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THE HIDEOUT (Italien/USA 2007)

von Björn Eichstädt

Original Titel. IL NASCONDIGLIO
Laufzeit in Minuten. 100

Regie. PUPI AVATI
Drehbuch. PUPI AVATI . FRANCESCO MARCUCCI
Musik. RIZ ORTOLANI
Kamera. CESARE BASTELLI
Schnitt. nicht bekannt
Darsteller. LAURA MORANTE . RITA TUSHINGHAM . TREAT WILLIAMS . BURT YOUNG u.a.

Review Datum. 2008-03-27
Kinostart Deutschland. nicht bekannt

Was die italienischen Genre-Altmeister in letzter Zeit anfassten, das hatte oft höchstens den Charme zerkochter Spaghetti. Allen voran Dario Argento, der den Ruf des Giallo und Italo-Horrors so tief in den Dreck zog, dass es wirklich wehtut. Aber auch Kollegen wie Lamberto Bava bekleckern sich derzeit nicht gerade mit Ruhm, während sich Vater Mario oder Lucio Fulci im Grabe herumdrehen. Nun kommt mit Pupi Avati der Macher von THE HOUSE WITH THE LAUGHING WINDOWS und ZEDER zurück - zweier Titel, bei denen die Augen echter Italo-Filmfans zu leuchten beginnen. Denn bei beiden Filmen handelt es sich um meilenweit herausragende Werke des italienischen Horror- und Giallo-Genres. Später wandte sich ihr heute 69-jähriger Regisseur allerdings vom Genrefilm ab und wurde ein allgemein akzeptierter Auteur, der fortan die großen Filmfestivals dieser Welt mit seiner Anwesenheit und die Arthouse-Fans mit seinen Filmen beglückte.

Doch so ganz hat Avati das Horrorgenre scheinbar nicht losgelassen. Und so liefert Avati den frühen Fans im senioren Alter tatsächlich noch so etwas wie die inoffizielle Fortsetzung von THE HOUSE WITH THE LAUGHING WINDOWS, an der ganz nebenbei so spannende Protagonisten wie CANNIBAL HOLOCAUST-Komponist Riz Ortolani oder der ROCKY Loser Burt Young beteiligt sind. Vorfreude ist da sicherlich die größte Freude. Denn allein die personelle Aufstellung ist eine Wucht. Doch auch Befürchtungen sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Vielleicht gerade deshalb, weil man als Rezipient dazu neigt, die komplette Bande der Italo-Recken in Sippenhaft zu nehmen. Avati / Ortolani = Argento / Simonetti?

Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Und so hofft man sich durch die erste halbe Stunde, konfrontiert mit einem Film, der zunächst auf ganzer Linie zu versagen scheint. Die klassische Haunted-House-Story um eine Italienerin, die in einem abgelegenen Schlösschen am Rande von Davenport, Iowa, ein Restaurant eröffnen will und dabei von der Vergangenheit des Hauses eingeholt wird, zieht sich erstmal wie verdorbener Käse auf einer kalten Pizza. Alles ist reines Klischee; das Gebälk knarrt, 50 Jahre alte Frühstückseier kullern lautstark die Holztreppen hinunter, Kinderstimmen singen im Wind und die Lichter flackern bedrohlich. Mario Bavas Schock-Ideen der 60er Jahre wirken alt und abgeschmackt in ihrem Avati-Remix. Natürlich gibt es auch noch einen Priester; und wer abends mit dem Auto nach Hause kommt, erreicht das traute Heim in dickem Nebel.

Doch nach dem scheinbar komplett missratenen und furchtbar lahmen Einstieg kommt THE HIDEOUT plötzlich ganz überraschend in Fahrt: Was erst wie ein langweiliger Gruselstreifen wirkt, gerät zum investigativen Giallo mit Schockelementen und interessanten Charakteren. Denn natürlich haben die scheinbar übersinnlichen Ereignisse ihre Basis in der Realität, die sich hinter den notdürftig tapezierten Wänden des alten Gemäuers versteckt hält. Und auch die Bewohner von Davenport scheinen mehr zu wissen, als sie zunächst preisgeben möchten. Intrigen, Mobbing, Schatten der Vergangenheit: Das sind die Zutaten für das schmackhafte Menü, das sich bis zum obligatorischen Nachtisch kontinuierlich zu steigern vermag. Pupi Avati setzt auf das Sitzfleisch seiner Zuschauer - das war schon bei den "Vorgängern" kaum anders. Wer bereits zu Anfang die Geduld verloren hat, verpasst am Ende wirklich einiges. Zwar kann Avatis Comeback nicht mit der Rückkehr von amerikanischen Altmeistern wie William Friedkin mithalten. Seine Landsleute übertrumpft der italienische Altmeister aber locker. Pupi Avati ist zurück - und erinnert daran, dass er zu den Besten seiner Zunft gehört.











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