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THE EXPENDABLES (USA 2010)

von Björn Lahrmann

Original Titel. THE EXPENDABLES
Laufzeit in Minuten. 100

Regie. SYLVESTER STALLONE
Drehbuch. DAVE CALLAHAM . SYLVESTER STALLONE
Musik. BRIAN TYLER
Kamera. JEFFREY L. KIMBALL
Schnitt. KEN BLACKWELL . PAUL HARB
Darsteller. SYLVESTER STALLONE . JASON STATHAM . DOLPH LUNDGREN . MICKEY ROURKE u.a.

Review Datum. 2010-08-12
Kinostart Deutschland. 2010-08-26

Als Tool (Rourke) in seine Werkstatt einfährt, wartet Barney (Stallone) schon auf ihn. Während die auf dem Sozius mitgeschleppte Blondine ins Penthouse geschickt wird, machen die Herren erst mal den Oberkörper frei: vermackte Sixpacks aus Naturkevlar, die kein Altersspeck durchdringen kann. Auf dem Rücken trägt Barney ein halbes Tattoo, The Expen, an dem Tool nach längerer Zeit wieder ans Werk gehen soll. Immer schön ein Buchstabe nach dem anderen.
Von einem, der noch nicht fertig ist mit sich und der Welt, den es trotz fortgeschrittener Jahre immer wieder dahin zieht, wo die Kuh fliegt, handelt dann auch THE EXPENDABLES. Das war von Sylvester Stallone, nach den grimmen Legenden-Revisitationen ROCKY BALBOA und JOHN RAMBO, nicht unbedingt zu erwarten. Grobziselierte Schnitzarbeiten am eigenen Mythos waren das, die von Kriegsmüdigkeit und Widerwillen kündeten. Hier eher nicht. Hier wird einem das Kerbmesser mit der ungehobelten Planke mitten ins Hirn gezimmert.

Vor allem im DTV-Sektor war in den letzten Jahren viel die Rede von der Melancholie alter Helden, von der Erhabenheit des Dinosauriers. Bei manchen, wie Van Damme, kam das per Reflexion, bei anderen, wie Seagal, als Reflex. Kämpfen tun sie nur noch, weil sie anderes nicht können, in ukrainischen Industriebaracken, die von der Geschichte so verschlissen sind wie ihre Körper. THE EXPENDABLES (also: die Verschleißbaren, noch nicht Verschlissenen) übt sich dagegen in Unbeschwertheit und verlagert das Schlachtfeld vom Ostblock dorthin, wo es mal hingehörte: auf ein lateinamerikanisches Fantasie-Eiland, wo ein Militärdiktator eisern die Knute führt. Weg muss er! In guter Reagankinotradition wird der Söldnertrupp um Stallone von der CIA angeheuert, unterm Radar die Drecksarbeit zu erledigen (der Generalissimo, man ahnt es schon, ist bloß Strohpuppe einer maliziösen amerikanischen Businesshyäne, aasig dargeboten von Eric Roberts).

Viel Energie auf wehmütige Rückschau verschwendet Stallone wahrlich nicht. Die zerrissene Pathologie der Berufsmordmaschine wird zwar gelegentlich angetippt - etwa in einem unerwartet intimen, von Rourke fabelhaft gespielten Moment bitterer Reue -, übermannt aber nie den hemmungslos revisionistischen Spaß am Fließbandknochenbruch. Größtes Verdienst von THE EXPENDABLES ist es, vollendet altmodisch und trotzdem niemals retro zu sein. Die Insel ist ein hermetisch von der Postmoderne abgeriegelter Testosteronspielplatz, wo in jeden Kopf eine Kugel passt, jede Frau zum Retten da ist und noch der stullste Kalauer ohne Augenzwinkern die Lippen verlässt. Stallones Inszenierungsstil ist dabei angemessen rustikal, wenngleich ein wenig arg versessen auf schludrige Handkamera-Closeups.

Kaum zu erwähnen braucht man den spektakulärsten Stunt des Films, seine Besetzung: Dolph Lundgren, Jet Li, Ultimate Fighting Champion Randy Couture, Ex-NFL-Linebacker Terry Crews und WWF-Profi Steve Austin dürfen einander in diversen Permutationen ordentlich die Fresse versohlen; ebenfalls rumgesprochen haben dürfte sich das fremdschamintensive Cameo eines gewissen steiermärkischen Lokalpolitikers. Dass der kameradschaftliche Kern des Films dennoch um das jüngste Crewmitglied, Jason Statham, organisiert ist, beweist, dass Stallone mit runzliger Prostata-Nostalgie à la SPACE COWBOYS nichts am Hut hat. Sein Film ist weder up to noch out of date, sondern in einer Paralleldimension zu Hause, wo das Actionkino nach den 80ern nie links abgebogen ist.

Bei aller Sollerfüllung muss ein wenig Kritik dennoch erlaubt sein. Die im Vorfeld heiß geschürte Erwartung, es mit einem künftigen Genre-Klassiker zu tun zu haben, setzt einen unfairen Maßstab, den THE EXPENDABLES einigermaßen konstant unterschreitet. Nichts gegen stumpfes, großkalibriges Bumsfallera - dem Film das vorzuwerfen wäre in etwa so weltfremd, wie Pimmelwitze in Teenagerkomödien zu beanstanden. Was inmitten dutzender Sprengstoffkaskaden aber tatsächlich fehlt, ist die eine überragende, originelle Sequenz, die auch in 20 Jahren noch per Stichwort herbeizitiert werden könnte - ein Yippee Ki Yay oder I'll Be Back, meinetwegen.
Hinzu kommt, dass sich das immense Staraufgebot auf dem Poster zwar knorke liest, in 100 Minuten Film für eine derartige Ego-Revue aber hinten und vorn der Platz nicht reicht. So gerät Li zum comic relief, Couture zum Pausenfüller und Lundgren, trotz hübscher Prämisse (cholerischer Junkie mit Machete!), zur Randfigur. Inwiefern einen derlei Einwände kratzen, hängt letztlich damit zusammen, was man sich von THE EXPENDABLES persönlich erhofft: die krönende Summe seiner Zunft - oder eine simple, bullshitfreie Oldschool-Granate, die nichts anderes belegt, als dass es sie überhaupt noch geben kann.











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