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THE LAST STAND (USA 2013)

von Benjamin Hahn

Original Titel. THE LAST STAND
Laufzeit in Minuten. 107

Regie. JEE-WOON KIM
Drehbuch. ANDREW KNAUER . JEFFREY NACHMANOFF . GEORGE NOLFI
Musik. MOWG
Kamera. JI-YONG KIM
Schnitt. STEVEN KEMPER
Darsteller. ARNOLD SCHWARZENEGGER . FOREST WHITAKER . JAIMIE ALEXANDER . JOHNNY KNOXVILLE u.a.

Review Datum. 2013-01-29
Kinostart Deutschland. 2013-01-31

Arnie is back! Gute zehn Jahre sind seit der letzten Kinohauptrolle vergangen, doch jetzt meldet sich Arnold Schwarzenegger mit THE LAST STAND wieder als tragender Schauspieler zurück. Das Ergebnis ist ein Film, den man wohl bestens als ALARM FÜR COBRA 11 - THE AMERICAN EDITION bezeichnen könnte.

Es ist allerdings nicht die Geschichte des Films, die Erinnerungen an das deutsche Action-Trash-Format wachruft, denn die ist typisch amerikanisch: Schwarzenegger spielt einen ins Alter gekommenen Polizisten, der sich nach einigen Jahren Dienst in Los Angeles in das beschauliche Städtchen Sommerton an der Grenze zu Mexiko versetzen ließ. Einestages geht im weit entfernten Las Vegas die Verlegung eines Drogenbosses schief. Dieser kann, gemeinsam mit einer als Geisel genommenen FBI-Agentin, in einem rasanten Sportwagen fliehen und will genau im verschlafenen Sommerton die Grenze passieren.

Doch obwohl die Geschichte um den Outlaw und die Hüter des Gesetzes, die in einem fast schon auf der Zeit gefallenen Wüstenkaff aufeinandertreffen, sehr an Westernklischees erinnern, inszeniert Regisseur Jee-woo Kim den Film eher als eine moderne, temporeiche Hommage an das wohl amerikanischste aller Filmgenre. Dass sich ausgerechnet ein ausländischer Regisseur bei seinem Hollywood-Debüt zu so einem Schritt entschließt, mag zwar auf den ersten Blick überraschen. Wirklich erstaunlich ist es jedoch nicht, denn der Südkoreaner hat schon in den vergangenen Jahren mit I SAW THE DEVIL und A TALE OF TWO SISTERS unter Beweis gestellt, dass er ein Meister des Genrekinos ist. Was liegt da näher als in den USA einen Film in jenem Genre zu machen, das wie kein zweites für die (Film-)Geschichte der Vereinigten Staaten steht?

Diese Aufgabe löst er zwar nicht perfekt, dennoch aber ist THE LAST STAND ein gelungener Actionfilm und ein würdiges Comeback für Arnold Schwarzenegger. Das liegt zum einen natürlich am Österreicher selbst, der hier zwischen Ernst und Selbstironie changiert, dabei aber nie ins Klamaukige abdriftet. Zum anderen ist sich der Film aber auch selbst der Tatsache bewusst, dass er nie mehr ist als ein humorvoller Spaßactioner für Zwischendurch. Erwartet man von Arnies Comeback ein furioses Meisterwerk, so wird man sicherlich ein wenig enttäuscht den Kinosaal verlassen. Wer sich aber darauf einstellen kann, dass er hier eben "nur" eine "normale" Actionkomödie zu sehen bekommt, der wird hier einen der besseren Vertreter vorgesetzt bekommen - und zugleich noch einen ganz charmanten Neo-Western, der das klassische Personal seines Sujets mit dem eines 80er-Jahre-Actioners kreuzt. Dass das wirklich viel Spaß machen kann, davon sollte sich jeder selbst überzeugen!

Reden wir aber zum Schluss noch über ein speziell deutsches Problem: Die Kürzung. 22 Sekunden fehlen der deutschen Kinofassung, damit der Film im Kino mit einer FSK 16 laufen kann. Die ungekürzte Fassung soll dann später auf Heimkinomedien nachgeschoben werden. Das ist alles andere als optimal. Einerseits gibt es nicht gerade wenige Actionfilm-Fans in der Zielgruppe, die man genau damit verprellt (womit sich der zusätzliche Gewinn durch die geringere Freigabe auch schon wieder relativiert). Andererseits fühlt man sich, obwohl es hier nur um rein kapitalistische Gründe geht, irgendwie doch auch bevormundet.

Aber nicht der Verleih soll an dieser Stelle gescholten werden, sondern die FSK. Denn THE LAST STAND ist nicht nur ein blutiger Film, sondern auch ein deutlich konservativer US-Film, der in der Tradition des Westerns steht. Deshalb übernimmt er auch die erst in den letzten Monaten bröckelnde Waffenmentalität der USA. Schießeisen sind hier nicht bloße Notwendigkeit, sondern sie werden zum treuen Weggefährten, zur Geliebten, zum Teil der eigenen Persönlichkeit.

THE LAST STAND ist kein Werbevideo der NRA, aber seine Obsession für Waffen - je größer, desto besser - will der Film auch nicht verstecken. Warum aber nun diese Geisteshaltung, die für eine Welt steht, in der Schusswaffen nicht nur gut und nützlich, sondern Bestandteil der eigenen Selbstwahrnehmung sind, für 16-Jährige besser verträglich sein soll als 22 Sekunden blutspritzender Schusswunden, lässt sich kaum nachvollziehen.

Es erscheint schlichtweg unlogisch, dass ein Film mit der Haltung "Waffen sind toll" ab 16 Jahren freigegeben wird, aber dann für das Aufzeigen der Konsequenzen dieser Haltung auf einmal mit einer höheren Freigabe bestraft wird. Die britische BBFC hat THE LAST STAND übrigens ab 15 freigegeben. Ungeschnitten.











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