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GESPRÄCHE

Björn Eichstädt im Gespräch mit Lamberto Bava

Lamberto Bava Der 1944 geborene Lamberto Bava stellt die dritte Generation einer Filmdynastie dar. Vor allem sein Vater Mario Bava hat den Ruf der Familie in aller Welt gefestigt. Und auch Lambertos Karriere grundlegend geprägt. Der Regisseur arbeitete von den 60ern bis in die späten 70er Jahre als Assistent seines Vaters und hat sich seit 1980 in den gleichen Genres, dem Horrorfilm, dem Giallo und dem Fantasy-Film einen Namen gemacht.

Vor allem seine Gialli und Horrorwerke wie A BLADE IN THE DARK oder DEMONI gehören heute zum Standardrepertoir des italienischen Kinos. Doch auch im Fernsehen hat Bava mit Serien wie PRINZESSIN FANTAGHIRÒ seine Spuren hinterlassen. Vor kurzem beendete er die Dreharbeiten an seinem neuen Kinofilm GHOST SON.

Das Gespräch.

Herr Bava, Sie haben in den 60ern als Regieassistent Ihres Vaters Mario Bava begonnen. Bis zu seinem letzten Film SHOCK haben Sie ihn bei seinen Filmen begleitet. Was ist das wichtigste, das Ihnen Ihr Vater für Ihre eigenen Filme mitgegeben hat?
    Ich habe meinem Vater zunächst bei PLANET DER VAMPIRE assistiert. Wenn ich 25 Jahre nach dem Tod meines Vaters auf die gemeinsame Arbeit und meine eigenen Filme zurückblicke, dann hoffe ich vor allem, dass ich etwas von seiner Technik mitgenommen habe. Mario war jemand, der Spaß an der Schöpfung von Bildern hatte. Ich hoffe, da habe ich etwas gelernt. Und dann habe ich das Schreiben von Drehbüchern bei ihm gelernt - mit seinem letzten Film SHOCK. A Blade In The Dark

Welchen Film Ihres Vaters mögen Sie denn nach all den Jahren am meisten? Die Filme sind ja wieder sehr aktuell.
    Oh, da ändere ich andauernd meine Meinung. Zur Zeit ihrer Entstehung mochte ich andere als heute. Mittlerweile bevorzuge ich DIE DREI GESICHTER DER FURCHT und BLUTIGE SEIDE. Und ich habe vor kurzem auf einem Festival in Frankreich mal wieder BAY OF BLOOD gesehen. Den hatte ich fast vergessen und ich war wirklich überrascht, wie modern er ausgesehen hat.

Zur selben Zeit zu der Sie letztmals mit Ihrem Vater arbeiteten, begann auch Ihre Zusammenarbeit mit Dario Argento, den Sie bei INFERNO unterstützten. Wie sind Sie beide eigentlich zusammengekommen und welche Rollenverteilung gab es am Anfang? A Blade In The Dark
    Da war ich zunächst der Regieassistent so wie bei meinem Vater. Mit Dario hatte ich immer eine sehr gute Beziehung und ich habe viel von ihm gelernt. Das erste war, dass man sehr intensiv am Skript arbeiten muss, es immer wieder umschreiben und liegenlassen muss. Erst dann wird es wirklich gut und schlüssig. Und dann, dass man am Set wie eine Maschine funktionieren muss, das ganze Team. Es darf nur der Film zählen, nichts anderes - alle müssen an das gemeinsame Projekt glauben.

Zur gleichen Zeit haben Sie auch MACABRO gemacht, Ihren ersten eigenen Film als Regisseur. Im Jahr 1980 hatten Sie bereits 15 Jahre Filmerfahrung auf dem Buckel. Wieso hat es so lange gedauert bis Sie Ihren ganz und gar eigenen Film gedreht haben und wie sind Sie schließlich zu dem Projekt gekommen?
    Ich wollte schon in meiner Zeit als Regieassistent immer eigene Filme machen. Meine Zeit kam, als ich mit den Arbeiten an Argentos INFERNO fertig war. Ich bekam einen Anruf von Antonio Avati, dem Bruder von Pupi Avati. Er ist ein Freund von mir und erst dachte ich, dass er mich als Assistent für Pupi Avatis nächsten Film haben wollte. Aber ich sollte einen eigenen Film machen, der auf einem Zeitungsartikel beruhte, den die beiden mir zeigten. Wir haben uns eingeschlossen und für zehn Tage an einer Geschichte geschrieben. Dann war sie fix und fertig und wir haben das Ganze an den Vertrieb Medusa gesendet. Ich habe eigentlich nicht daran geglaubt, dass daraus etwas werden würde. Im Anschluss war ich auch abgelenkt, denn ich musste für eine Woche mit Dario Argento zurück nach New York, weil wir bestimmte Szenen von INFERNO noch mal drehen mussten - die Negative waren schlecht rausgekommen. Schließlich rief mich Antonio Avati an und erzählte mir, dass Medusa unseren Vorschlag akzeptiert hatte und wir das Geld für den Film bekommen würden. Ich konnte es kaum glauben. Also haben wir uns an das Drehbuch gemacht und mit den Dreharbeiten begonnen. Das war so eine Sache von der man annimmt, dass sie einem niemals im Leben passieren wird, und mir ist sie passiert.

