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FILM.
Bille August lieferte in der Vergangenheit häufig ordentliche Mischungen aus amerikanischem Blockbuster- und europäischem Arthaus-Kino. So folgte nach seinem dänischen PELLE DER EROBERER die US-orientierten DAS GEISTERHAUS und FRÄULEIN SMILLAS GESPÜR FÜR SCHNEE, in dem er Kunst und Kommerz sehr behutsam miteinander zu verbinden vermochte.
Länger jedoch war es still um August und er geriet aus dem Fokus der Kinogänger in Europa und Übersee. In seinem neuesten Film nun versammelt August einige Darsteller um sich, die einen ähnlichen Weg gegangen sind. Aidan Quinn und Kelly Preston dürften nur noch sehr erinnerungsfähigen Kinogängern präsent sein, was jedoch nicht an ihren Fähigkeiten liegt, sondern etwas mit Projektauswahl und Unkompatibilität mit den gängigen Starbildern zu tun hat.
Es ist schön, die beiden wieder in einem Film sehen zu dürfen, zumal der Cast durch die charismatische Dänin Connie Nielsen abgerundet wird. Leider, und das schreibe ich wirklich mit Bedauern, war's dass dann auch fast schon, was man über diesen Film sagen kann. RETURN TO SENDERist ein kleiner Thriller, der sich des Themas des Knastdramas im Todestrakt annimmt. Nielsen ist die Todestrakt-Inhaftierte, die wegen Kindsmordes verurteilt wurde, Preston ihre unerfahrene, aber engagierte Anwältin und Quinn der zynische Ex-Starfverteidiger, der jetzt mit heimlich erschlichenen "Letzten Briefen" von Todeskandidaten bei Auktionen sein Geld verdient, indem er den Verurteilten diese unter Vorspielung falscher Tatsachen (in diesem Fall gibt sich Quinns Figur Frank als einfühlsamer Kamerad des im Kampfeinsatz in Somalia getöteten Vaters aus) entlockt. Und in diesem Fall natürlich ist er ganz fasziniert von der von Nielsen als attraktives White-Trash-Miststück gegebenen Charlotte. Hoppla, wer hätte das gedacht... Den zynischen und gebrochenen Ex-Anwalt hat man Quinn sowieso keine Sekunde abgenommen.
Frank greift Charlottes Anwältin unter die Arme und kommt natürlich auf Lösungen, die weder Staatsanwaltschaft, Richter oder Anwälte bisher gesehen haben. Anstatt dass der Film auf einen interessanten moralischen Konflikt à la DEAD MAN WALKING hinausläuft, wird klar, dass es August lediglich um die Erzählung eines spannenden Thrillers geht, bei dem alles einzig und allein um die Frage kreist, ob Frank das Geheimnis um Charlotte vor dem Hinrichtungstermin lösen kann. Das ist alles zwar ganz ordentlich gespielt, aber eben auch 1000mal gesehen. Zudem weist das Buch riesige Löcher auf. Aidan Quinns Frank ist - wie bereits erwähnt - völlig inhomogen angelegt. Seine zynische Vergangenheit wird lediglich behauptet, jedoch nie glaubwürdig verkörpert und Connie Nielsens Charlotte wechselt zwischen sexhungriger Bitch und gefühlvoller Moralistin, was ebenso unglaubwürdig wirkt. Pate stand hier wohl Charlize Therons Darstellung in MONSTER, in dessen Kerbe RETURN TO SENDER offenbar schlagen wollte.
Optisch ist der Film auf TV-Movie-Niveau. Schuss-Gegenschuss, Talking Heads und viel erzählte und kaum gesehene Handlung. Am verregneten Sonntagnachmittag nach durchfeierter Nacht ist das brauchbar, aber nicht fesselnd.
Unterm Strich bleibt ein solider, aber belangloser kleiner "Spiel-gegen-die-Zeit-bis-zur-Hinrichtung"-Thriller, der nur einmal aufhorchen lässt, wenn Quinn und Nielsen im Besucherraum des Todestraktes durch die Gitterstäbe (!) Sex haben.
DVD.
Die deutsche DVD von Sunfilm ist mit deutschem DD 5.1-, 2.0 und DTS-, sowie englischem DD 5.1 und 2.0-Sound ausgestattet. Da akustisch kaum was passiert, sind Dinge wie Dynamik o.ä. kaum feststellbar. Das anamorphe 16:9-Bild ist solide, spielt aber auch kaum eine Rolle, da der Film wie ein TV-Movie ausgeleuchtet ist und auf optische oder gar Action-Extravaganzen komplett verzichtet. Als Extras sind ein US-Kino-Trailer, ein paar Interviews mit Bille August und den Hauptdarstellern und selbstlaufende Texttafeln zu Besetzung und Regie vorhanden. Beides ist ganz informativ, wird aber angesischts des eher konventionellen Films nicht gerade mit prickelnder Spannung angeklickt. Desweiteren finden sich deutschsprachige Trailer von THE THIRD WAVE, THE LOCALS und THE GOOD SHEPHERD auf der technisch sehr ordentlichen DVD.
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