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KAPITELWAHL

YOUR HIGHNESS - SCHWERTER, JOINTS UND SCHARFE BRÄUTE (USA 2011)

von Björn Lahrmann

Original Titel. YOUR HIGHNESS
Laufzeit in Minuten. 102

Regie. DAVID GORDON GREEN
Drehbuch. DANNY MCBRIDE . BEN BEST
Musik. STEVE JABLONSKY
Kamera. TIM ORR
Schnitt. CRAIG ALPERT
Darsteller. DANNY MCBRIDE . JAMES FRANCO . NATALIE PORTMAN . ZOOEY DESCHANEL u.a.

Review Datum. 2011-12-07
Erscheinungsdatum. 2011-10-03
Vertrieb. UNIVERSAL

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1) . TÜRKISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH . NIEDERLÄNDISCH . TÜRKISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Das Spiel geht so: David Gordon Green überlegt sich einen Filmtitel, Danny McBride muss wie aus der Pistole geschossen einen Plot dazu entwickeln. Kann sein, dass da auch zündendere Ideen bei rausgesprungen sind als YOUR HIGHNESS ("It's about a dude who fights dragons and smokes pot"), aber die wurden halt nicht verfilmt. Geschrieben hat das krude, schlampige, charmante Drehbuch McBride selbst, zusammen mit Ben Best, seinem Kollaborateur bei der bislang zwei gloriose Staffeln umfassenden HBO-Serie EASTBOUND AND DOWN. Wer die nicht kennt, hat was verpennt: McBrides Ex-Baseball-Wunderkind Kenny Powers gehört zu den formvollendetsten Figuren der jüngeren Fernsehgeschichte, ein Selfmade-White-Trash-Heros auf rasant absteigendem Ast, der allein kraft seines massiven Egos vor der Erkenntnis der eigenen Armseligkeit bewahrt wird.

Als auf bizarre Weise reizvolles Lastersurrogat ist Thadeous, der Ritter von plumper Gestalt, den McBride hier verkörpert, schon deutlich weniger ungewöhnlich beziehungsweise interessant: Während sein wackerer Bruder Fabious (James Franco) ständig zyklopenköpfenderweise auf Queste zieht, will Thadeous nur seine Ruhe haben, mit dem getreuen Kammerdiener abslacken und Weibsvolk nachgieren. Hin und wieder wird auch ein Pfeifchen gestopft, aber, das ist die schönste Überraschung an YOUR HIGHNESS: Die vom Titel besiegelte (und vom deutschen Untertitel noch ums Karl-Dall-hafte potenzierte) Kifferkomödieneinsortierung verweigert der Film, wo er nur kann. Stattdessen entwickelt sich, als Fabious' Zukünftige (Zooey Deschanel) vom Hexenmeister zu düst'ren Paarungszwecken geraubt wird ("The Fuckening!"), ein bemerkenswert konsequenter Fantasyspektakel-Pastiche längst vergessener Couleur - think WILLOW, not LORD OF THE RINGS. Mit kindlicher Nonchalance wird das Budget für knallbunte Spezialeffekte und wunderlich abseitige Gummikreaturen verpulvert, deren an Schleim und Gedärm nicht sparende Ausmerzung eher im Geiste des frühen als des späten Peter Jackson geschieht.

Dass in YOUR HIGHNESS eigentlich nie nichts los ist, lässt den Mangel an wundgeklopften Schenkeln halbwegs verschmerzen. Im Grunde verfügt der Film über exakt einen gelungenen Gag, der allerdings, über die gesamte Laufzeit ausgewalzt, regelrecht filigrane Perfektion erreicht: McBride, Franco und der Rest parlieren in einem schwer zu umschreibenden Bastard-Idiom aus preziös imitiertem höfischem Stil und lax-vulgären Gegenwartssprachmustern, vorgebracht mit abgrundtief schlecht gefaketem britischen Akzent, der gerade aus dem Mund von Kenny fuckin' Powers für fortwährendes Vergnügen sorgt. Dazu dutzenderlei ziemlich okaye Schwanzwitze, eine zu Unrecht verfemte Disziplin, die wenigstens im Zwerchfell dieses Rezensenten kaum je fehlgeht. (Selbst Rilke soll in seiner Freizeit Pimmelgedichte verfasst haben, dass mir also ja keiner mit Kulturverfallsgemaule kommt).

Im gegenwärtigen US-Komödienspektrum ist YOUR HIGHNESS freilich eine Marginalie, ein rand- und bodenständiger Dummejungenstreich, der sich um komplexe Beziehungsfigurationen nicht die Bohne schert und das kunstvolle Mäandern, das Meisterstücke wie FUNNY PEOPLE oder BRAUTALARM auszeichnet, auf schlichte, traditionelle Erzählbahnen zurückführt. In seinen besten Momenten gleicht der Film einem kostümierten Gruppenausflug, bei dem verschiedenste Zweige der großen Comedy-Familie zu ungezwungener Alberei zusammenkommen: Apatow-Zögling Franco, Ferrell-Sidekick McBride, und Zooey Deschanel und Natalie Portman dürfen ihre in unerträglicher RomCom-Grütze à la (500) DAYS OF SUMMER militarisierte Cuteness verhohnepiepeln. Einzig für David Gordon Green, der nach seinem malickianischen Debüt GEORGE WASHINGTON immer stärker in Richtung Indie-Kitsch abdriftete, bevor er mit PINEAPPLE EXPRESS die Notbremse zog, steht hier tatsächlich etwas auf dem Spiel. Als Lackmustest für den möglichen Karrierefortgang hinterlässt YOUR HIGHNESS ein eher flaues Gefühl: Nach wie vor ist Green ein mediokrer Action- und Slapstickregisseur, und dass seine anstehenden Projekte auf ähnlichem Terrain bleiben, zeugt eher von Narretei denn tapferem Reckentum. Möge er auf der übernächsten Queste seine wahre Bestimmung finden.

DVD.
Bild- und Tonqualität ist so, wie sie bei aktuellen Filmen zu sein pflegt. Die Synchro auch: McBrides selbstherrlicher Faulenzerton wird in Chandler-Bing-Säuseln mit Tuckeneinschlag übersetzt, muss man nicht weiter drüber reden. Kurz und knackig ist das Bonusmaterial: Entfallene Szenen, die sich mindestens zur Hälfte tatsächlich lohnen (u.a. ein sämtliche Minnekonventionen sprengendes Franco-Deschanel-Duett), sowie ein paar Blooper zum Mitkichern.








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