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UNIVERSAL SOLDIER: DAY OF RECKONING (USA 2012)

von Marc Zeller

Original Titel. UNIVERSAL SOLDIER: DAY OF RECKONING
Laufzeit in Minuten. 114

Regie. JOHN HYAMS
Drehbuch. JOHN HYAMS . DOUG MAGNUSON . JON GREENHALGH . MOSHE DIAMANT
Musik. WIL HENDRICKS . MICHAEL KRASSNER . ROBIN VINING
Kamera. YARON LEVY
Schnitt. ANDREW DRAZEK . JOHN HYAMS
Darsteller. JEAN-CLAUDE VAN DAMME . DOLPH LUNDGREN . SCOTT ADKINS . KRISTOPHER VAN VARENBERG u.a.

Review Datum. 2012-09-12
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Bis 2009 war UNIVERSAL SOLDIER eigentlich eine tote Reihe - ursprünglich erfolgreich, mit lauen TV-Fortsetzungen gequält und einem späten, uninspirierten offiziellen Sequel zu Grabe getragen. Dann, zehn Jahre nach UNIVERSAL SOLDIER: THE RETURN, obduzierte John Hyams die Grundidee und hauchte ihr mit dem fulminanten UNIVERSAL SOLDIER: REGENERATION unerwartet frisches Leben ein. Nun geht es weiter, und zwar mit UNIVERSAL SOLDIER: DAY OF RECKONING, dem ersten 3D-Film der Serie.

Schon mal vorweg für alle, die - vom Filmplakat in die Irre geführt - glauben, Jean-Claude Van Damme würde hier eine große Rolle spielen: Tut er nicht. Er tritt höchst selten in Erscheinung, und kämpfen darf er nur einmal im ganzen Film. Auch Dolph Lundgren ist nur in kurzen Abschnitten zu sehen, die eine solche Credit-Prominenz kaum rechtfertigen. Die verhältnismäßig geringe Präsenz der beiden alten Hasen liegt darin begründet, dass sie nicht mehr die UniSols sind, um die es primär geht.

Stattdessen erzählt Hyams, der nach dem 2009er-Relaunch wieder auf dem Regiestuhl saß, die Geschichte von John (Scott Adkins), dessen Familie von Luc Deveraux (Van Damme) bei einem nächtlichen Überfall umgebracht wird. John überlebt schwer verletzt - und schwört nach seiner Genesung Rache am Mörder seiner Frau und seiner Tochter. Er begibt sich auf die Suche nach Deveraux und stellt bald fest, dass er von Visionen und Erinnerungen heimgesucht wird, die er nicht so richtig zuordnen kann. Gejagt von einem schieß- und prügelwütigen Klempner (Andrei Arlovski, der Bösewicht-UniSol aus REGENERATION) und unterstützt von einem geheimnisvollen FBI-Agenten (Rus Blackwell) macht er sich auf den Weg zu einem geheimen Stützpunkt der mittlerweile als Guerilla-Truppe organisierten UniSols. Ihr Anführer: Kein geringerer als Luc Deveraux höchstpersönlich ...

Der scheinbar unmotivierte Mord an Johns Familie, obskure Weggefährten, albtraumhafte Bilder vor dem geistigen Auge: Hyams zieht das nächste Kapitel von UNIVERSAL SOLDIER als mysteriöse Suche nach Antworten auf, in der nicht nur der Protagonist, sondern auch die Zuschauer zunächst völlig im Dunkeln tappen. Mit Stilmitteln des Horrorfilms - düstere Atmosphäre, wummernder Bass, Ego-Perspektive, Schockmomente - versucht UNIVERSAL SOLDIER: DAY OF RECKONING, der Reihe ein ganz neues Gesicht zu geben. Unterstrichen wird der Wandel von für einen Actionstreifen (zu?) hartem Splatter, der in zu Brei geschlagenen Gesichtern, platzenden Köpfen und aufgebohrten Schädeln seinen zweifelhaften Ausdruck findet. Vielleicht soll das ein schweinebrutaler Abgesang auf die gelackten Zeiten der UniSols sein - dazu würde auch die quarkige Anlehnung an APOCALYSPE NOW (!!) passen, die immer wieder aufblitzt -, aber so richtig überzeugen kann die aufgesetzte Rohheit zu keiner Zeit.

Ob man das gut oder schlecht findet, ist an dieser Stelle ohnehin zweitranging, da das größere Problem des Films woanders liegt. Hyams gibt die geradlinige Action, die ja gerade die immense Stärke des Vorgängers war, zugunsten eines eher zweitklassigen, blamabel durchschaubaren Verwirrspiels auf, dessen Berechtigung mehr als fraglich erscheint. Anstatt mit heftigen Fights zu glänzen, langweilt die Jagd nach Luc Deveraux viel zu lange mit unnötigen Seitenschauplätzen, kaum handlungsrelevanten Nebencharakteren und nichtssagenden Dialogen, die den Film auf wenig unterhaltsame zwei Stunden strecken. Da helfen auch die unspektakuläre Autoverfolgungsjagd und einige unmissverständlich als Lückenfüller eingestreute Prügeleien nicht mehr: Hyams hat sich hoffnungslos in sinnlosen, zum Teil nur lose angerissenen Handlungssträngen verzettelt.

Erst gegen Ende, etwa in der letzten halben Stunde, legt der Film richtig los und zeigt mit klasse choreographierten Kämpfen, was hier drin gewesen wäre. Highlight ist sicherlich die lange, ohne Schnitte gedrehte Actionszene in den Gängen des UniSol-Lagers, die qualitativ fast an die ganz ähnlich aufgezogene Sequenz in UNIVERSAL SOLDIER: REGENERATION herankommt.

Die schnarchige erste Hälfte wiegt das starke Finale, in dem endlich auch Van Damme zum Zug kommt, natürlich nicht auf. Aber es nährt wenigstens die Hoffnung, dass die Reihe sich doch noch an die wiedergefundenen Tugenden erinnert und nicht schon wieder in der Versenkung verschwindet. Das heißt, falls nach diesem Firlefanz überhaupt noch jemand eine weitere Fortsetzung sehen will.











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