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WORLD INVASION: BATTLE LOS ANGELES - der Titel sagt eigentlich alles, was man über die Geschichte wissen muss: Eine außerirdische Streitmacht greift zeitgleich weltweit verschiedene Städte an und zerstört dabei alles, was ihr in den Weg kommt. Einer dieser Angriffspunkte ist Los Angeles, wo ein Team um Staff Sergeant Michael Nantz (gespielt von Aaron Eckhart) einige Zivilisten aus einer inzwischen hinter den feindlichen Linien liegenden Polizeistation retten soll...
Manchmal fragt man sich, wie das wohl so in Hollywood läuft. Gibt man da irgendwas auf die Kritik oder fällen die Studios ihre Entscheidungen nur mittels Blick auf das Einspielergebnis? Anders ließe es sich nämlich nicht erklären, dass man nach den Katastrophen DARKNESS FALLS und THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE: THE BEGINNING erneut Jonathan Liebesman auf den Regiestuhl gelassen hat. Beide Filme waren qualitativ Totalausfälle, haben aber immerhin für ein Plus in den Kassen der produzierenden Studios gesorgt. Offenbar reicht das dieser Tage aber schon, um es ein drittes Mal versuchen zu dürfen. Gelohnt hat es sich nicht, denn Liebesman macht das, was er am besten kann: als Regisseur versagen. Gut, für die Katastrophe WORLD INVASION: BATTLE LOS ANGELES trägt er nicht die alleinige Verantwortung, sondern wird dabei tatkräftig unterstützt von Drehbuchautor Christopher Bertolini, der seit seinem Erfolg mit dem Skript zu WEHRLOS - DIE TOCHTER DES GENERALS mehr oder weniger in der Versenkung verschwunden war und nun (nach einem TV-Film im vergangenen Jahr) offenbar eine Art Comeback feiert. Ein fragwürdiges allerdings, denn sein Drehbuch ist eine Zumutung. Nicht nur, dass seine Charaktere allesamt den gängigen Klischees entsprechen (beginnend bei Nantz, dem Hauptcharakter, der nur noch einen Tag von seiner Rente entfernt ist, über den jungen Offiziersakademieabsolventen bis hin zum kurz vor der Hochzeit stehenden Soldaten) und genau das tun, was Klischeecharaktere halt so tun, er überfrachtet seine Geschichte um diese seelenlosen Pappkameraden auch noch mit einem Pathos, der an Heldenverklärung und Verehrung für das amerikanische Militär kaum zu überbieten ist.
Und das nervt. Der Film hat schon so enorme Schwierigkeiten damit seinen Zuschauern den Tod von Soldaten emotional näher zu bringen (denn der Tod auf dem Schlachtfeld ist beim Militär schlichtweg sowas wie eine Berufskrankheit), da braucht es nicht noch diesen erdrückenden Militarismus, in dem der Film sich genüsslich suhlt. Vielleicht ist es ein zu harter Vorwurf, aber man wird das Gefühl nicht los, hier einen Durchhaltefilm für die "Jungs" in Afghanistan und im Irak zu sehen. Die fast religiös dahingesagte Formel "Retreat, Hell!", die Darstellung des kleinen Soldatentrupps als entgegen aller Widrigkeiten am Ende doch siegreichen Macht… Alles in diesem Film ist ein Ego-Trip für Militärs, eine soldatische Onanie.
Eingefangen wird das Bild der nie verzagenden Soldaten durch die Kamera von Lukas Ettlin, der eine solide Arbeit abliefert, dem man aber trotzdem gerne mal ein Stativ schenken möchte. Keine Frage, im chaotischen Häuserkampf mit den Aliens wirkt eine wackelige Handkamera realistisch und transportiert gekonnt das Gefühl von Verwirrung und Irritation, aber müssen deshalb die Szenen vor der Invasion - darunter ein kurzer, emotionaler Moment auf einem Friedhof und ein leicht melancholisches Gespräch in einem Büro - wirklich so zappelig gefilmt werden? Das zerstört die Intensität der Szenen und erweckt den Eindruck von style over substance. Allerdings muss man Ettlin zugute halten, dass er bei späteren emotionalen Szenen ein wenig auf die Bremse drückt und sein zoomen, wackeln und an der Schärfe spielen mit etwas mehr Bedacht einsetzt.
Schauspielerisch gibt es weder Lob, noch Tadel, dazu sind die darstellerischen Leistungen einfach zu durchschnittlich. Aaron Eckhart spielt seinen Nantz zwar recht überzeugend, bleibt aber meilenweit hinter seiner Leistung in THE DARK KNIGHT und wirkt komplett austauschbar; Rapper Ne-Yo macht in seinem ersten Actionfilm eine überraschend gute Figur, hat aber leider einen der plattesten Charaktere und Michelle Rodriguez gibt mit gewohnter, aber inzwischen zu oft gesehener Lässigkeit wieder das toughe Mannsweib vom Dienst.
Diese Mittelmäßigkeit setzt sich dann auch im Design der Aliens und ihrer Raumschiffe fort. Abgesehen davon, dass man die Aliens für einen Häuserkampf-Invasionsfilm erschreckend selten oder nur aus großer Entfernung sieht, wirkt deren Design - soweit man das erkennen kann - recht einfallslos. Zwar hat sich auch der verkorkste Bruder im Geiste, SKYLINE, kein Bein beim Design ausgerissen, war aber dennoch konsequenter darin die Aliens und ihre Schiffe auch mal in Nahaufnahme zu zeigen und so den Terror einer Invasion spürbarer zu machen. WORLD INVASION: BATTLE LOS ANGELES will mitten im Chaos und der Auseinandersetzung sein, beschränkt sich aber in den meisten Szenen auf eine Budget-freundliche Distanz zu seinen Monstern. Doch nicht nur das unterscheidet ihn vom thematisch fast identischen SKYLINE, den man hier - trotz aller Kritik an diesem reinen Werbevideo für die Effektfirma seiner beiden Regisseure - wohl als den besseren der beiden Invasionsfilme bezeichnen muss: Anders als in der Schlacht um Los Angeles bleibt der Grund für die Invasion in SKYLINE eher vage. Während in Liebesmans Streifen ein Wissenschaftler nach 2/3 des Films die wahrscheinliche Erklärung für den Krieg um die Erde liefert, hält sich der Film der Gebrüder Strause mit Theorien und Erklärungsansätzen weitestgehend zurück und kann dadurch eine fast mythische Aura um die Aliens aufbauen. Diese wird sogar noch dadurch verstärkt, dass die Aliens mittels einer Art Hypnose und Himmelfahrt Herr über Milliarden von Menschen werden. Das in WORLD INVASION: BATTLE LOS ANGELES gezeigte Abschlachten der menschlichen Rasse ist dagegen reichlich einfallslos.
Aber am Ende wird all die Mittelmäßigkeit, all die Klischeehaftigkeit und das unerträgliche Suhlen in Pathos nichts daran ändern, dass Jonathan Liebesman wieder auf dem Regiestuhl Platz nehmen und seinen nächsten Film verhunzen darf. Immerhin kann er sich jeden Tag sagen, dass er nie aufgegeben habe. Im Sinne dieses Films macht ihn das zu einem Helden.
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