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RAMPAGE (Kanada/Deutschland 2009)

von Thorsten Hanisch

Original Titel. RAMPAGE
Laufzeit in Minuten. 85

Regie. UWE BOLL
Drehbuch. UWE BOLL
Musik. JESSICA DE ROOIJ
Kamera. MATHIAS NEUMANN
Schnitt. THOMAS SABINSKY
Darsteller. BRENDAN FLETCHER . SHAUN SIPOS . LYNDA BOYD . ROBERT CLARKE u.a.

Review Datum. 2010-04-24
Kinostart Deutschland. 2010-04-29

Es ist schon ein Ding. Da läuft der Abspann vom neuen Uwe Boll-Film RAMPAGE und alles was mir in den Sinn kommt ist "Wow!". Ja, "Wow!". Die traurige Erkenntnis, schon wieder neunzig Minuten verplempert zu haben, bleibt aus. Das mühsame Suchen von Entschuldigungen, wieso sich das jetzt irgendwie, irgendwo doch gelohnt haben könnte, ist hinfällig. Sicher, Boll war nie der schlechteste Regisseur der Welt, das ist Bullshit und wurde auf diesen Seiten schon häufig abgestritten, doch, mal ehrlich, so richtig hat unterm Strich auch keiner mit Uwe gerechnet.

Der Plot ist schnell erzählt: Der mit knapp 72 Minuten Nettolaufzeit überraschend kurze Film handelt von einem jungen Mann mit Namen Bill. Bill hat die Schnauze voll von alles und jedem. Und sorgt auf eigenwillige Art für Frustabbau: Er baut sich einen kugelsicheren Kevlar-Anzug und startet bis an die Zähne bewaffnet einen gnadenlosen Amoklauf...

Nach dem Einschalten möchte man eigentlich auch gleich wieder ausschalten: Eine unbeholfene Kamera und lausige Dialoge lassen Schlimmes vermuten. Doch plötzlich – PENG – hat der Film einen im Griff, was zum einen am äußerst überzeugenden Brendan Fletcher in der Hauptrolle liegt und zum anderen an Boll, der hier erstmals extrem auf den Punkt arbeitet und Sinn für Timing beweist. In der ersten Hälfte baut RAMPAGE mittels Zeitsprüngen recht geschickt Spannung auf, die sich dann in einem kompetent inszenierten Action-Gewitter entlädt. Auch hier überrascht der einstige Trash-Meister: Während zu SEED-Zeiten noch auf Teufel komm raus geschockt wurde und POSTAL in erster Linie auf Tabubruch als auf funktionierende Gags aus war, verkneift sich der Doktor hier die ganz großen Entgleisungen. RAMPAGE ist hart, aber nicht geschmacklos. Und das gilt auch für den – ja, richtig gelesen – Humor des Films: Bei seiner Tournee durch die Stadt besucht Amokläufer Bill auch das örtliche Bingo-Center und findet sich inmitten hochkonzentrierter Senioren wieder. Ein großer Moment des Films, ein weiterer folgt am Ende, wenn das Geschehen in einen galligen (vielleicht nicht wirklich durchdachten, aber wirkungsvollen) Überraschungstwist kulminiert, den man so nicht unbedingt erwartet hätte und schon gar nicht in einem Boll-Film. Über schlussendlichen Sinn und Unsinn von RAMPAGE lässt sich streiten, dass Boll ein hochsensibles Thema für Action und einen sarkastischen Schlussgag nutzt wird nicht unbedingt überall für Glückseligkeit sorgen, anderseits hat Boll was zu sagen und das ist in dieser Konsequenz immer noch besser als die Leere die einem von so mancher Multiplex-Leinwand entgegenstrahlt.

Während ein Hollywood-Popanz wie Kevin Smith, dessen Umgang mit Kritik Bolls bisheriger Art mit Schmähungen fertig zu werden, nicht ganz unähnlich ist, sich in immer jämmerlicheren "Keiner hat mich lieb"-Selbstmitleidsbekundungen ergeht, will Boll seinen Kritikern zukünftig wohl nicht mehr nur im Boxring zeigen, wer der Herr im Haus ist und liefert mit RAMPAGE seinen bisher besten Film ab. Es ist kaum zu glauben, aber mit Boll wird künftig zu rechnen sein!











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