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KAPITELWAHL

IP MAN ZERO (Hong Kong 2010)

von Andreas Neuenkirchen

Original Titel. YIP MAN CHINCHYUN
Laufzeit in Minuten. 96

Regie. HERMAN YAU
Drehbuch. ERICA LEE
Musik. CHUN HUNG MAK
Kamera. KWONG-HUN CHAN
Schnitt. AZRAEL CHUNG
Darsteller. DENNIS TO . FAN SIU-WONG . CHRYSTAL HUANG . ROSE CHAN u.a.

Review Datum. 2011-04-06
Erscheinungsdatum. 2011-01-28
Vertrieb. SPLENDID

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . KANTONESISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . NIEDERLÄNDISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
IP MAN ZERO ist schuld, dass es IP MAN 3 vermutlich nicht geben wird. Zumindest teilschuld. Zumindest, wenn es stimmt, dass Donnie Yen das Handtuch geworfen hat, weil ihm die Nachahmer der Filme, in denen er unter Wilson Yip den Ip Man spielte, gegen den Strich gehen. IP MAN ZERO ist nämlich kein offizielles Prequel von IP MAN und IP MAN 2, sondern ein Trittbrettfilm. Wie allerdings von chinesischen Plagiaten gewohnt, ist die Kopie oft kaum vom Original zu unterscheiden.

In IP MAN ZERO spielt der Newcomer Dennis To den Titelhelden in seinen Lehr- und Flegeljahren. Schon als kleiner Bub in Foshan kommt er auf die Kampfschule, um Wing-Chun zu lernen. Später studiert er in Hongkong, wo ihm ein alter Apotheker (Ip Chun, Sohn des echten Ip Man) ein paar heiße neue Schritte zeigt. Die wollen seinem alten Meister so gar nicht gefallen, als er in die Heimat zurückkehrt und sein neues Können demonstriert. Es ist der klassische DIRTY DANCING-Konflikt zwischen Establishment und Avantgarde. Immerhin die Weiber stehen drauf. Gleich zwei verzehren sich nach ihm, die Bürgersmeistertochter (Chrystal Huang), auf die er selbst ein Auge geworfen hat, und eine alte Kampfschulfreundin (Rose Chan), die für ihn weiterhin nicht mehr als ein Kumpel ist. Wäre das nur das einzige Problem. Da sind auch noch die bösen Japaner, die ihre Klauen nach der Schule und mehr ausstrecken, und unter Ip Mans engsten Vertrauten findet sich ein Verräter, der mit ihnen kungelt.

Mit Übernahmen wie dem Training auf wäschebehangenen Hausdächern, dem Staubwedel-Motiv, Japanern als Schurken und Europäern als Beutelschneider und Barbaren sowie einer Musik nah am Plagiat bemüht sich IP MAN ZERO unredlich aber erfolgreich um Nähe zu den Wilson-Yip-Filmen. Etwas bizarre Züge nimmt das bei der Besetzung an: Sammo Hung, der in IP MAN 2 einen Kampfschulleiter gab, gibt hier auch einen, aber einen anderen. Hauptdarsteller Dennis To spielte sogar in beiden Konkurrenzfilmen Mini-Rollen. Nun spielt er die Figur, gegen die er einen Film vorher noch gekämpft hat. Und das tut er sehr gut, mit überragendem sportlichen Talent, schauspielerischem Charisma und komödiantischen Timing. Donnie Yen mag nicht amüsiert sein, aber das Publikum amüsiert sich recht gut. Yen ist sicherlich eine Idealbesetzung für die Rolle, aber nicht die einzige. Sollte sich Wilson Yip entschließen, die Serie ohne ihn weiterzuführen, hätte Dennis To hier einen exzellenten Anhang für seine Bewerbungsunterlagen.

Dass alles an IP MAN ZERO eine Nummer kleiner ist, fällt kaum auf. Auch dieser Film ist wunderbar ausgestattet und choreografiert und nicht gerade ein Kammerspiel. Die Handlung hat gar etwas mehr Tiefe als die Storys der aufwendigeren Filme, die lediglich einen groben Rahmen um Kampfszenen von steigender Dramatik zimmerten. Eine überraschende Wendung kurz vor Schluss wirkt zunächst etwas abrupt und gezwungen, gewinnt aber an Plausibilität, lässt man die vorangegangenen Ereignisse noch einmal Revue passieren. Dennoch ist Plausibilität und Authentizität nicht das Hauptanliegen von IP MAN ZERO, weder in der Handlungskonstruktion noch in der historischen und biografischen Genauigkeit oder der Action zwischen echter Kampfkunst und Seilakrobatik. Wenn zum Schluss auch noch Ninja durchs Geschehen wuseln, hat man ein ebenso cooles wie triviales Finale, das eher Asia-Pop als Kampfsportleistungsschau ist.

Diese entfesselte Energie auf den letzten Metern hätte dem ganzen Film gut getan, der zwar angenehm die Zeit vertreibt, aber meist eben allzu altbekannt daherkommt. IP MAN ZERO ist wie Coke Zero: Schmeckt wie echte Cola, aber man hat in letzter Zeit generell etwas zu viel Cola getrunken. Gegen eine neue Formel wäre nichts einzuwenden. IP MAN CHERRY, IP MAN VANILLA, IP MAN GREEN TEA oder IP MAN WEINBRAND vielleicht.

DVD.
Technisch ist gegen die DVD nichts einzuwenden. Die deutsche Synchronisation ist im gelb-grünen Bereich. Das einzige Extra ist ein Making-Of, an das man sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnert. Pfiffige Crossmarketing-Beilage der vorliegenden DVD: ein Gutschein für einen Wing-Chun-Schnupperkurs. Ich schau lieber weiter vom Sofa aus zu.








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