Dämonen 2 Dann haben Sie ja anderthalb Jahre später A BLADE IN THE DARK gemacht. Das war ein extremer Rückgriff auf den klassischen Giallo. Wieso gerade dieses Genre?
    Nun, zunächst habe ich noch TENEBRE mit Argento gemacht. Und dann hatte ich eine Geschichte gelesen, die mir gefiel. Da passte einfach das Genre des Giallo sehr gut. Wir hatten nur sehr wenig Geld zur Verfügung. Der Produzent hat uns seine Villa zur Verfügung gestellt, da wir keine mieten konnten und der Kameramann musste sich die Zoom-Linse privat leihen. Der Film selber wurde dann sehr brutal, aber ich mochte ihn sehr.

Kriminalfilme, die in Italien vor allem dem Giallo-Genre zugehören, sind eine Ihrer Spezialitäten. Welche Kriminalfilme gefallen Ihnen denn selber besonders gut?
    Nun, neben den Familienfilmen, also den Filmen von Mario und auch denen von Dario, der irgendwie auch zur Familie gehört, mag ich vor allem die amerikanischen Thriller oder Kriminalfilme. Meine Favoriten sind dabei SIEBEN, DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER und THE BONE COLLECTOR. Wenn wir von Horrorfilmen reden, dann gefällt mir vor allem THE CROW und ein deutscher Horrorfilm, den ich vor kurzem gesehen habe: TEARS OF KALI.

Dämonen 2 Zurück zu Ihren Filmen: Bei den DEMONI-Filmen haben Sie wieder mit Dario Argento gearbeitet, diesmal war er der Produzent. Wie kam es zu dieser erneuten Zusammenarbeit?
    Ich habe die Filme geschrieben und Regie geführt. Weil ich mit Dario oft zusammen war und wir gut befreundet waren und sind, hat er sich eben entschlossen die Filme zu produzieren. Aber erst, nachdem ich das Drehbuch extrem oft umgeschrieben habe. So war eben Dario, auch hier hat er mich gefordert. Die Idee war eigentlich ein Videoclip - der ganze Film sollte in diesem Stil sein und hat sich eigentlich mit dem Thema Musik auseinandergesetzt. Deswegen arbeitet er auch mit extrem vielen Schnitten, wie in einem Musikvideo.

Die DEMONI-Filme, aber auch andere Filme aus ihrem Werk sind in vielen Ländern geschnitten und teilweise auch indiziert worden. Wie gehen Sie als Filmemacher mit solchen Eingriffen um?
    Nun, teilweise habe ich versucht mich selber daran zu beteiligen, etwa um DEMONI ins Fernsehen zu bekommen. Aber die Auflagen der Zensoren waren so hart, dass wohl später eine Dokumentation herausgekommen wäre. Ich hielt das für ziemlichen Unsinn. Auch denke ich, dass viele Menschen, die Horrorfilme sehen wollen schon wissen, dass es sich da um Fiktion handelt. DEMONI ist zum Beispiel eine Satire. Ich hatte aber wirklich oft Probleme. Viele Menschen verstehen leider den Unterschied zwischen Fiktion und Realität nicht - bei mir ist das immer Fiktion. Als ich einmal gebeten wurde einen Film über einen Florenzer Massenmörder zu drehen, habe ich das abgelehnt, das wäre für mich zu real gewesen. Das mag ich nicht. Mightnight Ripper

In den 90ern haben Sie angefangen mehr fürs Fernsehen zu arbeiten. War das eine eigene Entscheidung oder hatten Sie Probleme Budgets für Kinofilme zu bekommen?
    Nein, das habe ich so entschieden. Denn ich wollte ein breiteres Publikum erreichen. DEMONI wurde in Italien vielleicht von 250.000 Zuschauern gesehen. Das ist wirklich wenig bei uns. Also ging ich eher in Richtung TV-Fantasy, denn das interessiert bei uns viele Menschen und so kam es zu PRINZESSIN FANTAGHIRÒ.

Die Serie ist auch in Deutschland gelaufen. Und ich glaube, dass das für viele Deutsche das einzige Ihrer Werke ist, das sie kennen. Sind Sie mit dem Erfolg zufrieden?
    Ja. Ich habe dann viele Jahre lang Fernsehen gemacht und das hat mich sehr zufrieden gestellt. Doch jetzt mache ich wieder Kino. Es war irgendwann genug.

Das letzte Projekt GHOST SON steht ja ganz klar für Ihre Rückkehr. Ist es wieder ein Horrorfilm?
    Nicht wirklich. Es ist die Geschichte einer Liebe, die über den Tod hinausgeht. Aber obwohl das viele gerne hätten: Die meisten Menschen kommen nicht zurück.

Die Hauptdarstellerin ist ja Laura Harring, die aus MULHOLLAND DRIVE bekannt ist. Wollten Sie sie aufgrund dieser Rolle für GHOST SON haben? Dämonen
    MULHOLLAND DRIVE ist einer der wenigen Filme, die ich in und auswendig kenne. Als ich das Drehbuch für GHOST SON geschrieben hatte, waren ich und der Produzent sicher, dass wir eine amerikanische Schauspielerin dafür brauchten. Sie war eine der ersten, die ich gefragt habe und sie liebte das Skript und wollte es auf jeden Fall machen. Auch einige andere Amerikaner sind bei dem Film dabei.

Lassen Sie uns noch kurz in die Zukunft schauen: Was planen Sie als nächstes?
    Zunächst einmal werde ich arbeiten, denn die Arbeit ist mein Leben. Ich schreibe gerade an zwei oder drei Geschichten, aber ich weiß noch nicht, welche Geschichte der nächste Film wird. Auf jeden Fall plane ich wieder einen Kinofilm, vielleicht wird es auch ein Direct-to-DVD-Film. Das weiß ich jetzt noch nicht genau.




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