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KAPITELWAHL

THE AMERICAN (USA 2010)

von Hasko Baumann

Original Titel. THE AMERICAN
Laufzeit in Minuten. 100

Regie. ANTON CORBIJN
Drehbuch. MARTIN BOOTH . ROWAN JOFFE
Musik. HERBERT GRÖNEMEYER
Kamera. MARTIN RUHE
Schnitt. ANDREW HULME
Darsteller. GEORGE CLOONEY . VIOLANTE PLACIDO . THEKLA REUTE . BRUCE ALTMAN u.a.

Review Datum. 2011-03-08
Erscheinungsdatum. 2011-02-04
Vertrieb. UNIVERSAL

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
So möchte man es gern haben im Leben: Eine kleine Trattoria in einem ebenso kleinen italienischen Ort, eine schöne Frau an seiner Seite, die kenntnisreich den Montepulciano aus den Abruzzen bestellt und dem Mann tief in die Augen schaut. Doch ach, das Leben. Der Mann (George Clooney) ist in diesen kleinen italienischen Ort gekommen, um sich vor seinen Häschern zu verstecken, denn der Mann ist Berufskiller, der sich im Exil schon auf seinen nächsten (letzten?) Job vorbereitet; und daß er sich emotional so auf die schöne Frau einläßt, die ihm doch als Prostituierte nur die dringendsten Bedürfnisse erfüllen sollte, war ganz sicher nicht Teil des Plans. Die neue Auftraggeberin scheint ebenso wenig vertrauenswürdig wie der neugierige Dorfpfarrer, und dieses idyllische Plätzchen ist auch garantiert zu klein für zwei Killer.

George Clooney, diese reinste Inkarnation eines Superstars! Ein Mann, mit dem Frauen schlafen und Männer was trinken gehen wollen, man will ihn zum Freund haben und man will ihm ständig sagen, wie großartig er ist. Er sieht spitze aus, macht sich Gedanken über die Welt, in der wir leben, reüssiert als Regisseur wie als Schauspieler und beweist mit der Wahl seiner Rollen in den allermeisten Fällen Geschmack. Aber ach, George! Wie Michael Douglas einst die Rolle des sexgeilen Mittvierzigers auf der Flucht vor gefährlichen Frauen gepachtet hatte, so ist es bei Dir nunmehr der melancholische Mann in den besten Jahren, eigenbrödlerisch, verschlossen, unglücklich, vielleicht auf der Suche nach Erlösung, die Dir jedoch als Vielflieger ebenso verwehrt bleibt wie als Rechtsverdreher. Als Profikiller Jack hat sich Clooney jeglichen Anflug von Leichtigkeit und Charme untersagt, vielleicht auch, weil der von Anton Corbijn so streng wie schön inszenierte Film ihn als Wiedergänger von Delons EISKALTEM ENGEL verstanden wissen will. Doch Clooney wirkt fast unglücklich über diese fehlende Ebene seiner selbst; um so schwerer wiegt dieser Verzicht, wenn er weltmännisch italienisch parlierend durchs Dorf flaniert und damit allzu deutliche Verweise auf den italophilen Privatmann Clooney setzt. Seine Präsenz bleibt aber so ungebrochen wie die Präzision seines Spiels, und man kann Corbijn und seinem Star so zumindest nie vorwerfen, sie würden den Berufsmörder glorifizieren.

Corbijn, der mit Kameramann Martin Ruhe immer wieder wahrhaft traumschöne Bilder findet, läßt sich generell zu keinen Sentimentalitäten hinreissen und erzählt seinen Genrestoff überaus sicher und reduziert. Es wird nur das Nötigste gesagt und getan: Wer sich fragt, warum Jack gegen Ende seine Paranoia bestätigt sieht und sich für den Ernstfall rüstet, der muß nur genau hinhören; da sagt nämlich einmal die falsche Person die falschen zwei Worte ("Mr. Butterfly") zu ihm. Die große Sexszene zwischen Jack und Clara ist eine Sex- und keine Liebesszene - wie Gefühle zwischen zwei Menschen entstehen, erläutert hier kein Streichorchester. Apropos Musik: Herbert Grönemeyer, der zum ersten Mal seit FRÜHLINGSSINFONIE wieder einen Film vertont, liefert seinem alten Freund und Weggefährten Corbijn einen unaufdringlichen, aber auch etwas banalen Score, der mal Stimmung aufbaut, mal aber auch nur so rumklimpert.

Ein schöner Film also? Das schon. Aber ich will ganz ehrlich sein: Killer versteckt sich. Killer hat sensible Seite (hier: Schmetterlinge). Killer verliebt sich. Killer nimmt einen Job an. Killer sagt, das sei sein letzter Job. Problem. Das hat man genau so schon so oft gesehen, manchmal besser, manchmal schlechter. Der Plot von THE AMERICAN ist einfach zu abgedroschen und letztlich auch zu sehr auf die 12 erzählt, um seine Schwächen mit der Anwesenheit von George Clooney, drei Frauen aus offenbar demselben Modelkatalog und schönen Bilder schöner italienischer Locations wegzulügen. Wenn am Ende der Killer aussteigen will und sich mit seiner großen Liebe zur Flucht verabredet, weiß man schon, was passiert. Und es passiert auch.

DVD.
Bild und Ton fallen ausgezeichnet aus. Die Synchro geht in Ordnung, ich persönlich höre Detlev Bierstedt ganz gerne auf Clooney. Die Extras sind reichhaltig: Ein informativer Audiokommentar mit dem sympathischen Corbijn, ein paar entfallene Szenen, Interviews, Trailer und Teaser und ein Making Of, bei dem man Clooney mal wieder fröhlich bei den Dreharbeiten herumkaspern sehen darf - geradezu beruhigend für Fans des charmanten Mimen. Wie sich zeigt, läßt sich Clooney nicht mal mehr für Making Ofs interviewen, seine Ankündigung, keine Gesprächsanfragen mehr anzunehmen, scheint tatsächlich ernst gemeint zu sein. Ziemlich clever.








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