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FILM.
In den letzten 2 Jahrzehnten ist eine neue Spezies von Regisseuren entstanden, die alle 2-3 Jahre von der Leine gelassen werden, um ihr postmodernes Flickwerk von Gesehenem (im Fall von Richard Kelly sicherlich auch Erlebtem) auf die Leinwand zu speien und mit Hilfe der (vor allem neuen) Medien einen Hype und -wenn sich genug Brüder im Geiste angesprochen fühlen- auch eine Art Kult entstehen zu lassen, der aber in unserer atemlosen Zeit oft sehr schnell wieder von neuen Eindrücken verdrängt wird.
2001 -der Blair Witch-Hexe wurde im Jahr zuvor von Joe Berlinger ein schneller Franchise-Tod beschert- war das Jahr von DONNIE DARKO:
Richard Kelly, zarte 26 Jahre jung, frisch von der Filmhochschule schrieb eine Geschichte über einen schwer pubertierenden Jüngling, der nicht nur zwischen Psychotherapie und ersten Liebeleien seinen Platz in der Welt sucht, sondern auch noch schräge Visionen hat, in denen ein mannshoher Hase namens Frank auftaucht, der ihm dubiose Aufträge erteilt und auch prophezeit, dass bald die Welt untergeht.
Das Buch flatterte einer gewisse Frau Barrymore ins Haus und wenn man sich die Biographie der Schauspielerin durchliest, könnten sarkastische Gemüter direkt vermuten, dass es wenig überraschend war, dass der Stoff auf Gegenliebe stieß und Charlies Engel alle Hebel in Bewegung setzte um aus dem Ganzen einen Film zu basteln.
Im Kino fand die Story von Pickeln und Karnickeln eher mauen Anklang, dafür brannte bei diversen Festivals die Luft, die Nerds dieser Welt fühlten sich endlich verstanden und die Kritik warf mit Schlagworten wie "David Lynch" um sich, wobei gerade dieser Vergleich natürlich nicht auch nur annährend annehmbar ist.
Während Lynch in seinen Filmen eine eigene Welt auch sich heraus erschafft die zwar sicherlich auch den ein oder anderen Einfluss anderer Künstler beinhaltet, aber deren innerliches Konstrukt nie sichtbar wird, setzt Kelly auf bekannte, popkulturelle Referenzen um seinen Film greifbar zu machen. Es wird Stephan King gelesen, in der Spielhalle OUT RUN gespielt und in einer im Kinosaal spielenden Schlüsselszene des Films flimmert EVIL DEAD II über die Leinwand.
Alles soweit schön und gut, nur wünscht man sich an vielen Stellen, dass Kelly seine Figuren auch für Zuschauer, die mit nicht ganz so heftigen Pubertätsschüben zu kämpfen hatten, zugänglich gemacht hätte. Es ist ja völlig okay, dass Eltern, Geschwistern, Lehrer etc. aus Teenie-Augen reichlich fremd wirken, hier stimmt die Personenzeichnung, aber leider kommt auch Darko selber die meiste Zeit eher wie ein völlig geistesgestörter Psychopath, als wie ein auch nur halbwegs symphatischer Heranwachsender rüber. Wer sich in dieser Figur nicht annährend wieder findet, wird definitiv Probleme mit dem ganzen Film haben, denn außer Darko selber gibt es kaum noch erwähnenswerte Figuren. Toll ist allenfalls noch Patrick Swayze, der sich wirklich in Topform befindet, dessen Rolle für den eigentlichen Film aber eher unerheblich ist. Witzig (oder peinlich, je nach Sichtweise) auch Drew Barrymoore, die eine Lehrerin spielt, wie sie sich wohl jeder Heranwachsende in seinen feuchten Träumen vorstellt.
Langweilig ist DONNIE DARKO allerdings trotzdem nicht. Unterstützt von Michael Andrews wirklich überzeugender Musik entwickelt der gut gemachte Film eine gewisse Sogwirkung. Eigentlich möchte man gerne ausschalten, aber man schaut doch weiter, einfach um zu sehen, was Kelly noch so für dubiose Ideen in sein randvoll gepacktes "Alice in Wunderland meets Abyss meets irgendein Teeniefilm"-Spektakel gesteckt hat.
Allerdings verpufft die Nachwirkung von DONNIE DARKO recht schnell, was aber auch nicht schlimm ist, denn ich bin mir sicher, dass der nächste spätpubertierende Filmhochschulabsolvent schon in den Startlöchern steht.
Die hier vorliegende Version ist nun der lang herbeigesehnte Director's Cut, der der Kinofassung etwas mehr Struktur verleiht und z.T auch andere Musik verwendet. Besser oder schlechter? Der Fan stellt sich sowieso beide Versionen in die Vitrine, Erstkäufern sei erstmal der Gang in die Videothek geraten, alle anderen werden auch mit dieser Ausgabe nichts anfangen können.
DVD.
Die Doppel-DVD steckt wieder in einer dieser modischen Blechkisten, der auf der Rückseite einfach ein Blatt mit den Details (Handlung, Inhalt der DVDs etc.) aufgeklebt wurde. Technisch geht der Film völlig okay, der Ton ist top, das Bild ebenso, wenngleich sich in dunklen Stellen ganz leichter Rauschmuster zeigen, aber das wirklich minimalst. An Extras (die zum Teil auch schon auf der DVD mit der Kinofassung zu finden waren) findet sich der übliche Klimbim (Interviews, Making of...etc.). Der Audiokommentar wird dieses Mal von Kelly und Kevin Smith bestritten, was sich prima mit "schlaksiger Klassenstreber trifft dicken, etwas doofen Nerd" beschreiben lässt.
Super ist aber die DARKOMENTARY, ein kleines Fanfilmchen, das anschaulich demonstriert, welche Auswirkungen so ein Film haben kann. Wirklich sehr lustig.
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