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DIE DREI MUSKETIERE (USA/Deutschland 2011)

von Benjamin Hahn

Original Titel. THE THREE MUSKETEERS
Laufzeit in Minuten. 110

Regie. PAUL W.S. ANDERSON
Drehbuch. ALEX LITVAK . ANDREW DAVIES
Musik. PAUL HASLINGER
Kamera. GLEN MACPHERSON
Schnitt. ALEXANDER BERNER
Darsteller. LOGAN LERMAN . MILLA JOVOVICH . MATTHEW MACFADYEN . ORLANDO BLOOM u.a.

Review Datum. 2011-08-18
Kinostart Deutschland. 2011-09-01

Eigentlich ist das Konzept von der Grundidee her gar nicht mal so furchtbar, wie es auf den ersten Blick scheint: Ein wohlbekannter, aber inzwischen reichlich angestaubter Klassiker der Abenteuerliteratur wird durch das Hinzufügen allerlei phantastischer Elemente wieder flott für das gegenwärtige Publikum gemacht. So ein Update hat manches Mal schon das Interesse an der Vorlage neu entfachen können. Grundsätzlich also keine schlechte Idee, sich Alexandre Dumas Roman über DIE DREI MUSKETIERE vorzunehmen, ihr mal ordentlich in den verstaubten Arsch zu treten und aus dem Stoff einen wunderbar überdrehten Film zu machen, der - in 3D kommend - zudem noch den Vorteil hat, dass die vielen Degenkämpfe erlebbarer sind als in den zahlreichen Verfilmungen zuvor. Nur leider wird das nichts, wenn man sich 1.) mit Paul W.S. Anderson einen Regisseur an Bord holt, der seit Jahren eher mäßige Filme abgeliefert hat (siehe RESIDENT EVIL: AFTERLIFE) und 2.) für das Drehbuch ein Gespann engagiert, das kurioser nicht sein könnte, nämlich den Autoren des PREDATORS-Reboots, Alex Litvak, und den der BRIDGET JONES-Filme, Andrew Davies. Diese drei Herren sind es, die DIE DREI MUSKETIERE 3D zu einem perfekten Beispiel von "hätte, könnte, wäre" machen: So viele verschenkte Chancen sieht man selten.

Denn ehrlich gesagt: Nicht alles ist schlimm an diesem Film. Die Geschichte um Betrug, Da Vinci und Luftschiffe mag Dumas-Fans auf die Barrikaden treiben, aber sie ist einigermaßen durchdacht, herrlich übertrieben und bietet dank immer neuer Schauwerte viel abwechslungsreiches; die Kostüme, die Ausstattung und die Kulissen (gedreht wurde komplett in Deutschland, größtenteils in Bayern) opulent und durchaus beeindruckend; die Besetzung grandios. Doch das alles nützt nichts denn Anderson und seine Autoren reiten den Gaul zu Tode, indem sie der schon so haarscharf an der Grenze der Überfrachtung vorbeischrammenden Geschichte noch ganz dringend eine "witzige" Note hinzufügen müssen. Nichts gegen ein wenig Selbstironie in solchen Filmen, aber würde Michael "Bully" Herbig eine Version der drei Musketiere drehen, sie wäre dieser hier sehr ähnlich. Doch nicht nur die peinlich-platten und daher leicht verzichtbaren Slapstick- und comic-relief-Momente bringen den Film ins Stolpern, es ist auch die Regie von Anderson selbst, die weder was aus den fantastischen Kulissen herausholt und oftmals den Eindruck eines reinen "point and shoot" erweckt, noch den 3D-Effekt sinnvoll ausnutzt. Dass ausgerechnet in einem Mantel-und-Degen-Film so wenig spitze Gegenstände auf die Kamera zufliegen, ist geradezu kurios. Und weil Anderson auch sonst nicht wirklich mit der Tiefenwirkung arbeitet, ist die 3D-Technik hier völlig verschenkt. Lediglich wenn es um die Inszenierung seiner Ehefrau geht, gibt sich Anderson ein bisschen Mühe: Der Vorbau von Frau Jovovich kommt einem recht häufig von der Leinwand entgegen.

Sie selbst spielt im Übrigen solide, aber nicht gerade erinnerungswürdig. Ein Fazit, das man getrost auch auf alle anderen Schauspieler übertragen kann. Lediglich Matthew Macfadyen als vom Leben enttäuschter Athos spielt hier deutlich unter seinem über die Jahre mit STOLZ & VORURTEIL und IN MY FATHER'S DEN erworbenem Niveau. Positive Ausreißer nach oben bilden Ray Stevenson mit seinem jovialen, draufgängerischem harte-Schale-weicher-Kern-Porthos und Christoph Waltz als intriganter Kardinal. Beiden ist der Spaß an ihren Rollen deutlich anzusehen und diese Freude steckt durchaus an.

Vielleicht an dieser Stelle noch ein paar Worte zum Score, der von Paul Haslinger stammt. Der Österreicher ist für mich persönlich seit einigen Jahren eine Hoffnung im Bereich der vom Industrial beeinflussten Scores. Seine Musik zu Andersons DEATH RACE-Remake z.B. findet sich seit Jahren auf meinem MP3-Player. Doch was er hier abliefert, ist schlichtweg enttäuschend, denn der pathetische Bombast-Sound klingt nach einem mittelmäßigen Hans-Zimmer-Imitat und das tut weh. Erstens, weil man von Haslinger wirklich besseres gewohnt ist, zweitens, weil die Hans-Zimmer-isierung der Filmmusik ein Gräuel wider dem Musikgeschmack ist.

DIE DREI MUSKETIERE 3D ist kein langweiliger Film, aber er ist auch kein sonderlich guter und schon gar keiner, den man sich dringend im Kino anschauen muss. Er ist unfreiwilliger Edel-Trash, der, ausgeliehen aus der Videothek, in 2D, mit Freunden und ein paar Bierchen sicherlich Spaß machen kann. Man wird sich zwar größtenteils auf Kosten des Films unterhalten fühlen, aber wen stört das schon?











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