eine Art Pate zur Verfügung stehen werde. Das wird wieder mit Animation zu tun haben. Aber generell mag ich Schauspieler und echte Sets sehr. Ich habe sehr lange Animation gemacht, eigentlich ist das abgeschlossen, aber man sollte nie nie sagen. Brazil

Finanzielle Fragen haben Sie im Laufe Ihrer Karriere immer wieder beschäftigt. Wenn Sie einmal alles Geld der Welt hätten, welches Projekt würden Sie damit umsetzen?
    Also zunächst mal zwei oder drei meiner Projekte, die ich derzeit plane. Ansonsten: Ich kann mir das nicht so recht vorstellen und hatte auch immer davor Angst, uneingeschränkte Macht zu haben und tun zu können, was auch immer ich will. Und Geld würde diese Macht bedeuten. Die besten Dinge, die ich gemacht habe, entstanden immer im Spannungsfeld zwischen zu geringen finanziellen Mitteln und meinen Ideen. Dieses Arbeiten in einem limitierten Rahmen generiert Kreativität. Ein klassisches Beispiel ist DIE RITTER DER KOKOSNUSS. Wenn wir damals das Geld gehabt hätten, dann hätten wir echte Pferde eingesetzt, keine Kokosnüsse. Und diese Idee hat am Ende viel des Charmes des Films ausgemacht.

Fear And Loathing In Las Vegas Eine letzte Frage: Gerade unabhängige Künstler ziehen sich derzeit stark ins Internet zurück. Weblogs, Podcasts, Videoblogs und so weiter werden wichtiger zur Verbreitung neuer Ideen, Künstler werden unabhängiger von den klassischen Vertriebswegen der großen Studios und Majorlabels. Wie sehen Sie diese Entwicklungen?
    Zunächst einmal halte ich das für gut, auch wenn es vielen untalentierten Leuten ebenfalls die Möglichkeit gibt, ihren Unsinn zu verbreiten. Zurzeit weiß ich noch nicht, was das für mich bedeutet. Denn ich sperre mich dagegen, dass meine Arbeit auf Handys oder iPods abgespielt wird. Ich mache meine Filme fürs Kino oder wenigstens für einen vernünftigen Fernseher zuhause. Für andere macht das bestimmt Sinn. Allerdings sehe ich immer noch ein Problem: Wenn man Filme macht oder kleine Videos - all das kostet Geld. Und eine offene Frage im Internet und bei der direkten Distribution ist immer noch: Wie bekommt man das investierte Geld zurück? Das Schlimme am existierenden Vertriebssystem ist ja: Es ist derzeit der einzige Weg, investiertes Geld auch in vernünftiger Höhe zurück zu bekommen. Das ist nicht schön. Aber eine Tatsache. Der Kreativität hilft das alles sehr auf die Sprünge, aber für die Bezahlung von Künstlern müssen neue Wege gefunden werden.




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