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SAW IV (USA 2007)

von Martin Eberle

Original Titel. SAW IV
Laufzeit in Minuten. 95

Regie. DARREN LYNN BOUSMAN
Drehbuch. PATRICK MELTON . MARCUS DUNSTAN . THOMAS FENTON
Musik. CHARLIE CLOUSER
Kamera. DAVID A. ARMSTRONG
Schnitt. KEVIN GREUTERT
Darsteller. TOBIN BELL . COSTAS MANDYLOR . SCOTT PATTERSON . BETSY RUSSELL u.a.

Review Datum. 2007-11-23
Kinostart Deutschland. 2008-02-07

SAW IV pretends to be a movie. But it is a waste of time. You can watch it. Or you can do something usefull like sitting in a corner or doing the dishes. Make your choice

Das SAW-Franchise funktioniert gut. Seit 2003 rollt der Rubel. Weit über 400 Millionen Dollar haben die vier Teile in den letzten 4 Jahren eingefahren. Wie kommt das? Nun, die SAW-Reihe simuliert sophistication und smartness, ist in Wahrheit aber dumm. Also kann sich der Zuschauer zurücklehnen und, wenn er gestört genug ist, sich an Grausamkeiten laben.

In der SAW-Produktreihe wird eine Dilemma-Situation erzeugt. Die Opfer, die sich Jigsaw, quasi ein perfider Erzieher, krallt, werden mit üblen Folter-und Mordinstrumenten immer vor eine Wahl gestellt, die für ihre leibliche Unversehrtheit grausig endet. Gerne auch mit dem Tod.
Die Inszenierung ist sadistisch. Völlig empathielos werden unterentwickelte Figuren in überentwickelte Konstrukte geschnallt, die dann blutig in Bewegung geraten. Das ist sehr, sehr hässlich. Denn der Schrecken wird zum reinen Schauwert, der Film zum Gewaltporno. Der Plot, der, ein ehernes Gesetz, immer Versatzstücke von guten Ideen sofort dem oberflächlichem Reiz opfert, ist dabei nur die mühselige Verbrämung eines armseligen Menschenbildes. Mit einer Moral aus der Holzschnittwerkstatt und der Psychologie aus der Hasenschule verdient auch die aktuelle Folge der SAW-Reihe kaum die Bezeichnung "Horror-Film". Denn Horror, das Spiel mit den Urängsten des Menschen, ist ein starkes Instrument, sich zu seiner Welt, seiner Zeit, zu positionieren. Das können die Produktgestalter der SAW-Reihe nicht. Sie inszenieren schlicht um Foltermomente herum und bedienen sich fader Mittel. Gerne genommen: die doofe Rückblende. Die ist hier so platt und simpel eingebaut, man kann sicher sein, dass kein Story-Liner sein rares Bregenschmalz vergeuden musste. Für die ganz Doofen gibt es dann noch die Wiederholung, eine schnell zusammengeheckselte Kurzzusammenfassung des vorher Geschehenen und Gesehenen. Stilistisch bleibt sich das SAW-Universum also treu. Verhackstückung, sowohl des Plots als auch der Protagonisten. Statt beklemmender Story oder ambivalenten Figuren gibt es eine auf den offensichtlichsten Effekt setzende, schnell geschnittene Ödnis. Schon der erste Teil wurde im Schnitt zappelig-dumm zusammen geschnipselt, auch der achte Teil (ca. 2011) wird auf dieses Framegefucke setzen.

So richtig mies und perfide wird es allerdings besonders dann, wenn sich diese schmierige Sadismus-Sauce auch noch einer minderbemittelten Stammtischmoral bedient. Junkie, Kinderverschläger und Vergewaltiger werden im Spiel des als Herrenmenschen inszenierten Killers Jigsaw also nur einer gerechten Strafe zugeführt. Bedrückend, sich das Welt- und Menschenbild dieser bieder-hippen Filmemacher auszumalen.

Eines leistet damit SAW IV auf alle Fälle. Das Produkt ist idealtypisch für die akute Misere des Horrorfilms. Menschenfeindlichkeit, ein hedonistischer Genuss an Gewalt, vor allem Desinteresse am Menschen.

Kein Problem, so lange vereinzelt Verstörte sich daran delektieren. Nur der Erfolg macht so langsam Angst.











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