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Wo ist eigentlich das kompakte 90 Min.-Format abgeblieben? Irgendwie ist es ja schon schwachsinnig, bei Filmen auf die Laufzeit zu achten, aber da seit einiger Zeit auch der hinterletzte Mückenpups zum mindestens zweistündigen Orkan aufgeblasen wird, muss man diese Frage zwangsläufig stellen. Vor allem bei einem Film wie THE CONDEMNED. Ende der 80er wäre das Thema in flotten Eineinhalbstunden durchgezogen worden, jetzt sind's satte 113 Minuten. Allerdings ist fraglich, ob hier wirklich in der Kürze die Würze gelegen hätte, den Scott Wipers Film krankt an noch so einigem anderen.
Es ist ja nicht die schlechteste Sache, dass die "World Wrestling Entertainment" versucht, ihre Stars im Film unterzubringen und dabei vornehmlich auf Genre-Produktionen setzt. Gegen grobschlächtige Muskelpakete haben wir Actionfans ja nichts, allerdings sollten diese dennoch "das gewisse Etwas" mitbringen, und während selbst Kollege John Cena im letztjährigen WWE-Film THE MARINE noch mit einem gewissen spitzbübischen Charme auftrumpfte, wirkt Steve Austin einfach nur wie der Türsteher-Koloss, der Dir gestern Abend den Eintritt in die lokale Bauerndisse verwehrt hat.
Einem Betonpfosten gleich stampft der Mann durch den Film und da - womit wir wieder beim Thema wären - die 113min leider nicht ausschließlich mit knochenbrechenden Fights, Schiessereien und sonstigen Schauwerten gefüllt sind, geht das mit der Zeit ganz schön auf die Eier, zudem - auch hier ein Unterschied zu THE MARINE - leider auch die Mitspieler nichts hermachen. Robert Mammone als ewig in Bildschirme glotzender Widerling erinnert unangenehm an Timothy Olyphant in STIRB LANGSAM 4.0, der Rest ist einfach nur anwesend, ausgerechnet Vinnie Jones als Psychopath bringt noch etwas Licht ins darstellerische Dunkel, auch wenn einem einmal mehr das Gefühl beschleicht, der gute Mann spiele im Grunde genommen nur sich selbst.
Leider versemmelt Wipers Film auch den durchaus interessanten RUNNING MAN / BATTLE ROYALE-Plot (zehn zum Tode verurteilte Schwerbrecher müssen mit einer Bombe am Bein gegeneinander kämpfen, dem Gewinner winken Freiheit inkl. Geld, übertragen wird das Gemetzel im Internet): THE CONDEMNED wartet im letzten Drittel mit einer aufgesetzten Medienschelte auf, die so dusslig und in diesem Umfeld so deplaziert ist, dass sich einem vor Pein die Hodensäcke zusammenziehen.
Die Blutdurst der Zuschauer wird da angeprangert und hinterfragt, allerdings interessiert sich das dumme Werk für nichts anderes, die Charaktere werden dem Zuschauer kein bisschen nahe gebracht (der hauchzarte Versuch, zumindest Austins Figur etwas zu vertiefen, geht aufgrund unterirdischer Schauspielkunst flöten), als Höhepunkt dient einzig und allein die nicht gerade unbrutale, aber stets gefällig inszenierte Action. Wenn am Anfang die Gefangenen abgeworfen werden und einer versehentlich auf einem spitzen Felsen landet, was mit einem "Oops" kommentiert wird, weiß man wo der Hammer hängt. Gewalt ja, gerne, aber immer in schönen Bilder und mit einem Schuss angesagtem Salonzynismus. Konsequenterweise schaltet der Film da, wo's wirklich hart wird (die Vergewaltigung oder die explodierenden Leiber) in den Weichspülmodus. Und gerade aus diesen Gründen mutet die Moralkeule höchst sonderbar an: Es ist fast ein bisschen so, als ob Wiper und seine Co-Autoren den Zuschauer fragen, wieso der sich ihren Scheißfilm überhaupt anschaut.
Nun, ich wüsste so oder so keine Antwort. Offenbar haben wirklich nur noch die Asiaten die Eier, so einen Plot konsequent durchzuziehen.
THE CONDEMNED sind hier leider nur die Zuschauer!
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