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KAPITELWAHL

THE BOX - DU BIST DAS EXPERIMENT (USA 2009)

von Hasko Baumann

Original Titel. THE BOX
Laufzeit in Minuten. 110

Regie. RICHARD KELLY
Drehbuch. RICHARD KELLY . RICHARD MATHESON
Musik. WIN BUTLER . REGINE CHASSAGNE . OWEN PALLETT
Kamera. STEVEN POSTER
Schnitt. SAM BAUER
Darsteller. CAMERON DIAZ . JAMES MARSDEN . FRANK LANGELLA . GILLIAN JACOBS u.a.

Review Datum. 2010-03-04
Erscheinungsdatum. 2010-02-18
Vertrieb. HIGHLIGHT/CONSTANTIN

Bildformat. 2.40:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Richard Kelly. Mal ganz ehrlich. Der ist doch nix. DONNIE DARKO? Okay. Es gibt mehr als genug Leute, die diesem pubertären Lynch light-Kitsch irgendwas abgewinnen konnten. Geschenkt. SOUTHLAND TALES? Katastrophe. Das Drehbuch zu DOMINO? Wer den Film ertragen hat, flucht jetzt noch beim Gedanken daran. Das Hollywood der Gegenwart befindet sich in einem derart desolaten Zustand, daß Nerds wie Richard Kelly von anderen Nerds sofort zum Messias ausgerufen werden, sobald ihr Erstling nicht aussieht, als drohe hier der nächste Michael Bay heranzuwachsen. Völlig maß- und zügellos dürfen die jungen Kerls einfach alles raushauen, was ihnen so im Kopf rumschwirrt, und weil Hollywoods Agenten idiotischerweise fest davon überzeugt sind, ihren Schützlingen damit einen Gefallen zu tun, werden sagenhafte Casts bewilligt, die sich dann in einem Sammelsurium des Irrsinns wiederfinden. Das heißt dann zum Beispiel SOUTHLAND TALES. Und daß Richard Kelly nach einem solchen Desaster nochmal nachlegen darf, grenzt an ein Wunder. Unglaublich, wie lange der vermeintliche Diamant namens DONNIE DARKO zu strahlen vermag, egal in wie vielen Fassungen und Verpackungen der Quatsch unter die Leute geworfen wird.

THE BOX gibt natürlich erst einmal Anlaß zur Erleichterung. Als Grundlage hat sich Richard Kelly einer alten Kurzgeschichte von Richard Matheson angenommen, und deren Prämisse ist so simpel wie einnehmend: Ein Ehepaar (Cameron Diaz und James Marsden), deren Zukunft sich dank unverhoffter Enttäuschungen am Arbeitsplatz gerade verdunkelt, findet eines sehr frühen Morgens eine Schachtel vor ihrer Tür. Ein rätselhaftes Ding, das nach Öffnen des Deckels einen roten Druckknopf freilegt (vergleichbar mit dem beliebten "Buzzer" bei Quizshows). Einen Tag später steht ein Mann (Frank Langella) mit deformiertem Gesicht vor der Tür und erläutert, was es damit auf sich hat. Drückt das Ehepaar den Knopf, erhalten die beiden eine Million Dollar. Der Haken: Irgendwo stirbt jemand.

Natürlich geht es um Gewissenskonflikte, natürlich wollen die beiden nicht so recht daran glauben, natürlich wird der Knopf gedrückt. Und dann wird eben doch wieder alles hinter sich gelassen, was spannend und beunruhigend sein könnte; die Paranoia und die Verunsicherung werden drangegeben für einen weiteren Versuch, in die surrealen Hirnwirrungen eines David Lynch vorzudringen. Doch gerade das muß scheitern, wenn man als Auflösung eine viel zu konkretisierte Sci-Fi-Parabel anbietet und sich im Finale die unzureichend aufgebaute Dramatik im modernen "Ach so ist das"-Gewand verplustert. Im Grunde ist schon während des überaus gemächlichen Aufbaus die Luft raus, da Langellas maßlos übertriebene CGI-Gesichtsentstellung einfach nur aussieht, als wäre das was im Bild nicht in Ordnung.

Kelly hat seine planlose Interpretation (und, räusper, "Erweiterung") der Matheson-Story in den 70ern angesiedelt. Wer bis auf Frisuren und Klamotten hier keinerlei Mehrwert sieht, liegt völlig richtig; tatsächlich hat Richard Kelly, ganz im Mantra der selbstbezogenen Blagen der neuen Hollywood-Generation, uns hier auch noch ein Portrait seiner eigenen Eltern gezeichnet. So war sie, die Kelly Family, und um das alles haargenau, sozusagen einem gemütlichen Dia-Abend entsprechend nachzuempfinden, spielt THE BOX eben auch noch in der Epoche, in der die Kellys ihren Sohn großzogen. Eine schöne Danksagung und unter familientherapeutischen Gesichtspunkten ganz bestimmt ein feiner Zug vom Sohnemann, aber uns sollte zukünftig ein derart unstrukturiertes Gekröse im Mantel eines Genrefilms doch bitte erspart bleiben; daß hier auch noch ein paar Mitglieder der geschätzten kanadischen Band Arcade Fire verheizt werden, macht die Sache auch nicht besser, obwohl ihre Filmmusik wahrlich schön schräg geworden ist. Richard Kelly: Mir reicht's.

DVD.
Einst hat Kelly noch gewettert, ein Film, der in den 70ern spielt, dürfe nicht digital gedreht werden; jetzt hat er es selber auch gemacht. Die Bildqualität ist dementsprechend, der Ton stellt zufrieden. Die deutsche Synchro fällt eher unterdurchschnittlich aus, die liegt doch sehr topfig auf. Die kurzen Features zeigen u.a. die Entstehung des Films (in 11 Minuten), sie zeigen Richard Matheson (in 5 Minuten) und die superknorken Spezialeffekte (in 4 Minuten), wo ernsthaft nochmal Langellas kaputtes Gesicht abgefeiert wird. Und Kelly darf nochmal das mit seinen Eltern erklären, die sich auch selber nochmal zu Interviews die Ehre geben. 21 Minuten öde EPK-Gespräche beschließen eine ordentliche, aber rundum durchschnittliche Veröffentlichung; immerhin mehr, als man über den Film sagen kann.








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