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UNHOLY WOMEN (Japan 2007)

von Björn Eichstädt

Original Titel. KOWAI ONNA
Laufzeit in Minuten. 107

Regie. KEITA AMEMIYA . TAKUJI SUZUKI . KEISUKE TOYOSHIMA
Drehbuch. KEITA AMEMIYA . TAKUJI SUZUKI . KEISUKE TOYOSHIMA
Musik. GARY ASHIYA
Kamera. nicht bekannt
Schnitt. nicht bekannt
Darsteller. TASUKU EMOTO . TOKIE HIDARI . TERUYUKI KAGAWA . YUKO KOBAYASHI u.a.

Review Datum. 2007-05-05
Kinostart Deutschland. direct-to-video

Der Omnibus-Film ist ein beliebtes Vehikel des japanischen Horrorkinos. Nicht selten dient er dazu, Experimente von Neulingen mit ausformulierten und komprimierten Ansätzen von Regieveteranen zu koppeln, um so kurzweilige Exposés über das Grauen auf der Leinwand abzuliefern. Zuletzt vermochte RAMPO NOIR mit vier Episoden mehr als zu überzeugen. Und UNHOLY WOMEN macht sich auf, die hoch gelegte Messlatte zumindest nur knapp zu unterspringen.

Kurzfilm eins kommt gleich vom "Veteran": Regisseur Keita Amemiya, der bisher mit Filmen wie MOON OVER TAO eher weniger zu überzeugen wusste, beweist mit Rattle Rattle, dass er sein Handwerk durchaus versteht. Ob es sich bei der Episode, die sich mit ihrem Fokus auf ein rasselndes Geräusch als gruseligem Protagonisten recht klar an Mario Bavas Episode Der Wassertropfen aus DIE DREI GESICHTER DER FURCHT anlehnt, um eine Parodie des J-Horrors handelt oder einen ernst gemeinten Beitrag, das bleibt zwar offen. Es spielt allerdings auch keine Rolle: Amemiyas Reise durch die JU-ON-Filme, durch CARNIVAL OF SOULS oder THE SIXTH SENSE, die sich irgendwo in einem J-Paralleluniversum zu LOST HIGHWAY abspielt, ist eine Tour de Force, die den Zuschauer mehr als einmal in die Nähe eines Herzstillstands treibt. Auch wenn sich die Anspannung kurz darauf häufig nur in herzlichem Lachen entlädt. Nicht zuletzt, weil eine böse Höllenhexe nun doch mehr als dämlich böse dreinschauen kann.

Dann folgt mit Hagane einer der besten, absurdesten Beiträge des japanischen Horrorkinos, der jemals das Licht der Welt erblickt hat. Zu fantastischer Thereminmusik (!) trifft sich ein junger Mechaniker, nach sanft erfolgtem Druck, mit der Tochter des Chefs. Das erhoffte romantische Rendezvous wird zunächst zur Überraschung, da der Nachwuchs ein Kartoffelsack (im allerwahrsten Sinne des Wortes) auf sexy Beinen ist, der mit schwarzem Minirock und knallroten Pumps zumindest unterhalb der Gürtellinie an so manches Meisterwerk des Fotografen Guy Bourdin erinnert. Oberhalb ist der Sack ein brodelnder Hort des Ungewissen, ein Wirt von Fleischstücken, tödlichen Schnappmessern und einem mehr als aktiven Verdauungstrakt. Eine irrsinnige Geschichte, die man mit eigenen Augen gesehen haben muss, um zu glauben, dass es sie wirklich gibt.

Mit The Inheritance, der langsamsten und auch schwächsten Episode, endet schließlich der J-Reigen. Eine Mutter kehrt nach der Scheidung mit ihrem kleinen Sohn zurück ins Haus der Großmutter. Dass der Bruder im Alter von sieben Jahren vor vielen Jahren verschwand, dass das alte Speicherhaus eine zentrale Rolle in der Vergangenheit spielte und dass Geisteskrankheit in der Familie eine erbliche Veranlagung zu sein scheint: Alle diese Tatsachen schleichen sich langsam in den Plot, der eher leise, aber trotzdem gruselig, einen der spannendsten J-Horror-Omnibus-Filme der jüngeren Vergangenheit abschließt. Toll, dass die Japaner noch immer mit ihren Grusel-Schockern überraschen können.











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