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Judd Apatows bisherige Filmografie prägte zu einem guten Stück auch die Popkultur. Eigentlich ist er einem Tarantino dabei nicht unähnlich, prägt er sie doch, indem er Elemente aus ihr nimmt und diese miteinander verwurstet. Heraus kommt ein Film, der zwar auch ohne diese und jene Anspielungen funktioniert, mit ihnen aber doch runder, ja lustiger ist (es sei nur an diverse Actionfiguren in JUNGFRAU (40), MÄNNLICH, SUCHT erinnert). In seinem neuen Film, WIE DAS LEBEN SO SPIELT, liegt das schon im Namen, in der Natur der Sache sozusagen. Es geht um lustige Menschen, neudeutsch Comedians genannt, deren Job es ist, Witze zu reißen, mit denen sich die Menschen identifizieren können - oder eben gerade nicht. Auf jeden Fall benötigen sie ein Wissen, das, um was es überhaupt im Stand-Up-Comedy-Programm geht, dem sie da gerade lauschen. Intertextualität ist hier quasi obligatorisch. Diese schafft Apatow auch. So serviert er dieses Mal Witze über die Rivalität zwischen Facebook und MySpace, kitty content auf YouTube und Eminem sinniert plötzlich über sich und seine Umwelt. Schön auch, dass alles buchstäblich beim Namen genannt wird und man für die genannten Vertreter der medialen Popkultur kein scheinheiliges No-Name-Produkt nimmt - ganz zu schweigen von den ökonomischen Vorteilen, die das Ganze mit sich bringt. So geht Product Placement dann doch irgendwie mehr als in Ordnung. Apatow verstehe es nämlich ganz genau, wie, wann und weshalb er was zum Gegenstand von Humor und damit einer Diskussion macht. Leider schlägt er dabei nur allzu oft die mittlerweile doch recht nervig werdende Bahn der Schwanz- und Vaginawitzchen ein, über die mittlerweile ja eigentlich nicht mal mehr das amerikanische Publikum lachen dürfte, so abgedroschen und schlichtweg lame sind diese doch. Und dennoch machen sie leider einen Großteil der Dialoge, nicht nur der Comedians, aus.
Das fällt zum einen nicht weiter ins Gewicht, da FUNNY PEOPLE dennoch einen schönen Spagat zwischen diesem Fäkalhumor und subtiler Dramatik schafft, die man zwar schon von ihm gewohnt ist, aber die hier bisweilen noch mal eine Stufe weiter getragen wird, was durchaus positiv zu verstehen ist. Was die Weinsteins im Falle von FANBOYS nämlich befürchteten, nämlich das man eine Krankheit nicht zum Gegenstand einer Komödie machen könne, stellt sich jedoch als falsch heraus, denn wenn man das Ganze feinfühlig angeht, und das tut Apatow - allein die Szene mit dem deutschen Arzt veranschaulicht auf schöne Art und Weise, wie dies auf die Beine zu stellen ist -, dann hat man auch nichts zu befürchten, im Gegenteil. Es zeigt aber eindrucksvoll, mit was für einem Menschen man es hier zu tun hat. Adam Sandlers Figur ist Vollblutkomiker, er ist ständig am performen (Arzt, Kinder, Ex-Frau, Freunde), kennt keine Trennung zwischen Beruflichem und Privatem, die Liebe zu seiner Arbeit macht vieles vergessen, sogar eine schlimme Krankheit. Genau hier liegt dann auch die Kraft, die den Film in der ersten Hälfte trägt. Viel mehr als es die (Neben-)Darstellerriege von Jonah Hill, über Jason Schwartzman, bis hin zu Eric Bana kann. Wie gesagt, in der ersten Hälfte zumindest. FUNNY PEOPLE hat nämlich nicht nur das Problem, dass er viel zu lang ist - wer weiß, wie lang der Extended Cut wird, der bei einem Apatow ja sicherlich schon in den Startlöchern stehen dürfte -, sondern auch das Problem einer misslungenen zweiten Hälfte. Misslungen deshalb, weil er gerade in der ersten Hälfte so viel neuen Charme versprüht, den er spätestens mit dem Rückfalls Sandlers zu seiner alten Liebe Leslie Mann komplett zugunsten der Theatralik aufgibt. Auch, weil der Film so wunderbar biografisch ist, nicht nur in Hinsicht auf Sandler und Apatow, sondern auch hinsichtlich Leslie Manns oder Seth Rogens. Da gibt es gleich zu Beginn echtes Material von Sandler, wie er Telefonscherze veranstaltet und dabei vor Lachen fast stirbt und sich somit stets verrät. Erst recht schade, wenn man das dann schließlich dem Ende gegenüberstellt, das klischeehafter und uninspirierte und zu allem übel auch noch zäher kaum sein könnte.
Da blutet einem wahrlich das Herz, auch, weil sich hier so viele Stars und Stars a. D. die Klinke in die Hand geben, dass man aus dem Staunen zu großen Teilen gar nicht mehr rauskommt. In diesen Momenten merkt sieht man FUNNY PEOPLE deutlich an, dass die Beteiligten, die Familie quasi, großen Spaß hatte. Spaß, den sie mit uns teilen, zumindest größtenteils. So hinterlässt Apatows Neuer am Ende eher einen zwiespältigen Eindruck. Ja, vielleicht sind er und seine Film erwachsener geworden, bodenständiger und ruhiger, aber leider auch zu verkitscht, gerade am Ende. Da kann dann auch ein Eric Bana mit breitem australischem Akzent nur noch die Scherben zusammenfegen. Lustige Menschen gibt es viele, aber nur wenige bleiben es bis zum Ende.
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