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KAPITELWAHL

HALLOWEEN II (USA 2009)

von Hasko Baumann

Original Titel. HALLOWEEN II
Laufzeit in Minuten. 113

Regie. ROB ZOMBIE
Drehbuch. ROB ZOMBIE
Musik. TYLER BATES
Kamera. BRANDON TROST
Schnitt. GLENN GARLAND
Darsteller. SCOUT TAYLOR-COMPTON . DANIELLE HARRIS . MALCOLM MCDOWELL . BRAD DOURIF u.a.

Review Datum. 2010-04-09
Erscheinungsdatum. 2010-03-12
Vertrieb. SUNFILM

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DTS/DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
"Ich wollte den Film eigentlich gar nicht machen", greinte ein zottiger Rob Zombie, als die enttäuschenden Einspielergebnisse seines HALLOWEEN II eintrudelten. Natürlich wäre es besser für uns alle gewesen, hätte Zombie diesen Film nicht gemacht, aber vielleicht gibt das Desinteresse an dieser neuerlichen white trash-Operette aus der Hand des Urviechs auch Grund zur Hoffnung. Möglicherweise hat die breite Öffentlichkeit - und sei es auch nur die genreaffine Gemeinde, die dem Sleeper PARANORMAL ACTIVITY den Vorzug gab - sich abgewandt von Zombie, der mit seinem HALLOWEEN-Remake deutlich zeigte, daß er nur ein one trick pony ist. Bei ihm wurde das gesichtslose Mittelstandskind Michael Myers, in das John Carpenter einst jede nur denkbare Analyse hineinzudenken gestattete, zum gebeutelten Kid aus der trailer park-Unterschicht Amerikas; also aus der Welt, in der Zombie sein gesamtes Werk ansiedelt. Erstaunlicherweise funktionierte gerade dieser Teil von Rob Zombies Version durchaus: Das Gesicht, das Zombie Michael Myers gab, war noch häßlicher als jegliche postmoderne Interpretation, die man in die Figur hätte reingrübeln können. Danach hakte der 2007er HALLOWEEN pflichtschuldig und spannungslos die Slasher-Szenen der Originals ab und legte nachdrücklich offen, daß Rob Zombies gelegentlich auftretenden inspirierten Momente doch nur Zufallstreffer sind.

HALLOWEEN II nun schließt ans Remake an wie einst Rick Rosenthals Fortsetzung an Carpenters Original; alles ist auf dem Weg ins Krankenhaus, und damit auch Myers, der sich als altbekannte Tötungsmaschine auf der Suche nach seiner Schwester Laurie Strode quer durch die Belegschaft meuchelt. Zwanzig Minuten ziehen schleppend ins Land, in denen Zombie sogar noch völlig unvermittelt und ebenso unpassend die "Whiter Shade Of Pale" von Procol Harum bemüht. Doch da schreckt Laurie allen Ernstes aus dem Schlaf hoch: Ich hab heute nichts versäumt, ich hab nur von Dir geträumt! Wer sich von dieser narrativen Bankrotterklärung nicht hat abschrecken lassen, darf sich auf die Erlebnisse einer - im vorliegenden, garantiert noch beknackteren Director's Cut - selten unerträglichen Hauptfigur freuen. Laurie (Scout Taylor-Compton) kommt nicht so recht mit ihrem Leben klar und hat eine ausgesprochen seltsame Art, ihre Schuldgefühle gegenüber Annie Brackett (Danielle Harris aus HALLOWEEN 4 und 5), die von Michael Myers beinahe totgeschnetzelt wurde, zu verarbeiten. Parallel begleiten wir Dr. Loomis (motiviert: Malcolm McDowell), der sich vom mitfühlenden Psychiater in ein geld- und publicitygeiles Arschloch verwandelt hat, auf Vortragsreise. Warum Loomis sich so verändert hat? Keiner weiß es, keiner will es erklären. Michael Myers holzt derweil bräsig durch Wald und Wiesen und killt alles und jeden, der ihm unters Messer kommt.

Wie das alles zusammengehalten wird? Natürlich durch weitere Traumsequenzen, was denn sonst. Laurie träumt nämlich pausenlos von Mutter Myers (Sheri Moon Zombie) und einem weißen Gaul (Küchenpsychologie 101). Besonders in diesen Träumereien fällt Zombies Hose in die Kniekehlen: Was sich der gute Rob unter visuellem Einfallsreichtum vorstellt, beschränkt sich auf 80er-Nebelmaschinen und die grelle Ausleuchtung, wie man sie aus Musikvideos der 90er kennt. Zombies Horrorkitsch ist immer viel zu nah dran, nichts an seinen Bildern fühlt sich an wie Kino; von den wenigen gelungenen Bildern wird viel zu schnell weggeschnitten, so daß die Vermutung nahe liegt, Zombie habe sie gar nicht als solche erkannt. Die Ambitionen, die mitunter in diesen selbstbesoffenen, überlangen Unsinn reingedeutet werden, erschöpfen sich in der Idee eines Myers-Familienfluchs; insofern darf sich HALLOWEEN II als Quasi-Remake des ebenfalls stinklangweiligen HALLOWEEN 5 betrachten. Auch da fiel übrigens Myers' Maske und enthüllte Unspektakuläres, allerdings geriet man dabei nicht ins Kichern wie jetzt beim zottigen Alter Ego des Regisseurs, das da ins Licht der Polizeischeinwerfer tritt.

Zombie hat einen Film gemacht, der so tut, als sei er kein Slasher; in Wirklichkeit aber arbeitet sich HALLOWEEN II schlußendlich sehr mühsam an den üblichen Szenarien ab. Dabei sieht es der Regisseur besonders gern, wenn halbnackte Frauenkörper blutverschmiert am Boden liegen; der kaputtgestochene Leib von Danielle Harris hat es ihm dabei wohl besonders angetan, denn den läßt er von Myers einfach nochmal kaputtstechen. Das Finale ist ebenso bräsig wie abgedroschen und weckt allenfalls die Sehnsucht nach dem vergleichsweise sagenhaften HALLOWEEN 4. In Erinnerung bleiben nur die schraubigen Bilder (angeblich 16mm, sieht aber verdächtig aus wie von HD schlecht umkopiert und mit falschem Grain versehen) und some seriously bad acting: Brad Dourif und eine ausgegrabene Margot Kidder spielen die Tastatur der falschen Töne, während Sheri Moon Zombie weiterhin wirkt wie Shannon Tweed zwischen Valium und Acid. Insgesamt ist der Film eine große Quälerei. Wie man sie eben von Zombie kennt. Aber wenigstens ohne Sid Haig.

DVD.
Die deutsche "Director's Cut"-DVD basiert zwar auf der Langfasung des Films, ist aber gekürzt, und zwar in den meisten Gewaltszenen. Da man die zusätzlichen Sequenzen, die der Kinofassung entnommen wurden, hier zu sehen kriegt, ist das Label halbwegs legitim, für den Gorefreund aber selbstredend schon eine Verarsche. In der langen Fassung wird aber auch meist nur zehnmal häufiger zugestochen, das macht den Kohl nicht fett und den Film nicht besser. Die deutsche Fassung löst übrigens auch in der Synchro keine Begeisterungsstürme aus. Die vorliegende DVD bot als Extras nur die Trailer zu den anderen Zombie-Heulern sowie eine Biographie, die Verkaufsversion ist aber eine Doppel-DVD vollgepackt mit allerhand Bonusmaterialien.








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