"People hate L.A. or people love L.A." - James Gunn - Filmemacher, Drehbuchautor, Schriftsteller - gibt sogleich den passenden Startschuss - "Aber worauf es wirklich ankommt, sind die Leute mit dehnen Du Dich umgibst" - Schnitt auf Michael Rooker - bekannt vor allem in der Rolle des Bösewichts etlicher Hollywood-Produktionen - "Later on we're going to go shoot" - sagt er mit seiner heiseren, unverwechselbaren Stimme, lädt die Waffe durch und schleppt einen ganzen Karton Patronen in den Kofferraum der Limousine, die ihn sogleich zu Gunn bringen wird.

Die beiden kennen sich seit Rooker die Rolle des Grant Grant in SLITHER übernommen hat: befallen von einem außerirdischen Parasiten, wird sein Körper als Medium genutzt, um die ganze Welt zu unterjochen. Schließlich zeigt er Herz, indem er noch immer seine Frau liebt und muss den Feuertod sterben. In SUPER ist er ein sympathischer Bösewicht: Rooker gibt einen Leibwächter, der seinem Boss den Rücken frei hält, hier wird ihm die unterdrückte Zuneigung zu einer Frau zum Verhängnis, Letztendlich bekommt er den Schädel eingedrückt.
Die beiden müssten sich also blendend verstehen! Auf dem Weg zum ersten Ziel des Abends, einem Tonstudio - Rooker soll ein Paar Zeilen für die Rolle eines Zombie Wikingers in dem von Gunn mit entwickelten Videospiel "Lollipop Chainsaw" einsprechen, weil es beim letzten Mal "ohne Kameras nicht peinlich genug war" - kommt es schon zu einem ersten Höhepunkt: "Wenn Du so weiter machst, muss ich Dir wehtun" witzelt Rooker - beide schütten sich vor Lachen aus. Gunn erklärt, wenn man mit fünf Brüdern aufwächst, kann man nicht anders, als sich gegenseitig fertig zu machen.

Weiter geht's zum Filmset des Independentstreifens THE ADVOCATE - Gunn fürchtet Peinliches - Hauptdarstellerin Kristina Klebe ist seine Ex, doch in Hollywood ist man Profi - alles läuft glatt oder liegt's am Schnitt, das niemand dabei erwischt wird, wie er sich still in einer Ecke rumdrückt? Gespräche mit dem Produzenten und dem Regisseur geben indirekt Einsicht in die Arbeitsweisen der beiden. Rooker ist am Set der Nachdenkliche - welche Motivation braucht eine Figur im Film, um sich wie durch den Raum zu bewegen? - Schnitt auf eine Szene aus SUPER: Neben dem zuhälterhaft overactenden Kevin Bacon steht Rooker und performt die Kunst des Nüssekauens und zieht dadurch, obwohl nicht im Zentrum der Szene, den Blick des Zuschauers magnetisch auf sich. Anschließend versichert Gunn, dass er nie seine Schauspieler anschreie, um ihre Gefühle nicht zu verletzen, im Gegensatz zu Oliver Stone, der aber nicht schreie, wie Rooker weiß, sondern gar nicht am Set selbst ist. In solchen Moment ist man nah dran an Hollywood und seiner Filmindustrie - beide versichern dem Regisseur von THE ADVOCATE, dass Zeitdruck und geringes Budget Voraussetzung für die beste Arbeitsweise ist und der gibt zurück, dass er das auch schon mal gehört habe.

L.A. - Stadt der Autos und der Straßen (in einigen Zwischeneinstellungen fangen die Kameras nur solche Bilder ein) - bietet wohl grad zur Nachtzeit Orientierungshindernisse. Auf dem Weg zu Rookers Schießstand verfahren sich die beiden am nördlichen Stadtrand - "it looks bigger in the daytime" schmunzelt Rooker. Gunn - wie Rooker nun passend anmerkt - tut auf dem Schießstand das, was im Sinne seines Namens liegt: mit Pistolen hantieren - "You just love blowing holes", wie Rooker es schön zusammenfasst. Lustig, wie im Hintergrund ein paar Kids abhängen und ein bisschen mit ihren Schnellfeuergewehren rumballern. Scheinbar eine schöne Freizeitbeschäftigung so am Freitagabend. Gunn fürchtet, erschossen zu werden, wenn er hier zugibt Demokrat zu sein - Rooker herzt derweil die Mädels.

Im Effektstudio MastersFX bestaunen die beiden die Kreaturen und Puppen, die hier für Gunns Filme gebastelt wurden, im Hintergrund laufen ein paar schöne Szenen aus SLITHER - sieben Stunden hätte es gedauert, in das Kostüm hinein zu kommen, das Grant Grants abschließende Verwandlung darstellt. Da ging das Handmodell-Stehen für die "Rooker-Hand" schneller - in der Gruselkammer des Studios finden sich ein Dutzend Stinkefinger, wer die TV-Serie THE WALKING DEAD schaut, weiß mehr.

Wieder im Auto und beim anschließenden Restaurantbesuch bleibt gerade noch Zeit , um kauend über den jeweiligen Weg zum Film zu sprechen. Schnell muss noch das letzte Ziel des Abends abgehakt werden, eine Party in Gunns Haus, wo u.a Andre Royo (THE WIRE) und Nathan Fillion (SERENITY, SLITHER) schon warten.
Über die ganze Zeit hinweg geben sich Gunn und Rooker sehr entspannt in der in anderen Folgen von DUCH DIE NACHT MIT... anscheinend zunächst irritierenden Situation, sich beim Erzählen filmen zu lassen. Rooker spielt sogar mit den Kameras, macht hier mal eine Tür beim Raumverlassen zu oder kommentiert - "Fuck him" - Gunns Scherze augenzwinkernd durchs Objektiv. Spannend ist es zu sehen, dass sich beide, gerade da sie sich gut zu kennen scheinen, immer wieder im Spaß aneinander geraten. Man hat am Ende den Eindruck, hier einer echten Männerfreundschaft zu zuschauen, kein Wunder mag das verbindende Element - die Initiation der Freundschaft so zusagen - etwas mit einer Party und einem Stinktier zu tun haben. Die sich dahinter verbergende "Skunk-Story" wird zum running-gag des Abends. Dreimal erscheint sie in immer anderer Form und rahmt so diesen herrlichen, anekdotenreichen Abend wie von selbst ein.