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SAW V (USA 2008)

von Peter Martin

Original Titel. SAW V
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. DAVID HACKL
Drehbuch. PATRICK MELTON . MARCUS DUNSTAN
Musik. CHARLIE CLOUSER
Kamera. DAVID A. ARMSTRONG
Schnitt. KEVIN GREUTERT
Darsteller. TOBIN BELL . COSTAS MANDYLOR . SCOTT PATTERSON . BETSY RUSSELL u.a.

Review Datum. 2008-11-06
Kinostart Deutschland. 2009-01-15

SAW V besteht ausschließlich aus Einführung ohne Auflösung. 90 Minuten Vorspiel, um dann in die Kälte rausgeschmissen zu werden, wo Du, die Hose in den Kniekehlen, in Richtung nächstbeste kalte Dusche losrennst.

Wie versaut man eine Serie wie SAW? Nach dem seltsam widerlichen und beunruhigenden Original folgten die ersten zwei Fortsetzungen den universellen Gesetzen des Horror-Franchise: Mach's schnell, mach's billig, aber sorg dafür, daß der Body Count stetig steigt und inszenier die Tötungsszenen um Gottes Willen bloß so, dass die Fans darüber reden müssen.

Der gute alte Jigsaw (Tobin Bell) schien, genau wie seine Komplizin Amanda (Shawnee Smith) am Ende von SAW III mausetot zu sein, aber offenbar war es ihm ein leichtes, vor seinem Ableben noch Unmengen von allgemein gehaltenen Videobändern aufzunehmen, mit denen er Sündern (und Kinobesuchern) noch jahrelang Angst und Schrecken einjagen können würde.

SAW IV hatte die Eier, mit Jigsaws Autopsie anzufangen, sein Hirn freizulegen und seinen Körper aufzuschlitzen, um so ein weiteres höllisches Tape freizulegen. Aha! - Der muß wohl tot sein, sagte man sich. Sicherlich, wir befinden uns in der Ära nach HALLOWEEN (Jaohn Carpenter), und dort ist kein Killer, der was auf sich hält, wirklich tot; es gibt immer die Möglichkeit der Reanimation, Widererweckung, Wiederbelebung. Also mußte man schon den Film durchstehen um zu erfahren, daß Jigsaw zwar tot ist, aber die Story nichts weiter bringt, als seine Vergangenheit umzudeuten, um so eine unnötige Herkunftsgeschichte für Jigsaw aus den Fingern zu saugen.

Wie die meisten Mörder auf der Kinoleinwand ist Jigsaw als eine undefinierte Quelle des reinen Bösen wesentlich bedrohlicher. Sobald Erklärungen und Begründungen für die Figur gefunden werden, scheint er wesentlich menschlicher und weniger gefährlich zu sein, ja sogar einen gewissen Grad unseres Mitleids zu verdienen. Weiter in dieser Richtung liegen dann auch coole Sprüche und Talkshow-Auftritte, und bevor man sich versieht, ist SAW zum Broadwaymusical geworden.

Das mag bei anderen Horrorhelden funktionieren, aber SAW braucht einen im Kern durchtriebenen, tödlichen und kaputten Jigsaw, und sein Nachfolger sollte zumindest ein kriminelles Scheusal sein. Stattdessen sitzen wir nun da mit dem Forensiker Mark Hoffman (Costas Mandylor) aus SAW IV, ganz sicher eine der langweiligsten Entscheidungen, die man hätte treffen können. Vielleicht wäre mit der Figur noch etwas anzufangen gewesen, hätten sich die Filmemacher nicht für Mandylor entschieden - ein ausdrucksloser Klotz aus sich langsam ausdehnenden Fleisch, den man in den meisten seiner Szenen nicht von einem Möbelstück unterscheiden kann.

So sehen wir also endlosen Sequenzen entgegen, in denen Jigsaw mit seiner Flüsterstimme und seinem milden Gesicht seinem Schüler Hoffman, ebenfalls mit Flüsterstimme und mildem Gesicht, den Unterschied zwischen Rache und Rehabilitierung erklärt. SAW V will Hoffman unbedingt eine komplette Hintergrundstory verpassen, bevor seine tatsächliche Story (in der er weitere Leute testet, die nicht ausreichend dankbar für das Geschenk des Lebens sind) irgendwohin führt.

Die neuen "Testanordnungen" gelten fünf gut angezogenen Profis, die irgendwie miteinander verbunden sind und zusammenarbeiten müssen, um Jigsaws Todesfallen zu entgehen. Die Fallen setzen weniger auf Folter als auf schnelle Tode, obwohl eine von ihnen so einiges an qualvollem Geschrei und Blutvergießen verursacht. Die Profis mögen schicker aussehen als viele ihrer Vorgänger, aber man kann sich sicher sein, daß aus ihnen dreckige, wimmernde arme Schweine werden.

Die Filmemacher sind freundlich genug, uns die wichtigsten Handlungsstränge der ersten vier Filme nachzuerzählen - weniger, weil dieser Film das nötig hätte, sondern aus reinem Dienst am Kunden. Mit einem neuen SAW-Film jedes Jahr ist es schwer genug, den Überblick über die Story und ihre Figuren zu behalten, also hat man sich bei SAW V entschieden, es für alle einfacher zu machen und die Geschichte mal lieber nicht voranzutreiben. Dann mal lieber bis SAW VI warten, um herauszufinden, ob Hoffman dieselben Fehler wie Amanda macht oder ob er wirklich in Jigsaws Fußstapfen treten kann.

Denn letzten Endes ist es ja so: So lange man Fallen, Tode, Körperflüssigkeiten und Tobin Bell hat, ist der SAW-Film doch fertig, oder?











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