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THE HITCHER (USA 2007)

von Martin Eberle

Original Titel. THE HITCHER
Laufzeit in Minuten. 84

Regie. DAVE MEYERS
Drehbuch. ERIC RED . JAKE WADE WALL
Musik. STEVE JABLONSKY
Kamera. JAMES HAWKINSON
Schnitt. JIM MAY
Darsteller. SEAN BEAN . SOPHIA BUSH . ZACHARY KNIGHTON . NEAL MCDONOUGH u.a.

Review Datum. 2007-02-21
Kinostart Deutschland. 2007-03-01

Die Ausgangslage ist einfach: ein freundlicher junger Mann nimmt in einer verregneten Nacht einen Anhalter mit. Und dann geht's los: der serienmordende Tramper John Ryder (Rutger Hauer in seiner besten Rolle) geht in den Clinch mit seiner Fahrgelegenheit Jim (C. Thomas Howell), den er aber dann doch nicht einfach nur umbringt, wie alle anderen Opfer vor und nach ihm, sondern ihn in seine Morde entlang des Highways hineinzieht: Ryder inszeniert sie so, dass der harmlose Jim als Täter erscheint.

Das ist das Original, von 1986, geschrieben von Eric Red, inszeniert von Robert Harmon. Der Film ist ein Kleinod der Filmgeschichte, ein drastisches Kammerspiel zwischen einem zauderhaften Jungmann und einem mysteriösen Killer, dessen Inszenierungen, so blutig sie auch sind, wie ein Flirt wirken, wie der Versuch einer zarten Annäherung. Der mysteriöse Hitcher provoziert eine seltsame Beziehung zu seinem Opfer, seine Motivation, seine Geschichte bleiben unklar.

Der freundliche warme Farbton, in dem der Film gehalten ist, strahlt schön gegen das Gefühl der totalen Vereinzelung, dem Ausgeliefertsein in der ewigen Weite der amerikanischen Wüstenlandschaft, der absoluten Kälte, in die diese Welt getaucht ist. Hitchcock hätte es nicht besser machen können. Und dann auch noch die bitterste Schwarzblende, die die Filmgeschichte kennt! Ein heftiger Film.
Verstörend. Irritierend. Toll. Perfekt.

Die Welt braucht also keine Neuverfilmung.

Die gibt es nun aber doch, wohl weil Produzent Michael Bay, der sich schon seit je her ein goldenes Näschen mit Grützwurst verdient (THE ROCK, ARMAGEDDON, PEARL HARBOUR u.s.w.u.s.f.), das offensichtliche Potenzial des Stoffes zweitverwursten möchte: THE HITCHER von 1986 ist nicht einfach konsumabel. Zu irritierend, zu verstörend, zu kalt. Die Kids kommen mit brutalisiertem Mainstreamgore wie der HOSTEL- oder der SAW-Serie, also der Anneinanderreihung sinnloser Schauwerte, viel, viel besser klar als mit einem beängstigenden Einsamkeitsgefühl. So zumindest in der Theorie.

Wer würde sich aber auf so eine unsinnige Aufgabe einlassen, Perfektion verbessern zu wollen? Die alten Filmfüchse sind natürlich viel zu smart, sich an einem zum Scheitern verurteilten Projekt die Finger zu verbrennen. Also hat sich Bay junge Filmhäschen gesucht, die nichts zu verlieren haben: Regie führte z.B. der Werbe- und Videoclip-Regisseur Dave Meyers (z.B. für Pink, OutKast, Kid Rock, Britney Spears u.v.m.). Eine gute Wahl, solide durchinszeniert und nett anzuschauen merkt man ihm den Ultrakurzfilmer nicht an.

Drehbuchautor Jake Wade Wall hat da eine viel undankbarere Rolle. Das macht ihm aber nichts aus, hat er sich doch schon mal als komplett schmerzfrei qualifiziert. Bereits das Remake von WHEN A STRANGER CALLS ist von ihm herzlos und gründlich gegen die Wand gefahren worden. Und auch beim HITCHER gibt er sich gnadenlos sinnfrei. Das Grundelement der Spannung, die Beziehung zwischen dem Hitcher und seinem Fahrer, fliegt einfach raus. Statt dessen lässt sich John Ryder anno 2007 von einem goldigen Studentenpärchen mitnehmen. Niedlich, die beiden, wirklich hübsch. Aber für den Film eine Weichspülung sonder gleichen. Die Intensität einer völlig verfahrenen Zweierbeziehung hat einfach eine andere Qualität als diese unentschlossene ménage à trois.

Einziger Bonus der Neuverfilmung: das coole Auto, in dem der Hitcher von den zwei süssen Hasenkindern mitgenommen wird, ein 1977er Oldsmobile 422. Dieses Detail war den Filmemachern wichtig und soll als ihr Vermächtnis an die Welt gelten. Das gehaltvollere Filmwerk ist 20 Jahre älter und bleibt unübertroffen.











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