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LYNCH (USA 2007)

von Björn Eichstädt

Original Titel. LYNCH
Laufzeit in Minuten. 84

Regie. BLACKANDWHITE
Drehbuch. nicht bekannt
Musik. SUNE MARTIN . BOSS WHITLEY
Kamera. MORTEN SOBORG
Schnitt. nicht bekannt
Darsteller. DAVID LYNCH . FILIP PATELA . KRYSZTOF MAJCHRZAK . WERONIKA ROSATI u.a.

Review Datum. 2007-06-30
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Wer David Lynch lange Jahre dafür liebte, dass er ein Mann im Hintergrund blieb, dass gerade seine Abwesenheit, seine Verweigerung der öffentlichen Äußerung, sein Verschwinden hinter dem Werk den roten Vorhang des Geheimnisses um seine künstlerische Arbeit wehen ließ, der wird LYNCH schlicht hassen. Und auch wer sich in den letzten Monaten intensiv mit David Lynch und seiner plötzlichen Zuneigung zur Publizität befasst hat und sich damit vielleicht sogar anfreunden konnte, wird dem Dokumentarstreifen nichts Fesselndes abgewinnen können. Denn weder liefert dessen Rezeption auch nur im Ansatz neue Erkenntnisse über das hermetische Werk des Auteurs, noch erzählt LYNCH irgendetwas, das man in den vergangenen Monaten nicht in Lynchs Buch Catching the Big Fish oder seinen zahllosen Interviews zu INLAND EMPIREhätte nachlesen können. Von einer aufmerksamen Betrachtung seines bildnerisch-künstlerischen Werkes im Rahmen von The Air Is On Fire mal ganz zu schweigen.

Was also ist LYNCH? Nun: Für einen Film von unter anderhalb Stunden, der aus angeblich 700 Stunden Ausgangsmaterial zusammengeschnitten wurde, ist das Werk vor allem ein erschreckend uninspiriertes und langatmiges Mischmasch aus Stilmitteln, Stimmungen und Situationen. Der Mensch David Lynch - bei der Arbeit, beim Rauchen, am Set - soll hier im Mittelpunkt stehen. Allein: Über den Menschen erfährt der Zuschauer schlicht nichts. Von Minute zu Minute wächst die Langeweile, die dieses Fanboy-Potpourri auf die Leinwand bringt; die wenigen interessanten Einstellungen und Momente ertrinken in einem Meer von digitalen Artefakten, die in der Bildsprache ihren Protagonisten zwar zu kopieren suchen, daran aber schlicht und ergreifend zu einhundert Prozent scheitern.

Was bleibt ist das, was bei überambitionierten Werken mit kultisch verehrtem Betrachtungsgegenstand so häufig unter dem Strich steht: ein manchmal schon fast peinliches Abfilmen des Götzen, ein Versuch dessen Genialität im eigenen Werk zu spiegeln, ein Endergebnis, das gerade noch für den fanatischen Komplettisten von Interesse sein kann, weil es mit uninteressantem Insiderwissen um sich wirft, ohne dem Kern der Sache auch nur einen Millimeter näher zu kommen. Das alles scheint umso dramatischer, als es sich bei dem Regisseur, der sich zu Recht hinter einem Pseudonym versteckt, um einen engen Vertrauten Lynchs handeln soll. Doch manche Leute sind zu Recht Assistenten, während die anderen ein Werk von Bedeutung schaffen. Das ist der Lauf der Welt, die nach ein paar weiteren Umdrehungen den Film LYNCH wahrscheinlich hinter einem roten Vorhang vergessen haben wird.











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