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GESPRÄCHE

Benjamin Hahn im Gespräch mit Justin Lin und Tyrese Gibson

Der in Taiwan geborene Justin Lin, der 1997 mit dem Indie-Film SHOPPING FOR FANGS debütierte, gehört bereits seit THE FAST AND THE FURIOS: TOKYO DRIFT zum festen Inventar der Filmreihe - nicht vor der Kamera, sondern auf dem Regiestuhl.
Tyrese Gibson arbeitete zunächst als TV-Schauspieler, bis ihm 2001 mit JOHN SINGLETONS BABY BOY der Sprung auf die Leinwand gelang. Seinen eigentlichen Durchbruch hatte er allerdings zwei Jahre später mit 2 FAST 2 FURIOS.
Kurz vor der Premiere von FAST & FURIOUS FIVE ergab sich die Möglichkeit für ein kurzes Gespräch.

Justin Lin
Justin Lin bei der Deutschlandpremiere von FAST & FURIOUS FIVE

Das Gespräch.

Welche Idee kam zuerst? Diesen Teil in einen heist-Film zu wandeln, weil es die logische Weiterentwicklung der Geschichte ist oder weil es die bestmögliche Verbindung zwischen allen Teilen ist?
    Justin Lin: Es hat etwas von beidem. Als ich über die Fortsetzung der Reihe nachdachte, war der erste Gedanke, den ich hatte: "Warum?" - Es wurde mir klar, dass ich persönlich alle Charaktere wiedersehen wollte. Das waren die einzigen Verbindungen, die wir bis jetzt noch nicht gesehen hatten. Roman ist mit Brian verbunden, Han ist verbunden mit Dom… Und dann ist ja das grundlegende Thema dieser Reihe die Familie. Deshalb wollte ich alle in diesem Film zusammen sehen. Und weil wir einen hohen Einsatz brauchten, um alle wiederzusehen, entwickelte sich aus diesem "Warum" die Idee eines heist movies. Außerdem mag ich das Genre. Ich liebe Filme wie SEXY BEAST. Und deshalb schien mir das nur passend.

Tyrese Gibson
Tyrese Gibson bei der Deutschlandpremiere von FAST & FURIOUS FIVE

Apropos Familie: Stimmt es, dass Paul Walker die treibende Kraft hinter ihrem Comeback in der Reihe war, Tyrese?
    Tyrese Gibson: Ja, er und Justin. Er hat sehr darum gekämpft mich wieder zu haben und ich habe jede Sekunde des Drehs genossen. Ich bin sehr glücklich wieder dabei zu sein.

Eine Frage zu ihrem Charakter: War es für Sie schwierig, dass Sie nur der Freund zweiten Grades sind, weil Dom der bessere Freund für Brian zu sein scheint?
    Tyrese Gibson: Nein, ich sehe das nicht so. Am Ende des Tages ist es Doms Filmreihe und jeder von uns spielt einen Teil um seine Pläne aufgehen zu lassen. Als ich und Brian zusammen waren, war es über uns und unser Ding. Nun sind wir alle zusammen und so hat jeder seine Rolle zu spielen. Wir hatten nicht den Auftrag die besten Freunde zu sein, sondern wir sollten das Geld kriegen.

Justin, dieses Mal scheinen die CGI-Effekte zugunsten traditioneller Stunts zurückgefahren worden zu sein. War das eine künstlerische Entscheidung oder will das Publikum wieder mehr Handwerk sehen?
    Justin Lin: Seit ich die Reihe übernommen habe, bin ich an jeden Film anders herangegangen. Als ich damals die Regie des dritten Teils übernahm, kam ich gerade von einem 250.000$-Film. Meine Erfahrung als Filmemacher und auch meinen eigenen Geschmack wollte ich in den Dienst des Films stellen. Der dritte war ein post-moderner Ansatz, bei dem vierten haben wir die Stunts selbst handwerklich umgesetzt, mussten die Stunts aber mit visuellen Effekten erweitern. Wir konnten z.B. nicht in einem Tunnel drehen, weil wir da nur wenige Blickwinkel hatten. Um die Szene umsetzen zu können, bauten wir unseren eigenen Tunnel und erweiterten ihn digital. Ich hab das nicht gemocht. Ich weiß aber auch, dass die Menschen sich diese Filme anschauen, weil sie Autos sehen wollen. Schnelle Autos. Und das liebe ich. Es war daher auch mehr eine bewusste Entscheidung um die Reihe weiterzuentwickeln. Die Charaktere haben es getan, deshalb sollte der Stil dazu passen.

Tyrese Gibson: Justin Lin ist ein brillanter, junger Regisseur. Ich sag das mal so ohne sein Ego streicheln zu wollen.

Ich stimme Ihnen da durchaus zu.
    Tyrese Gibson: Vielen Dank, denn jetzt sind wir gute Freunde. Ich will eigentlich nur sagen, dass es viele Regisseure gibt, die Probleme damit haben, wenn sie mit zwei, drei Hauptdarstellern in einem Film arbeiten müssen. Aber dieser Kerl hier schafft es, dass sich jeder wohl fühlt und vermittelte jedem das Gefühl, dass seine Rolle wichtig ist. An jedem Drehtag kamen 7 oder 8 Menschen zu ihm mit Fragen zu ihren Rollen, damit sie die besser vor der Kamera spielen konnte. Ich dachte mir da immer: "Wie macht der das?" - Aber er kann es einfach, das ist etwas Besonderes. In einem meiner ersten Interviews zu diesem Film bin ich gefragt worden, wie ich ihn heute als Regisseur einschätze, denn ich hatte mit ihm ja schon ANNAPOLIS gemacht... Ich erkenne ihn einfach nicht wieder. Für mich persönlich hat er eine so extreme Weiterentwicklung über die Jahre gemacht, die einen stolz macht.

Letzte Frage: Ist das eigentlich ein Fantasyfilm? Die Physik ist ja komplett unrealistisch...
    Justin Lin (lacht): Sie finden, einen Tresor durch Rio zu ziehen ist unrealistisch?

Worauf ich hinaus wollte: Ist FAST & FURIOUS FIVE einfach ein anderer Ansatz für einen Fantasyfilm, in dem alles möglich ist?
    Justin Lin: Der Spaß an dieser Reihe entsteht auf vielen Ebenen. Mein Ziel als Filmemacher ist, dass man ins Kino geht, sein Popcorn isst und sich zufriedenstellend unterhalten fühlt. Aber wenn man es etwas tiefgründiger sehen will… Wir versuchen schon, die Charaktere so zu gestalten, dass da etwas ist. Es gibt noch andere Filme mit schnellen Autos und hübschen Menschen, aber der Grund dafür, dass diese Reihe seit zehn Jahren so gut läuft, ist der Versuch den Charakteren Tiefe zu geben, die Beziehungen auszubauen und diese Familienstruktur zu entwickeln. Wenn man die Zuschauer emotional berühren kann… Darüber hinaus wollte ich nicht die Lächerlichkeit mit offenen Armen empfangen. Ich will mich nicht dafür entschuldigen müssen und deshalb spiele ich lieber damit. Hollywood ist das einzige Kino der Welt, wo man 200 Autos crashen, eine Brücke absperren und dann einen Tresor drüber ziehen kann… Ich will einfach nur sicher gehen, dass wenn ihr mir 2 Stunden eures Lebens gebt, wir euch auch zufrieden stellen.

Vielen Dank für das Gespräch.




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