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KAPITELWAHL

BRIGHTON ROCK (Großbritannien 2010)

von Benjamin Hahn

Original Titel. BRIGHTON ROCK
Laufzeit in Minuten. 106

Regie. ROWAN JOFFÉ
Drehbuch. ROWAN JOFFÉ
Musik. MARTIN PHIPPS
Kamera. JOHN MATHIESON
Schnitt. JOE WALKER
Darsteller. SAM RILEY . ANDREA RISEBOROUGH . HELEN MIRREN . JOHN HURT u.a.

Review Datum. 2012-02-06
Erscheinungsdatum. 2011-09-08
Vertrieb. STUDIO CANAL

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1) . FRANZÖSISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . FRANZÖSISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Graham Greenes 1938 veröffentlichter Roman BRIGHTON ROCK gilt bis heute als ein Klassiker der englischen Krimiliteratur und wurde bereits mehrfach für andere Medien adaptiert (unter anderem diente er zuletzt als Vorlage für ein Musical). Angesichts dieses breiten Interesses an dem Stoff erscheint die Tatsache, dass die letzte Verfilmung dieses Romans aus dem Jahr 1947 stammt, geradezu kurios. Das dachte sich vermutlich auch Rowan Joffé, der als Drehbuchautor unter anderem an 28 WEEKS LATER und THE AMERICAN beteiligt war und nun mit seiner Adaption des Greene-Klassikers als Regisseur debütiert.

Das Ergebnis ist durchaus sehenswert, auch wenn es Greene-Puristen vor den Kopf stoßen dürfte: statt sich nämlich sklavisch an die literarische Vorlage zu halten, bedient sich Joffé nur des inhaltlichen und dramaturgischen Grundgerüsts und verlagert die Geschichte um den soziopathischen jungen Gangster Pinkie Brown in die 1960er und damit in eine Zeit, die in England durch rivalisierende Jugendsubkulturen und den Aufstand der Jugend gegen das Establishment geprägt war - was also zunächst nach einer willkürlichen zeitlichen Neu-Verortung aussieht, erweist sich im Verlauf der Handlung als kluger Schachzug um der Reflexion über junge Verbrecher, die an die Stelle der alten Herren treten wollen, eine weitere Ebene hinzuzufügen.

Dieser Kniff, der der Handlung auf ganz simple Weise im Handumdrehen mehr Tiefe verleiht, ist allerdings auch dringend notwendig gewesen, denn an anderer Stelle fällt der Film leider reichlich flach aus. Der im Roman zentrale Religions- und Moraldiskurs findet zwar auch im Film statt, bleibt hier aber merkwürdig oberflächlich und ergeht sich in bedeutungsschwangeren One-Linern. Nicht minder ärgerlich ist die mangelnde Ausarbeitung der Liebesgeschichte zwischen Rose und Pinkie. Dass sich ein naives, junges Ding in einen soziopathischen Killer verlieben kann, ist nicht gerade aus der Luft gegriffen, der Film macht aber kaum Anstalten diese Faszination auch nur im Ansatz nachvollziehbar zu machen. It just happens, wen interessiert da schon das warum?

Doch nein, so schlecht, wie man jetzt annehmen könnte, ist BRIGHTON ROCK im Endeffekt dann doch nicht. Joffé inszeniert ihn nämlich als visuell ansprechenden Neo-Noir und das nicht aus einer Laune heraus oder weil es gerade "in" ist, sondern weil das bedrohliche Noir-Gefühl perfekt zur düsteren Handlung passt. Dementsprechend wirken die am Noir orientierte Lichtdramaturgie und Bildästhetik nie aufgesetzt, sondern als folgerichtige Konsequenz: Der Inhalt bestimmt den Stil. So gibt es dann auf der inszenatorischen Ebene wenig an dem Film auszusetzen. Zwar könnte er inhaltlich etwas mehr Fleisch vertragen, aber nimmt man die leichte Oberflächlichkeit in Kauf, so kann man sich von BRIGHTON ROCK sehr gut unterhalten lassen.

Dieses positive Fazit verdankt der Film im Übrigen nicht zuletzt der eindrucksvollen Leistung von Sam Riley, der in seiner Rolle des emotional völlig kaputten und berechnenden Pinkie komplett aufgeht und damit eines der schauspielerischen Highlights des Films darstellt. Denn auch wenn der Film mit Helen Mirren, Andrea Riseborough, Andy Serkis und John Hurt hochkarätig besetzt ist, kann keine andere Performance so überzeugen wie die von Riley. Das mag aber vielleicht auch daran liegen, dass zumindest die Rollen der Alt-Stars Mirren und Hurt wenig Raum für große Schauspielkunst lassen - dafür ist der Film dann doch einfach zu straff erzählt.

BRIGHTON ROCK ist eine sehenswerte Neu-Adaption des Krimiklassikers, deren negative Aspekte dadurch abgemildert werden, dass sich die Entscheidung für eine Inszenierung als Neo-Noir bei keinem Film der letzten Jahre so richtig und so überzeugend angefühlt hat, wie bei diesem hier. Kein Meilenstein der Filmgeschichte, aber ein guter und sehenswerter Kriminalfilm.

DVD.
Vielleicht bin ich ein wenig altmodisch, aber für mich fallen ein OV-Trailer, ein dt. Trailer und eine Trailer-Show nicht unter Extras. Insofern: Keine (wirklichen) Extras. Bild und Ton sind dagegen ausgezeichnet.








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